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Wembley-Chaos: Ordner schildert irre Szene - „Lasse mich nicht für 10,50 Euro abstechen“ 

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Von: Alexander Kaindl

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Italien hat das EM-Finale gegen England gewonnen. Nicht nur auf dem Platz gab es Verlierer - ein Insider hat nun schockierende Details berichtet.

London - Diese Nacht geht in die Geschichte ein. Man würde sich im Nachhinein wünschen, dass man diesen Satz rein auf das sportliche Geschehen abbilden kann: Italien hat sich zum zweiten Mal den EM*-Titel gesichert, die Europameisterschaft hat nach einem herzzerreißenden Finale einen verdienten Sieger gefunden. Neben dem Triumph der Azzurri gibt es aber eben leider die andere Seite - und auch deshalb wird man diese Stunden in London so schnell nicht vergessen.

Schon während des Spiels wurde bekannt, dass es rund um das legendäre Wembley Stadium zu einem großen Aufruhr gekommen war. Fans ohne Tickets hatten versucht, die Eingänge zu stürmen. Schließlich hatten ihre Three Lions* nach 55 Jahren endlich wieder die Chance auf einen großen Titel - da wollten die Anhänger live im Stadion dabei sein. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Wembley: Fans beim EM-Finale völlig außer Kontrolle

Ein Reporter der englischen Zeitung Mirror hatte den Wahnsinn live miterlebt, als sich die Menschenmassen durch die Drehkreuze drängelten. Jetzt enthüllte er seine schockierenden Beobachtungen.

Andy Lines sah die Skandal-Nacht im Wembley mit eigenen Augen. Hinterher hat er mit einem verstörten jungen Ordner gesprochen, der den wütenden Mob nicht aufhalten konnte. Dieser sei sogar von einem Fan, der keine Eintrittskarte hatte, am Einlass mit einem Messer bedroht worden. „Der Mann sagte zu mir: ‚Oh doch, du wirst mich reinlassen‘“, schilderte die Sicherheitskraft dem Reporter. „Was hätte ich denn tun sollen? Ich verdiene 8,90 Pfund (umgerechnet rund 10,50 Euro) in der Stunde - dafür lasse ich mich doch nicht abstechen.“

Das war aber noch längst nicht alles: Eine Frau soll bedroht und sexuell belästigt worden sein. Ein Junge war völlig traumatisiert, flehte seinen Vater sogar an, dass er ihn nach Hause bringe. Ein Fan, der nach eigenen Aussagen „die ganze Welt bereist hat, um England spielen zu sehen“, sagte zu Lines: „Ich habe noch nie so etwas wie Sonntagnacht gesehen. Es ist eine komplette Schande. Ich schäme mich dafür, England-Fan zu sein.“

EM-Finale zwischen Italien und England: Reporter deckt schockierende Details auf

Offenbar waren Polizei und Ordner gnadenlos unterbesetzt und hatten deshalb relativ schnell die Kontrolle verloren. Weil Lines eine offizielle Akkreditierung und somit ein Umhängeband hatte, hielten ihn viele Anhänger für einen Stadion-Mitarbeiter. Immer wieder wurde er angesprochen: „Warum zum Teufel unternimmst du nichts?“, „Jemand wird da draußen noch sterben“ - man kann das Chaos nur erahnen.

Anscheinend seien es vor allem junge Männer gewesen, die sich gewaltsam und ohne Eintrittskarte Zutritt zum Stadion verschafft hatten. Sie zwängten sich durch Eingänge, um dann teilweise von anderen Fans verprügelt zu werden. Die Anhänger mit Tickets, die schon früher im Stadion waren, nahmen dabei keine große Rücksicht.

Eine weitere Lines-Schilderung lässt einen fassungslos zurück: „Ich habe beobachtet, wie ein Vater und sein Sohn - vielleicht zehn Jahre alt - eingebrochen sind. Sie wurden aber gesehen, die Ordner versuchten, sie aufzuhalten. Als man sie aus dem Innenbereich des Stadions führen wollte, brüllte der Vater ‚Lauf!‘. Er packte seinen Sohn an der Hand, sie sprinteten durch die Halle und verschwanden in der Menschenmenge. So oder so ähnlich habe ich das bestimmt 15 bis 20 Mal miterlebt.“ (akl) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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