Formel 1: Ferrari will 2010 nicht starten

Paris - Der erhoffte Formel-1-Friede hat sich brutal zerschlagen.
Unmittelbar nach Bekanntgabe des Starterfeldes für 2010 hat sich Ferrari gegen die offizielle Teilnehmerliste zur Wehr gesetzt und einen Start in der kommenden Saison ohne Regeländerung erneut kategorisch ausgeschlossen. “Um jeden Zweifel zu vermeiden, bestätigt Ferrari noch einmal, dass es nicht unter den Regeln fahren wird, die von der FIA entgegen Ferrari-Rechten und einer schriftlichen Vereinbarung mit der FIA, beschlossen wurden“, hieß es in einer Mitteilung. Kurz darauf widersprachen auch Red Bull und Toro Rosso, beide im Besitz des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz, der FIA-Darstellung, einer Teilnahme an der Saison 2010 ohne Bedingungen zugestimmt zu haben.
Mythos Ferrari
Im Falle von Ferrari geht die FIA offenbar weiter von einer Vereinbarung aus, die die Scuderia bis 2012 zum Start verpflichtet. Die Italiener halten dem aber entgegen, dass sie davon befreit sind, wenn die FIA Regeln ohne Abstimmung mit Ferrari ändert. Dass Ferrari dieses Recht hat, wurde im Zuge des nun seit drei Monaten tobenden Machtkampfs um das Reglement für die nächste Saison von einem Pariser Gericht bestätigt. Teamchef Stefano Domenicali hatte die FIA vor Bekanntgabe des Starterfeldes sogar gewarnt und die Nennungen als ungültig erklärt, sollte die FIA auf die Bedingungen nicht eingehen.
Aus der FIA-Mitteilung wurde nicht ersichtlich, warum die drei weiter voll zur FOTA und damit zu den Vorbehalten stehenden Teams nicht mit dem entsprechenden Hinweis gekennzeichnet wurden. Auf der Liste der 13 Teams für 2010 waren lediglich McLaren-Mercedes, BMW- Sauber, Renault, Toyota und BrawnGP mit einem Sternchen versehen. In der dazugehörigen Anmerkung hieß es, dass die FIA diese Rennställe zu weiteren Gesprächen einlade und eine Entscheidung bis spätestens in einer Woche (19. Juni) fallen soll. Klammheimlich wurde so auch die “Deadline“ um eine weitere Woche verschoben.
Binnen Minuten löste die Veröffentlichung der mit Hochspannung in der PS-Szene erwarteten Liste entsprechende Reaktionen aus. Die deutschen Hersteller Mercedes und BMW wollten sich auf dpa- Anfrage nicht einzeln äußern und verwiesen auf die FOTA, von der im Laufe des Tages ein Statement zu erwarten war.
Insgesamt hat der Internationale Automobilverband FIA 13 Teams benannt. Neu sind die bisherigen Formel-3-Rennställe Campos aus Spanien und Manor aus Großbritannien sowie der neue amerikanische Rennstall US F1.
Auch ein kurzfristig einberufenes Blitztreffen am Donnerstag in London konnte den Donnerschlag knapp einen Tag später nicht verhindern. Offenbar konnten die Streithähne keinen Ausweg aus der verfahrenen Situation finden. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehen die Regeln und die Budgetobergrenze für 2010, deren Einhaltung zu einer Zweiklassen-Gesellschaft führen würde - denn diejenigen Teams, die das Limit befolgen, sollen mit klaren Vorteilen vor allem im Motoren- und Aerodynamikbereich belohnt werden. So fordern die FOTA-Teams ein Reglement für alle Teams im kommenden Jahr, zudem die Unterzeichnung eines neuen Concorde Agreements, das unter anderem die Verteilung der Gelder regelt.
Nach einer heftigen und anhaltenden Protestwelle lenkte der bis dato unnachgiebige FIA-Präsident Max Mosley angeblich kurz vor der Entscheidung ein. Laut einem “autosport“-Bericht soll er bereit sein, ein einziges Reglement anzuwenden. Auch die neue Formel-1-Verfassung solle zustande kommen, und die Budgetgrenze von 45 auf 100 Millionen Euro angehoben werden. Erst 2011 soll sie auf 45 Millionen Euro gesenkt werden. Zudem dürfe ein (entsprechend teurer) Mitarbeiter - die Fahrergehälter ohnehin ausgenommen - getrennt abgerechnet werden.
Wer im gesamten Formel-1-Streit unterm Strich die falsche Rechnung machte, wird sich indes noch zeigen. Pluspunkte hat die FIA mit ihrer Teilnehmerliste bei der FOTA jedenfalls nicht gesammelt.