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Wie geht es weiter? Starbulls Vorstand wendet sich mit offenem Brief an die Fans

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Starbulls Vorstandschaft: Christian Hötzendorfer, Marcus Thaller, Stephan Gottwald © starbulls rosenheim e.V.

Rosenheim - Der Vorstand der Starbulls Rosenheim um Marcus Thaller, Stephan Gottwald und Christian Hötzendorfer wenden sich mit einem offenen Brief an die Fans. Das Thema: „Rückblick & Ausblick – Update der Vorstände“

Die Pressemeldung im Wortlaut: 

Liebe Eishockeyfreunde,

Seit dem Saisonende der 1. Mannschaft haben wir uns seitens der Vorstandschaft bewusst etwas Zeit genommen, um die abgelaufene Saison 2018/2019 zu besprechen, zu bewerten und unseren allgemeinen Kurs für die nächsten zwei bis drei Jahre zu bestimmen. Mit diesem Resümee und Update wollen wir die wichtigsten Fragen dazu beantworten. 

Angetreten sind wir 2018/2019 „auf dem Papier“ mit einem der stärksten Kader der Oberliga und dem Ziel, in die zweite deutsche Eishockeyliga aufzusteigen. Geendet hat die Saison mit einem komplett enttäuschenden 5. Platz in der Meisterrunde, dem ebenso erneuten wie enttäuschenden Playoff-Viertelfinal-Aus gegen Hannover und dem Aufstieg des Erzrivalen Landshut, der nebenbei noch ein komplett saniertes Eisstadion bekommen wird. Und weil die Rosenheimer Eishockey-Seele scheinbar noch nicht genug geschunden war, verpflichtete der Eishockeynachbar Bad Tölz den einstigen Rosenheimer Publikumsliebling Tyler McNeely samt seinem Stürmerpartner Shawn Weller. 

Ja, wenn man sich die letzten Wochen so ansieht, könnte man durchaus den Eindruck gewinnen, die Mangfall vorbei am Rosenheimer Eisstadion würde vergiftetes Wasser führen. Intern haben wir den gesamten Saisonverlauf intensiv aufgearbeitet. Nach Außen sind die vermeintlich Schuldigen natürlich schnell ausgemacht. Vorstand, Trainer, alle raus. Schnellstmöglich, inklusive Stadionverbot. Doch so einfach können und wollen wir es uns nicht machen. 

Die gute Nachricht vorweg: Es wird auch nächstes Jahr an der Mangfall Eishockey gespielt. Die schlechte: Der Starbulls Rosenheim e.V. wird das für mindestens ein weiteres Jahr in der Oberliga Süd tun müssen und es wird auch keine Hundert-Punkte-Spieler-Verpflichtungen geben. Für die Saison 2019/2020 erwarten wir mit Riessersee, Deggendorf, Regensburg, Hannover Scorpions und dem ein oder anderen Überraschungskandidaten ein sehr breites und enges Feld potentieller Aufsteiger, die vor hohen Investitionssummen in Kaderetats nicht zurückschrecken werden. 

Zwar ist der Starbulls Rosenheim e.V. wirtschaftlich so aufgestellt, dass er einen sportlichen Aufstieg auch wahrnehmen kann und wird, allerdings sehen wir vor dem Hintergrund dieses Wettbewerbs den Verein mit einem Kaderetat in Höhe der ersten Oberligasaison 2017/2018 als richtig aufgestellt. Dies entspricht in etwa auch den Mannschaftsetats der letzten beiden DEL2-Saisonen. Darüber hinaus würde es uns nicht wundern, wenn unter der Last der Investitionen in den kurzfristigen Erfolg sich der ein oder andere Verein in 2019/2020 verheben würde, wofür es bekanntlich genügend prominente Beispiele gibt. 

Es ist wohl überflüssig, anzumerken, dass wir als Vorstände des Starbulls Rosenheim e.V. nicht erfreut über die Situation sind, wie sie sich derzeit darstellt und den Frust einiger Zuschauer und Fans können wir durchaus verstehen, keine Frage. Als Vorstandschaft sind wir aber nicht gewählt, um kollektiv den Kopf in den Sand zu stecken, sondern, um auch aus dem kommenden Jahr wieder etwas herauszuholen. 

