Massa fragte: "Was ist passiert?"

Rom - "Was ist passiert, warum bin ich hier?" - an seinen Unfall kann sich Felipe Massa offensichtlich nicht erinnern. Dafür macht der Brasilianer aber nach Aussagen der Ärzte weitere Fortschritte auf dem Weg zur Genesung.
Am Dienstag konnte der 28 Jahre alte Formel-1-Pilot erstmals seit dem schweren Unfall drei Tage zuvor auf dem Hungaroring sein in Mitleidenschaft gezogenes linkes Auge wieder öffnen. Das sagte Massas Leibarzt, Dino Altmann. "Felipe hat das linke Auge geöffnet und sieht uns." Es seien keine sichtbaren Schäden erkennbar, meinte Altmann.
Massas Ehefrau Rafaela - sie ist im fünften Monat schwanger -bedankte sich für die Gebete und den Zuspruch in Massas südamerikanischer Heimat. "Wir müssen Gott danken, der ihn aus einer Situation gerettet hat, die fatal hätte enden können", sagte Massas Gattin, die unmittelbar nach dem Crash des Ferrari-Piloten von Sao Paulo nach Budapest geflogen war, laut der Internetseite der "Gazzetta dello Sport". "Jetzt geht es ihm gut und er wird sicher wieder seinen roten Rennwagen auf allen Pisten der Welt fahren", meinte sie. Seinen Bruder Eduardo soll Massa, der zuerst von einer Metallfeder am Kopf getroffen worden und anschließend mit rund 190 Stundenkilometer in die Reifenstapel des Hungarorings gekracht war, gefragt haben: "Was mache ich hier im Krankenhaus?"
Offenbar muss Massa, über dessen Ersatz in den kommenden Rennen weiter wild spekuliert wird, gar nicht mehr so lange im Krankenhaus bleiben. Chefarzt Peter Bazso stellte in Aussicht , dass der Ferrari-Fahrer, der am Dienstag auch Besuch von Ex-Teamchef Jean Todt bekam, eventuell in anderthalb Wochen und "auf eigenen Beinen" das Krankenhaus verlassen könne. Vater Luis Antônio sagte, wenn die Genesung im bisherigen Tempo weiter verlaufe, gebe es die Chance, dass sein Sohn in zwei Tagen von der Intensivstation auf eine normale Station komme. Allerdings betonte Chefarzt Bazso auch, dass sich Massa trotz seiner Genesung noch immer in einer lebensbedrohlichen Situation befinde. Aber natürlich sinke die Gefahr von Tag zu Tag.

Bereits am Montagnachmittag - etwa 48 Stunden nach dem verheerenden Unfall - war Massa aus dem künstlichen Koma erwacht. Der behandelnde Chirurg Lajos Zsiros hatte ebenfalls Hoffnung gemacht. Der in Monaco wohnhafte Ferrari-Pilot aus Sao Paulo hat demnach seit Montag kein Fieber mehr, auch wird er nicht mehr künstlich beatmet. "Eine weitere Verbesserung seines Zustandes kann erwartet werden", sagte Zsiros.
Spekuliert wird, dass Massa noch in dieser Woche möglicherweise zunächst von Budapest nach Paris in die Klinik des Mediziners Gérard Saillant verlegt werden könnte. Saillant behandelte bereits Massas ehemaligen Teamkollegen, Rekordweltmeister Michael Schumacher, der vor allem in italienischen Medien als Ersatz für den Brasilianer gefordert wird. Eine Rückkehr als Ersatz für seinen einstigen Schüler schließt Schumacher nicht kategorisch aus.
Es sei in erster Linie Ferraris Entscheidung , sagte Schumachers Sprecherin, Sabine Kehm , am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Und wenn Ferrari auf Michael zukommt, wird er sich damit auseinandersetzen", erklärte sie. Dabei dürfte es neben den Rennen am 23. August in Valencia und am 30. in Spa Francorchamps aber wohl auch um den gesamten Rest der Saison gehen. Da erscheint es doch eher unwahrscheinlich, dass Massa schon in diesem Jahr wieder in der Formel 1 Gas gibt.
Von Jens Marx, dpa