Unbeständig wie Wetter: Vettel Dritter und Siebter

São Paulo - Der ermutigenden ersten Ausfahrt folgte ein kleiner Dämpfer im zweiten Training für Sebastian Vettel: Unbeständig wie das Wetter hat sich der Heppenheimer WM-Herausforderer beim Auftakt-Kräftemessen in São Paulo präsentiert.
Zumindest, was die Platzierungen betrifft. Nach Rang drei für den 22- jährigen Formel-1-Piloten in den ersten anderthalb Stunden wurde er am Freitagnachmittag Siebter. WM-Spitzenreiter Jenson Button von BrawnGP schaffte es erst nur auf Platz sieben, dann kam er als Fünfter am Nachmittag zurück in die Box. Konstanter dagegen der WM- Zweite und Lokalmatador Rubens Barrichello: Der nach seinem ersten Sieg beim Heimrennen dürstende “Paulista“ wurde zwei Tage vor dem Großen Preis von Brasilien Zweiter und Dritter.
Die Tagesbestzeit lieferte der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso. Der Spanier benötigte im Renault 1:12,314 Minuten für den 4,309 Kilometer langen Kurs. Zweiter wurde überraschend der Franko- Schweizer Sebastien Buemi. Die weiteren deutschen Piloten versammelten sich im Mittelfeld. Nico Rosberg (Williams/Wiesbaden) belegte zweimal Platz acht, Adrian Sutil (Force India/Gräfelfing) wurde zweimal dahinter Neunter. Nick Heidfeld (BMW-Sauber/ Mönchengladbach) kam auf die Plätze 12 und 15. Nicht dabei ist Timo Glock. Der Toyota-Pilot aus Wersau muss auf einen Rennstart nach seinem schweren Unfall in Japan verzichten.
Dagegen will Vettel seine äußerst vage Chancen nutzen. Wie? “Es gab viele Ratschläge, aber ich glaube der beste Ratschlag ist, nicht viel nachzudenken und einfach das Pedal durchzudrücken und alles rauszuholen“, sagte er in einem Interview mit dem Sender RTL, das am Rennsonntag (ab 16.45 Uhr) ausgestrahlt werden soll. “Ich glaube, dass alles machbar ist. Aufgegeben wird nicht“, betonte Vettel in dem Gespräch.
Bei der Kuschelkonferenz des WM-Aspiraten-Triumvirats am Vortag hatte Vettel betont, dass er gegen Niederschlag nichts einzuwenden hätte. Doch der “Rain-Man“, der seinen ersten Formel-1-Sieg im verregneten Monza in der vergangenen Saison eingefahren hatte, weiß auch um die Gefahren. “Auch wenn wir vielleicht unter nassen Bedingungen schnell sind, fährt trotzdem immer ein gewisses Risiko mit. Ruckzuck ist ein Fehler passiert. Wir müssen es eh so nehmen, wie es kommt. Von daher brauchen wir uns da nicht zu sehr “verkopfen““, sagte er.
Vor dem vorletzten WM-Lauf an diesem Sonntag (18.00 Uhr/RTL und Sky) rangiert Vettel mit 69 Punkten auf Rang drei. Button hat 85 Zähler gesammelt, wartet aber seit acht Rennen auf einen Sieg, nachdem er in den ersten sieben Grand-Prix sechsmal erfolgreich gewesen war.
Vettel und auch Barrichello (71) wollen die WM-Entscheidung bei den Fahrern auf das Finale am 1. November in Abu Dhabi vertagen. Bis dahin soll auch der Bart beim Deutschen und seiner Crew noch weiter sprießen. Rasiert wird er erst, wenn der Titel vergeben ist. “Wir hoffen, dass wir in Abu Dhabi alle mit einem standesgemäßen Bart anreisen“, meinte Vettel und schloss seine ebenfalls schon struppigen Mechaniker mit ein. Nur noch eine Formsache in Brasilien ist die Konstrukteursmeisterschaft. Theoretisch reicht BrawnGP ein halber Punkt.
Wiedersehensfreude herrschte bei Ferrari. Nach seinem schweren Unfall am 25. Juli in Ungarn begrüßte Felipe Massa die komplette Ferrari-Crew in der Box mit Handschlag. Im zweiten Freien Training musste der Brasilianer aber mitansehen, wie sein Ersatzmann Giancarlo Fisichella aus Italien nach 38 Runden den Ferrari auf der Strecke abstellen musste. In den Ergebnislisten wurde er am Nachmittag als enttäuschender Letzter geführt.
Von Jens Marx