Schumacher gibt Gas: Im alten Ferrari auf der Strecke

Mugello - Der berühmte Helm leuchtete aus dem Cockpit der "Roten Göttin": Formel-1-Lichtgestalt Michael Schumacher gibt wieder Gas.
Nicht einmal 48 Stunden nach seiner aufsehenerregenden Comeback-Ankündigung hat der Rekordweltmeister im Ferrari-Gebrauchtwagen von 2007 den nächsten Gang seiner Vorbereitung auf seine geplante Rückkehr eingelegt. Bei strahlendem Sonnenschein in Mugello drehte der 40-Jährige seine Runden im zwei Jahre alten F2007 der Ferrari-Sparte F1 Clienti, die die ehemaligen Rennautos in Schuss hält. "Zwar kann ich hier keine aktuellen oder letztjährigen Autos fahren, aber ich möchte eben so viel wie möglich fahren, und da ist das schon mal eine gute Option", erklärte Schumacher vor Fahrtantritt auf seiner Internetseite.
Damit Schumacher eventuell auch noch im neuen F60 üben kann, hat sich Ferrari in einem Brief an die restlichen neun Teams gewandt. Die Scuderia bittet darin um die Erlaubnis für einen Testtag, an dem sich der Kerpener an seinen Dienstwagen gewöhnen könnte. Bei einer Zustimmung wäre dies möglich, ansonsten sind Testfahrten während der Saison verboten. Erlaubt ist laut dem FIA-Reglement unterdessen ein PR-Termin. Es ist davon auszugehen, dass Ferrari diese Chance nutzen wird.
Mit dem alten Modell drehte Schumacher laut dem Internetpotal "Motorsport-total.com" bis zur Mittagspause 20 Runden. Die Strecke wurde abgeschirmt für die Mission des Meisterfahrers von einst. Die Fotografen mussten zwischen Bäumen hindurch ihr Glück versuchen.
Eines ist klar: Perfektionist Schumacher wird bis zum Großen Preis von Europa am 23. August rein gar nichts dem Zufall überlassen. Er habe das "Feuer" in den Augen des 40-Jährigen gesehen, berichtete Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo am Rande der Schwimm-Weltmeisterschaften am Donnerstagabend in Rom. Teamchef Stefano Domenicali pflichtete auf der Internetseite von Ferrari bei: Noch bevor di Montezemolo Schumacher gefragt habe, "konnte ich in seinen Augen ablesen, noch bevor er antwortete, wie stark die Verbindungen zwischen Michael und der Scuderia sind".
Schumis Karriere in Bildern
Kimi Räikkönen , Nachfolger Schumachers nach dessen Rücktritt 2006, sieht dem Duell mit dem siebenmaligen Weltmeister gewohnt gelassen entgegen. "Ob ich Michael oder einen anderen neben mir habe, kommt aufs selbe raus. Aber es wird nett sein, ihn als Teamkollegen zu haben." Toyota-Pilot und Schumacher-Landsmann Timo Glock geht davon aus, dass der Rekorde-Sammler nichts von seinen außerordentlichen Qualitäten verloren hat. "Er wird wieder vorne mitmischen und da anknüpfen, wo er damals aufgehört hat", sagte der Toyota-Pilot aus Wersau am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Für den siebenmaligen Weltmeister, der sich mit Hochdruck auf sein Comeback in Valencia vorbereitet, geht es darum, sich wieder an die Fliehkräfte und die körperlichen Beanspruchungen zu gewöhnen. "Er wird versuchen, so häufig wie möglich zu fahren, um die Belastungen in einem Formel-1-Wagen wieder zu erfahren", sagte Schumachers Sprecherin Sabine Kehm.
Bereits am Tag nach der Comeback-Ankündigung war Schumacher in Maranello - per Hubschrauber aus seiner schweizerischen Heimat am Genfer See. Am statischen Simulator habe er die Funktionalität des Lenkrads gecheckt. Auch sein Sitz im F60 von Felipe Massa soll angepasst worden sein. "Natürlich habe ich auch gleich noch mal die Gelegenheit genutzt und mich mit den Ingenieuren zum weiteren Vorgehen beraten", schrieb Schumacher, der sein bis dato letztes Rennen am 22. Oktober 2006 in Sao Paulo bestritten hatte.
Der Wagen, den er am Freitag pilotierte, stammt von F1 Clienti, eine Ferrari-Abteilung, die sich um die Pflege ehemaliger Rennwagen kümmert. "Das Testverbot in der Formel 1 ist ja bekannt, daher habe ich die Jungs von F1 Clienti kontaktiert, ob die mir ein Auto geben können", sagte Schumacher. Im neuen Wagen könnte er lediglich bei einem PR- Termin fahren. Es ist anzunehmen, dass Ferrari diese Chance nutzen wird.
Schumacher soll den verunglückten Massa, der nach Aussage seines Leibarztes am Montag das Budapester Krankenhaus Richtung Brasilien verlassen kann, ersetzen, bis der Brasilianer sich selbst wieder ans Steuer des in dieser Saison nicht gerade glänzenden F60 setzen kann. Der 91-malige Grand-Prix-Gewinner Schumacher hatte eine Rückkehr in die Formel 1 immer ausgeschlossen, die besondere Situation stimmte ihn - aus echter Verbundenheit zu Ferrari - nun um.
Von Jens Marx und Bernhard Krieger , dpa