Gute und schlechte Nachbarn

Die systematische Suche nach den eigenen vier Wänden beginnt mit einer genauen Analyse der eigenen Wünsche und Ansprüche in Bezug auf das Wohnumfeld.
Steht die großräumige Lage in der Stadt oder auf dem Land fest, heißt es daher, kleinräumige Lageunterschiede zu bewerten.
- Darf es die Ausfallstraße durchs Nobelviertel sein?
- Kommt man mit den typischen Gerüchen einer Brauerei klar?
- Sind Hochspannungsleitungen nur eine Landschaftsverschandelung oder eine E-Smog-Bedohung?
- Ist das Eventzentrum gegenüber eine willkommene Infrastruktureinrichtung oder nerven die parkplatzsuchenden Besucher?
- Führt der künftige Heimweg durch dunkle Seitengassen?
All das sind keine Nebenfragen, denn bei uns ist es fast die Hälfte des Jahres bereits um sechs Uhr dunkel. Auf einem Abenteuerspielplatz wird nun mal gehämmert und gesägt. Und in unseren Biergärten klirren an Sommerabenden nicht nur zur Fußball-WM die Maßkrüge. Bei Spaziergängen zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten (Achtung Ferien!) kann man die künftige Nachbarschaft gut entdecken.
KLEINE LAGE-CHECKLISTE PLUS +
Lagebewertungen sind immer auch subjektiv. Dem Szenegänger ist die angesagte Eckkneipe ein wichtiges Lageplus, das ruhebedürftige Seniorenpaar schreckt sie eher ab. Für diese Nachbarn gibt es im allgemeinen Pluspunkte beim Lage-Vergleich:
- Gartenstadt/Bebauung mit Einfamilienhäusern
- Denkmal-Ensembles
- architektonisch ansprechende Gebäude
- U-Bahn/S-Bahn fußläufig erreichbar
- Park/Grünanlage
- Naturschutzgebiet
- kleine Läden für den täglichen Bedarf
- Schule/Kindergarten
- gepflegte Restaurants
- Golfplatz
- Kloster/Kirche
- Alpenpanorama (bei entsprechender Sicht)
KLEINE LAGE-CHECKLISTE MINUS -
- Wohnsilos/Plattenbau mit Schlafstadtcharakter
- einfallslose Einheitsarchitektur
- Bahnstrecke (mit nächtlichem Güterverkehr)
- Busbahnhof
- Kraftwerk
- Hochspannungsleitungen
- Auslieferungsbetriebe
- Molkerei
- Brauerei
- Spielhalle
- Stehausschank
- Nightclub/Disco
- Parkhaus
- Kaserne
- Gewerbegebiet (womöglich mit dem ältesten Gewerbe der Welt)
NETZWERK NACHBARSCHAFT
Die Deutschen entdecken die lebendige Nachbarschaft als Netzwerk wieder. Für 85 Prozent der Bundesbürger hängt es vom nachbarschaftlichen Umfeld ab, ob eine Wohn-Lage wirklich gut und lebenswert ist. So lautet das Ergebnis einer Emnid- Umfrage unter 1.000 Männern und Frauen ab 14 Jahren, die von der Bausparkasse BHW initiiert wurde.
Institutionelle Hilfeleistungen durch Behörden, Vereine und Verbände haben im Alltagsleben der Bevölkerung eine wesentlich geringere Bedeutung als die spontane Hilfsbereitschaft in den eigenen vier Wänden, vor der Haustür oder um die Ecke durch freundliche Nachbarn. Die Initiative „Netzwerk Nachbarschaft“ fördert seit einigen Jahren nachbarschaftliche Projekte, mehr dazu im Internet unter www.netzwerk- nachbarschaft.net.
Auch hier gilt natürlich: Jede Lage-Bewertung ist subjektiv. Für die meisten Menschen sind diese Nachbarn beim Wohnen jedoch eher störend: