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Formel 1 will elftes Team: US-Automobilriese drängt mit Ex-Pilot in die Serie – es regt sich Widerstand

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Von: Marcus Giebel

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In der Formel 1 sollen in naher Zukunft elf Teams um Punkte und Siege kämpfen. Der erste Interessent wirft seinen Hut lauthals in den Ring. Viele Hausaufgaben wurden schon gemacht.

München – Die Formel 1 hofft auf Zuwachs. Nicht nur auf den Konten, sondern auch auf der Rennstrecke. Das Feld der Teams soll in absehbarer Zeit von zehn auf elf aufgestockt werden, wie FIA-Boss Mohammed bin Sulayem zum Jahresstart betonte. Würde auch bedeuten: 22 Cockpits zu vergeben, also auch 22 Boliden auf jedem Kurs sind dann unterwegs.

An Interessenten soll es nicht mangeln. Einer hat sich sogar schon offensiv ins Gespräch gebracht. General Motors (GM) strebt mit seiner Edelmarke Cadillac in die Königsklasse, die jahrzehntelang in den USA ein Schattendasein führte. Spätestens aber mit der Übernahme des US-Unternehmens Liberty Media im Jahr 2016 expandierte man speziell in Richtung Vereinigte Staaten.

Formel 1 strebt in Richtung USA: Mit Las Vegas bereits dritter Grand Prix im Land

Drei US-Rennen sollen in dieser Saison 2023 stattfinden, die selbst ohne einen Ersatz für den wegen der Corona-Pandemie abgesagten Grand Prix von China mit 23 Stationen einen Rekordumfang hat. Nach Austin und Miami schlägt die Formel 1 auch in Las Vegas ihre Zelte auf.

Mit Haas gibt es bereits ein US-Team im Feld. Hier steht mit Nico Hülkenberg der einzige deutsche Stammfahrer unter Vertrag, nachdem Mick Schumacher sein Cockpit räumen musste und sich Sebastian Vettel nach zwei Jahren bei Aston Martin in die Rennfahrerrente verabschiedet hat.

General Motors und Andretti in die Formel 1? „Echt-amerikanisches“ Team plant Einstieg

Ein anderer klangvoller Name befindet sich dagegen gemeinsam mit GM auf dem Weg zurück in die Formel 1. Denn der Konzern plant eine Zusammenarbeit mit Michael Andretti, der sich nach einer überschaubaren F1-Karriere als Rennstallbesitzer einen Namen gemacht und diverse Titel eingefahren hat. Der Sohn von Ex-Weltmeister Mario Andretti unternahm bereits einige Versuche, in die Rennserie einzusteigen, scheiterte ohne Unterstützung eines Konzerns jedoch stets.

Nun sagte er bei einer Vorstellung der Pläne: „Ich habe das Gefühl, dass wir in der Lage sind, ein neues Team in der Formel 1 zu stellen.“ Andretti hob hervor, dass es sich um ein „echt-amerikanisches“ Team handele, das „der Serie Mehrwert und den Fans Spannung bringen“ könne.

Weiter betonte der 60-Jährige die zugesicherte Unterstützung von bin Sulayem. Er sei „optimistisch, dass es klappt. Immerhin ist die Formel 1 noch eine FIA-Rennserie. Aus unserer Sicht erfüllen wir alle Voraussetzungen. Mit GM haben wir einen der größten Automobilhersteller der Welt und jede Menge Unterstützer mit im Boot.“

Michael Andretti im Polo-Hemd
Hat die Formel 1 schon lange im Visier: Michael Andretti ist in den USA als Teambesitzer eine große Nummer. © IMAGO / Eibner

Elftes Team für die Formel 1: General Motors und Andretti planen wohl mit Renault und Herta

Dazu zählt wohl auch Renault. Die Franzosen nennt das Fachmagazin Auto Motor Sport als möglichen Motorenlieferanten, denn die Power Unit wollen GM und Andretti einkaufen. Zudem sei bereits damit begonnen worden, Ingenieure aus der Formel 1 für das Projekt zu gewinnen. Auch ein technischer Direktor stehe schon fest, der Name soll jedoch noch nicht verraten werden.

Mindestens einer der Fahrer soll aus den USA stammen. Hier wird wenig überraschend vor allem Colton Herta gehandelt, der seit 2020 für Andretti in der IndyCar Series – quasi dem US-Pendant zur Formel 1 – Gas gibt. Der 22-Jährige galt bereits als Kandidat für ein Cockpit bei AlphaTauri in dieser Saison, ist jedoch noch nicht im Besitz der Superlizenz, dem Führerschein für F1-Piloten.

Formel 1 will elftes Team: Neben General Motors wohl auch Ford und Hyundai interessiert

GM und Andretti haben also schon einige Meter zurückgelegt. Und dennoch sind noch diverse Hürden zu überwinden. Bin Sulayem twitterte zwar, er begrüße die Nachricht der Partnerschaft und freue sich über das Interesse an einem Einstieg. Auto Motor Sport verweist aber darauf, dass die frühzeitige Verkündung der US-Amerikaner die F1-Spitze überrumpelt haben könnte. Die sehe es lieber, wenn die Fäden zunächst leise gesponnen werden.

Auf jeden Fall steht zwischen dem prominenten Tandem und dem Einstieg ein offizieller Bewerberprozess. Interesse wird auch Ford und Hyundai nachgesagt, beide Konzerne halten sich aber bedeckt. Offen ist, wann der neue Platz im Feld überhaupt zu besetzen ist. Angesichts des dann greifenden neuen Motorenreglements wäre 2026 ein wahrscheinlicher Zeitpunkt – dann steigt auch Audi in die Formel 1 ein und übernimmt Sauber, das aktuell noch als Alfa Romeo startet.

Formel-1-Fahrzeuge fahren durch Kurven
Kommt hier ein weiteres Team unter? Die Formel 1 will das Feld auf elf Rennställe vergrößern. © IMAGO / Nordphoto

Mehr Teams für die Formel 1? Mercedes-Chef Wolff skeptisch: „Verwässerung für alle anderen“

Die bisherigen Teams stehen einer Erweiterung ohnehin kritisch gegenüber. Denn damit müsste der Kuchen auf noch mehr Mäuler aufgeteilt werden, es müssten mehr Interessen unter einen Hut gebracht werden und auf der Strecke ginge es auch voller zu.

„Der Wert der Formel 1 besteht darin, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Franchises gibt. Und wir wollen diesen Wert nicht verwässern, indem wir einfach Teams hinzufügen“, warnte etwa Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und rechnet vor: „Das elfte Team bedeutet eine zehnprozentige Verwässerung für alle anderen.“

Als mahnendes Beispiel kann die jüngste Vergrößerung des Feldes zur Saison 2010 angesehen werden. Die damals aufgenommenen drei Teams waren der Konkurrenz hoffnungslos unterlegen und sind allesamt längst wieder aus der Formel 1 verschwunden. (mg)

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