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Umweltschützer laufen Sturm gegen neue Formel-1-Strecke

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Vor dem Renault-Werk Flins bereiten schon die Bagger den Boden für die “erste Formel-1- Strecke der Zukunft“.
Vor dem Renault-Werk Flins bereiten schon die Bagger den Boden für die “erste Formel-1- Strecke der Zukunft“. © dpa

Paris - Im hügeligen Westen von Paris wird der Traum von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone Wirklichkeit. Bis 2011 soll dort die “erste Formel-1- Strecke der Zukunft“ entstehen. Umweltschützer laufen Sturm gegen die “Auspuff-Nostalgiker“.

Vor dem Renault-Werk Flins bereiten schon die Bagger den Boden für die “erste Formel-1- Strecke der Zukunft“. Auf 95 Hektar soll das Renngelände an den Seine-Schleifen entstehen. Die “Pariser Formel 1“ ist eines der Lieblingsprojekte von Zampano Ecclestone. Schon 2011 soll der Große Preis von Frankreich an der Seine gestartet werden. Renault will die neue Rennstrecke als Versuchsgelände nutzen.

Erst war erwogen worden, den Rennzirkus bei Disneyland im Osten von Paris zu veranstalten. Doch nun ist Flins/Les Mureaux klar in der Pole Position. Treibende Kraft ist das Département Yvelines, das nicht nur stolz ist auf seine drei früheren Königsorte Poissy, Saint- Germain-en-Laye und Versailles, sondern auch auf seine Autoindustrie mit 35 000 Mitarbeitern. Die Formel 1 soll die Yvelines zum Auto-Mekka machen.

Die kompakte Strecke von Les Mureaux soll elf Kurven auf 4,5 Kilometern Länge aufweisen, mit einer Beschleunigungsgeraden von einem Kilometer. Für 100 000 Zuschauer wird auf bequemen Tribünen Platz sein. Oberhalb der Boxengasse soll ein 2900 Quadratmeter großes Kongresszentrum samt Amphitheater mit 1000 Plätzen das ganze Jahr hindurch für Leben und Umsatz sorgen. Hier könnten Weltkongresse zur Auto- und Umwelttechnik stattfinden - immer mit Blick auf den teilstaatlichen Hersteller Renault, der auf dem Nachbargrundstück in Flins Elektroautos und Öko-Techniken entwickeln will.

Stararchitekt Jean-Michel Wilmotte plant die erste Rennstrecke mit dem Qualitätslabel HQU für Hohe Umweltqualität. Er setzt auf Bio- Materialien, eine begrünte Dachterrasse für das Kongresszentrum und Solarzellen auf den Tribünen.

In der Formel 1 war Frankreich bis zum Vorjahr fester Bestandteil, ehe der ungeliebte Grand Prix in Magny-Cours für dieses Jahr aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen wurde. Das Comeback in der Yvelines soll das Département zum Technologie-Schaufenster der europäischen Autoindustrie machen. 60 Millionen TV-Zuschauer würden bei einem Rennen auf das Renault-Entwicklungszentrum schauen. Politiker träumen bereits von der Organisation eines Grand Prix der Elektroautos, in denen Renault die Zukunft sieht. Sie sehen die 112 Millionen Euro für die Formel 1 als Teil einer 330-Millionen-Hilfe für die Autobranche.

Umweltschützer laufen Sturm

Wenn nur die Bürger nicht wären. Viele Anwohner glauben weder an den wirtschaftlichen Nutzen noch an die Umweltfreundlichkeit des Projektes. Mit den 112 Millionen Euro würden gerade mal 50 Stellen geschaffen, meint die Bürgerinitiative “Flins ohne F1“. Für die Umweltschützer von “Agir pour l'Environnement“ ist es heller Wahnsinn, eine Rennstrecke ausgerechnet auf einer für Biobauern vorgesehenen Fläche zu bauen. Und das in einem Gebiet, das 400 000 Menschen mit Trinkwasser versorgt.

Die Regierung fordert zwar eine “Umweltgarantie“, doch viele Minister sind für das Formel-1-Projekt. Da kann die Zeitung “Le Monde“ noch so sehr gegen “diese Saurier, diese Männer der Vergangenheit, die ewigen Betonierer, diese Auspuff-Nostalgiker“ wettern. Jetzt sollen zwei “seltsame Vögel“ die Rennwagen stoppen: der Kiebitz und der Triel. Die Projektgegner führen den Artenschutz an, um den Rennzirkus zu stoppen. Beide taubengroßen Vögel brüten auf dem Boden, wo schon die Bagger stehen. Und beide sind streng geschützt. Denn beide sind höchst selten. Fast so selten wie Formel- 1-Rennstrecken.

dpa

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