Als wir im September 2016 ehrenamtliche Vorstände wurden, haben wir eine aufwendige Analyse der Situation des Vereins angestellt. Daraus erwuchs unser im Dezember 2016 veröffentlichtes Basispapier, in dem wir festgehalten haben, welche Hausaufgaben Rosenheim umsetzen muss, um auf Sicht wettbewerbsfähig zu werden und zu bleiben. Zwar ist es richtig, dass dieses Papier im Sog des drohenden Abstiegs veröffentlicht wurde, doch trotzdem sollten die Rosenheimer Zuschauer und Fans den Unterschied zwischen sportlichem Saisonverlauf und wirtschaftlich notwendigen Konzepten verstehen. 

Warum also genau dieses Basispapier und wir als Vorstände seitens der Fan-Basis so viel Schelte für eine Standpunktbestimmung in gebundener Form erhalten haben, die langfristiges Potential und Chancen aufzeigt, ist für uns bis heute nicht nachvollziehbar. 

Im Gegenteil: Viele unserer Sponsoren und Interessenten vertrauen darauf und sind bereit, Geld dafür zu geben. Das beweist der stetig gewachsene Sponsorenbereich und auch das zurückgewonnene Vertrauen seitens Politik und Stadtverwaltung Rosenheim. Die Verhältnisse zu Stadt und Politik sind mittlerweile (wieder) gekennzeichnet von großem Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Nur aus einer solchen Situation kann überhaupt ein Fortschritt für den Verein erfolgen. 

Es ist einfach utopisch, ernsthaft zu glauben, dass große Unternehmen, Investoren oder Städte Geld für einen Sportverein geben, ohne dass dieser einen klaren sportlichen, wirtschaftlichen und organisatorischen Plan hat. Die Zeit, in der Unternehmen ihre Werbetafeln im Stadion aufgehängt haben und alle Jahre am Ende der Saison per Händedruck mit einem freundlichen Dankeschön und einem gerahmten Mannschaftsfoto versehen wurden, sind lange vorbei. 

Dieser Umstand ist spätestens Gewissheit, seit bei praktisch allen Vereinen in DEL, DEL2 und den Oberligavereinen mit Aufstiegsambitionen die Zuschauereinnahmen von den Sponsorenetats deutlich übertroffen werden. Rosenheim stellt da keine Ausnahme dar und wir wollen und müssen dieser Tatsache Rechnung tragen. 

Das Problem unserer modernen und schnelllebigen Zeit ist, dass wir uns wieder bewusst machen müssen, was in dem Begriff „Entwicklung“ eigentlich steckt und was er im Zusammenhang mit dem Starbulls Rosenheim e.V. und seinem Basispapier bedeutet. Dazu gehört, keine falschen Erwartungen zu wecken. Sportmanagement ist eine sehr komplexe Form der Führung, weil es neben den klassischen betriebswirtschaftlichen Komponenten auch den Umgang mit sehr anspruchsvollem Publikum, einem fragilen Mannschaftsgebilde und vielen ehrenamtlichen Helfern beinhaltet. 

Des Weiteren verkauft ein Verein kein Produkt, sondern Emotionen, was sich auf den Umgang mit praktisch allen Einnahmequellen auswirkt und die Akquise derselben alles andere als einfach macht. Die Arbeit als Vereinsvorstand, wenn man sie richtig machen will, ist oft unglamourös, kleinteilig und selten attraktiv, da oft genug sehr unpopuläre Entscheidungen zu treffen sind, die nebenbei bemerkt auch uns schwerfallen. 

Eine auf Argumenten basierende, nachhaltige Entwicklung zu erklären ist selten innerhalb eines Hashtags oder eines Posts mit 160 Zeichen möglich und es braucht in erster Linie viel Geduld und Standhaftigkeit. Im Falle des Starbulls Rosenheim e.V. als Gesamtverein kommt dabei im Vergleich zu vielen anderen Wettbewerbern noch ein weiterer Aspekt hinzu: Das Ausmaß seiner Hausaufgaben. 

Pressemitteilung starbulls rosenheim e.V.

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