Heynckes rechnet mit Löws EM ab: „Bekomme Zustände, wenn ich das sehe“

Trainer-Legende Jupp Heynckes lässt die EM Revue passieren. Die Auftritte der Nationalelf haben ihm nicht gefallen - für Jogi Löw hat er einiges an Kritik übrig.
München - Roberto Mancini ist es mit Italien gelungen, ein funktionierendes Team zu formen - so gelang am Ende auch das Meisterstück: Der EM*-Titel. Die deutsche Nationalmannschaft* hat dagegen enttäuscht. Aber woran hat es gelegen?
Wer könnte diese Frage besser beantworten als „Fußball-Papst“ Jupp Heynckes? Im Interview mit dem Kicker zieht der Triple-Trainer des FC Bayern* ein Fazit zur Europameisterschaft. Offenbar hat er es nicht besonders genossen, der DFB-Elf zuzuschauen. „Ich habe diesen außergewöhnlichen Mannschaftsgeist, der 2014 in Brasilien herrschte, vermisst“, sagte Heynckes. „So kann man keinen Erfolg haben.“
Jupp Heynckes übt Kritik an Löw und DFB-Elf - „Bekomme Zustände, wenn ich das sehe“
Der 76-Jährige kritisiert neben der Einstellung auch die taktische Ausrichtung der deutschen Mannschaft: „Die Dreierabwehr kann so gut sein wie die Viererkette, aber jedes System muss perfekt einstudiert sein. Und die großen Trainer haben nicht von einem Spiel zum anderen das System gewechselt. Ich bekomme Zustände, wenn ich das sehe“, redet er sich in Rage.
Heynckes spart also nicht mit deutlicher Kritik am Ex-Bundestrainer Jogi Löw - er sieht im Trainer aber bei weitem nicht das einzige Problem. Auch die Nachwuchsförderung in Deutschland bereitet ihm Kopfschmerzen. „Im deutschen Fußball ist es ein eklatantes Problem, dass wir keine Außenverteidiger mehr ausbilden - wie einst Breitner, Brehme oder Lahm. Zudem haben wir keine Innenverteidiger mit Weltklasseformat und keinen Mittelstürmer mit internationaler Klasse“, bilanziert er.
Jupp Heynckes rät Hansi Flick: „Menschliche Komponente fördern“
Immerhin blickt der Erfolgstrainer positiv in die Zukunft mit Hansi Flick: „Er muss die menschliche Komponente fördern - wie bei Bayern. Die Nationalmannschaft braucht eine Erneuerung“, ist er sich sicher und lässt - wenn man so will - den nächsten Seitenhieb in Richtung Löw folgen: „Als Bundestrainer muss ich in die Klubs gehen, mit den Trainern und Spielern Kontakt pflegen. Ein Bundestrainer muss inspirierend sein und ein Beispiel geben. Hansi Flick wird das machen.“
Video: Hoeneß teilt aus
Flicks erster Einsatz als Bundestrainer ist das WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein am 2. September. (epp) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA