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Long Covid: Vier Menschen mit ungewöhnlichem Medikament geheilt – Ärztin nennt Details

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Von: Tobias Utz

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Long Covid
Long Covid-Betroffene leiden oftmals Monate lang unter den Beeinträchtigungen. (Symbolfoto) © Mustafa Kaya/Imago Images

Forscherinnen und Forscher aus Deutschland heilen vier Long Covid-Betroffene – mit einem Herzmedikament.

Erlangen/Berlin – Forscherinnen und Forscher aus Deutschland haben erstmals Patientinnen und Patienten, die von Long Covid betroffen waren, geheilt. Das gelang mithilfe eines Herzmedikaments. Der erste Erfolg wurde bereits im Juli verkündet, nun gibt es insgesamt vier Menschen, die aufgrund dieser Behandlung keine Erschöpfung, Geschmacksstörungen, Depressionen oder Atembeschwerden* mehr erleiden.

Unter den Betroffenen war eine Grundschullehrerin. Sie berichtet, dass sie durch Long Covid unter Gleichgewichts- sowie Koordinationsstörungen und massiver Abgeschlagenheit litt. Bettina Hohberger, behandelnde Ärztin an der Universitätsklinik Erlangen, spricht dabei vom „schwersten Long Covid“-Fall, der ihr bekannt gewesen sei. „Sie war nicht mehr arbeitsfähig. Ihre Gangunsicherheiten waren massiv. Gesprächen konnte sie nur sehr schwer folgen und schlief dabei ständig ein“, so Hohberger in einer Mitteilung.

Long Covid: Betroffene mit Herzmedikament geheilt

Die Grundschullehrerin und die drei anderen Betroffenen profitierten schließlich von der Erforschung des Wirkstoffs „BC 007“, der für das Herzmedikament entwickelt wurde. „Wir forschen schon seit Jahren am Grünen Star und wissen, dass sogenannte Autoantikörper eine Rolle bei dieser Augenerkrankung spielen – sie haben Einfluss auf den Augeninnendruck und beeinträchtigen die Durchblutung im Auge“, erklärt Augenärztin Hohberger dem Nachrichtenportal Focus Online. Als die Corona*-Pandemie begonnen habe, sei das Team in der Vorbereitung „neutralisierender Medikamente gegen diese Autoantikörper“ gewesen.

Hohberger, die am Uniklinikum Erlangen auch auf der Intensivstation arbeitet, untersuchte dabei regelmäßig auch die Augen von Covid-19-Patientinnen und Patienten. „Am Auge lassen sich recht früh körperliche Veränderungen ablesen“, so Hohberger im Interview. Das machte sich demnach insbesondere durch die Durchblutung am Auge in Folge einer Corona-Infektion bemerkbar. Dieses Phänomen wurde anschließend in einer Studie untersucht. Mithilfe eines speziellen Verfahrens ließ sich feststellen, dass auch Monate nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 die Blutzirkulation in der Netzhaut des Auges eingeschränkt war. Zudem konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die angesprochenen „Autoantikörper“ im Blut ehemaliger Infizierter entdecken, welche man bereits aus Studien zu grauem Star kannte.

„Da Autoantikörper nicht nur die Blutgefäße in der Netzhaut angreifen können, sondern möglicherweise auch in anderen Körperbereichen, lag die Vermutung nahe, dass das Medikament, dass wir ursprünglich bei unseren Glaukom-Patienten einsetzen wollten, auch bei Long Covid-Symptomen helfen könnte“, so Hohberger gegenüber dem Nachrichtenportal. Als „Glaukom“ wird eine Einschränkung bezeichnet, die auch „grüner Star“ genannt wird und Ähnlichkeiten zu grauem Star aufweist.

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Seit der erfolgreichen Behandlung der vier Betroffenen erreichen das Uniklinikum Erlangen zahlreiche Anfragen zur Behandlung von Long Covid-Anzeichen mit dem Herzmedikament. Das Mittel kann allerdings lediglich in Studien eingesetzt werden, da es als Medikament für Long Covid nicht zugelassen ist. Ein entsprechender Antrag für weitere Studien sei bereits beim Bundesministerium für Forschung gestellt worden, so Hohberger. Die Bestände des Herzmedikaments am Uniklinikum Erlangen sind allerdings derzeit aufgebraucht. (tu)

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