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Corona und vor allem Katar: Hoeneß sprachlos - Bayern-Versammlung endet mit Tumulten

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Von: Martin Weidner

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Jahreshauptversammlung FC Bayern München Audi Dome
Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München endete mit einem handfestem Eklat. © Ulrich Gamel/kolbert-press/dpa

München – Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie fand beim FC Bayern am Donnerstagabend (25. November) wieder eine Jahreshauptversammlung statt – allerdings unter strengen Auflagen. Die Veranstaltung im Audi Dome endete im Tumult – mit Buhrufen, Pfiffen und „Hainer raus“-Rufen:

Ein entsetzter Uli Hoeneß stand schon am Rednerpult. Doch der Ehrenpräsident, der die in einem beispiellosen Chaos endende Jahreshauptversammlung des FC Bayern München über Stunden wenige Sitzplätze neben dem ebenfalls ausharrenden Trainer Julian Nagelsmann schweigend verfolgt hatte, verließ das Podium nach kurzer Zeit doch wortlos. Der Aufruhr einer Fan-Opposition mit Pfiffen und Buhrufen gegen die Bayern-Bosse mit Präsident Herbert Hainer als zentraler Reizfigur war rund um das Streitthema Katar-Sponsoring eskaliert.

Lautstarke „Hainer raus, Hainer raus“-Rufe hallten um Mitternacht durch den Audi Dome, weil der Präsident am Donnerstagabend nach fünf Stunden Versammlung um Mitternacht die Wortbeiträge abrupt stoppte. Ein ausgebremstes Mitglied stellte sich prompt auf einen Stuhl und hielt seine Rede einfach ohne Mikrofon. Es waren bizarre Szenen, die sich in der Spielstätte der Münchner Basketballer abspielten.

„Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt...“

„Wir sind Bayern - und ihr nicht“, riefen die empörten Mitglieder - und auch: „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt.“ Der verstörte und fassungslose Hoeneß sagte dem „Kicker“ bei seinem Abgang vom Versammlungsort: „Darüber muss ich erst einmal schlafen. Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe.“ Sie war definitiv einzigartig. Lange lief es wie gewohnt, durchaus harmonisch, auch wenn Corona den Rekordmeister gerade sportlich in der vierten Welle und seit dem Frühjahr 2020 ausdauernd finanziell belastet. Überraschenderweise war Joshua Kimmich, der sich bislang gegen eine Corona-Impfung entschieden hat und nun mit einem positiven Test vorerst ausfällt, kein großes Thema. Auch Stürmer Eric Maxim-Choupo-Moting war zuletzt positiv getestet worden.

Fan will über Ende von Sponsoren-Vertrag abstimmen lassen

Nach Oliver Kahns Rede, seiner ersten als Vorstandschef, kochte spätestens beim Tagesordnungspunkt „Anträge“ die Stimmung hoch. Ein Spontanantrag des Mitglieds Michael Ott, über die Beendigung der Partnerschaft mit Qatar Airways nach Vertragsende 2023 abzustimmen, wurde von Vizepräsident Dieter Mayer mit Verweis auf eine am selben Tag vom Münchner Landgericht getroffene Entscheidung abgeschmettert. Auch Otts Antrag, dass der Verein weiter 75 Prozent der Anteile an der FC Bayern AG halten soll und nicht noch fünf Prozent veräußern könnte, verfehlte die erforderliche Dreiviertelmehrheit.

Hintergrund: Zahlreiche Fans und Mitglieder des größten Sportvereins in Deutschlands stören die Geschäftsbeziehungen ihres Clubs mit dem Gastgeberland der Weltmeisterschaft 2022. Das Emirat steht wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Die Bayern haben einen hoch dotierten Sponsorenvertrag mit Qatar Airlines. Einzelne Fans hatten den Verein bereits im Vorfeld zur Beendigung der Partnerschaft aufgefordert. Die Profis um Manuel Neuer reisen zudem regelmäßig im Winter zum Trainingslager nach Katar.

Wegen der verschärften Corona-Regeln waren übrigens nur knapp 800 Mitglieder anwesend, darunter augenscheinlich viele Hardliner. Das Plenum repräsentierte vermutlich nicht die mehr als 290.000 Mitglieder. Es gebe noch keine Entscheidung zur Zukunft des Katar-Sponsorings, sagte Hainer. „Wir werden den Vertrag erfüllen“, sagte er aber zur laufenden Geschäftsbeziehung mit Katars Fluglinie. Man habe „klare Kriterien, an denen wir Partnerschaften ausrichten“, sagte Kahn ruhig. Der Vorstandschef warb bei der Menschenrechtsfrage im Gastgeberland der Fußball-WM 2022 für den Dialog. Präsidiumswahlen standen übrigens nicht auf der Tagesordnung.

mw (mit Material von dpa)

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