Kleine Baustoffkunde für das gesunde Wohnen

Ob Neubau oder Gebraucht-Immobilie: Die Interessenten sind heute kritischer geworden. Und längst gehören zum gesunden Wohnen nicht nur wohngiftfreie Räume, sondern auch die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit.
Bei Dämmstoffen wird auf nachwachsende Rohstoffe gesetzt und beim Mauerwerk spielt auch die Öko- und Energie-Bilanz des Baustoffs eine Rolle.
Pro & Contra
Oft gilt es dabei, Aspekte gegeneinander abzuwägen. Tropische Harthölzer etwa sind sehr langlebig, obwohl sie keineGifteenthaltenundnichtmit chemischen Mitteln geschützt werden müssen. Die Kriterien Nachhaltigkeit und Gesundheit sind damit schon mal erfüllt. Andererseits: Wenn deswegen der Regenwald unkontrolliert abgeholzt wird, kann manchem die Lust an der noblen Holzterrasse schon vergehen. Dann greift man vielleicht doch zur heimischen Alternative Lärchenholz. Das verursacht keine Transporte rund um den halben Globus und hält mit regelmäßiger (Naturöl-) Pflege mit etwas Glück und Schatten genauso lang.
Ein interessanter Trend seit einiger Zeit ist, dass Bauherren nicht nur dort auf Gesundheit und Ökologie achten, wo es jeder sehen kann (Lehmputz, Naturfarben, Massivholzboden), sondern auch im Verborgenen beim Bodenaufbau und der Wärmedämmung. So wie moderne Autos mit einem niedrigen CO2-Ausstoß punkten, so haben heute Immobilien, die Wohngesundheit und Umweltfreundlichkeit garantieren, die Nase vorn.
Strom vom Fenster
Schon seit einiger Zeit punkten Niedrigenergie- und Passivhäuser bei Interessenten, genauso wie die Ausstattung mit Solarthermie und Photovoltaik. Doch jetzt wird gerade eine neue Revolution versprochen. Das Zauberwort heißt: organische Photovoltaik. Statt Silizium fangen organische Polymere (Kunststoffe auf Kohlenwasserstoffbasis) das Licht ein und wandeln es in Strom um. Der Vorteil: Die Module sind dünn wie eine Folie, biegsam und lassen sich praktisch überall anbringen: Möglich sind stromerzeugende Fenster (mit einer transparenten Folie) oder Fassadengestaltungen (mit farbigen Folien). Prinzipiell kann mit dieser Technologie jede Oberfläche zu einem kleinen Stromkraftwerk werden. Auch mit einer streichbaren Farbe zur Stromerzeugung wird bereits experimentiert. Weiterer Vorteil dieser Technik: Die Herstellungskosten sind wesentlich geringer als die für die aktuell Silizium-basierten Module. Das Problem, an dem fieberhaft auf der ganzen Welt in den Labors gearbeitet wird, ist jedoch der Wirkungsgrad, also wie viel Strom sich gewinnen lässt. Einzelne solcher Solarzellen schaffen schon einen Wirkungsgrad von sieben Prozent. Doch im fertigen Modul sinkt er dann wieder auf rund vier Prozent ab. Als nötig für eine Markteinführung wird jedoch ein Wirkungsgrad von zehn Prozent für ein Modul angesehen. Und noch ein Problem: Noch ist die Langlebigkeit der Zellen nur wenig erforscht. Die organischen Farbstoffe, die das Licht absorbieren, sind in Verbindung mit Sauerstoff leicht zersetzbar und müssen daher sehr gut versiegelt werden.
SIEGEL „GESUNDES WOHNEN“
Für Hausverkäufer ist eine Schadstoffprüfung ein gutes Verkaufsargument, für Erwerber ist sie eine Sicherheit für eine gesunde Wohnzukunft. Dabei muss eine solche Prüfung nicht teurer sein als eine Autoinspektion. Es gibt sie in verschiedenen Kategorien, je nach individueller Befindlichkeit. So werden chemische Schadstoffe (Asbest, Formaldehyd, Holzschutzmittel), biologische Belastungen (Schimmel, Bakterien) oder physikalische Beeinträchtigungen (E-Smog) bestimmt und beurteilt. Gesundheitliche Beschwerden bei Bewohnern finden hierbei eine besondere Berücksichtigung. Die Experten, die ein Gesundheitssiegel für Wohnräume ausstellen, sind die Sachverständigen für Innenraumanalytik, zugelassen vom Bundesverband Freier Sachverständiger (BVFS e.V.).