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Begeisterung oder Boykott? Fußballtrainer im Inntal sind vor der WM in Katar im Zwiespalt

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Von: Korbinian Sautter

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„Den Spaß am Fußball transportieren“: Mit dieser Einstellung trainiert Steffen Ruppert beim TSV Brannenburg seine Schüler.
„Den Spaß am Fußball transportieren“: Mit dieser Einstellung trainiert Steffen Ruppert beim TSV Brannenburg seine Schüler. © Re

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist mehr als umstritten. Welchen Einfluss haben die Diskussionen auf die Jugend in der Region? Trainer aus dem Inntal sind ganz nah dran und berichten vom Zwiespalt zwischen der Liebe zum Sport und dem Boykott. 

Brannenburg/Flintsbach/Kiefersfelden - „Bei nahezu allen Kindern sehe ich die pure Begeisterung, die der Fußballsport in ihnen auslöst”, berichtet Steffen Rupprecht. Er ist ehrenamtlicher Trainer des TSV Brannenburg und merkt, dass die Diskussionen um die Fußball-Weltmeisterschaft noch nicht bei den Sechs- bis Siebenjährigen ankommt. Viele würden die Tragweite rund um die politische Diskussion logischerweise noch nicht verstehen, sondern sich einfach auf die Spiele mit ihren Stars im Fernsehen freuen. 

Politik im Training kein Thema

Um diese unbeschwerte Begeisterung der Schüler zu bewahren, sind die fragwürdigen Umstände kurz vor dem Auftaktspiel am Sonntag zwischen Katar und Ecuador kein Thema auf dem Brannenburger Fußballplatz. „Ich konzentriere mich da ganz auf das Training mit den Kindern und versuche, ihnen die Freude und die Werte des Sports zu vermitteln”, sagt Rupprecht. Der Jugendleiter sieht es nicht als seine primäre Aufgabe, den jungen Schülern die Hintergründe der WM zu erklären oder gar zum Boykott aufzurufen. „Das ist in diesem Alter eine Sache für die Eltern. Außerdem sollte sich da ohnehin jeder selbst seine Meinung bilden.” 

Rupprecht selbst geht jedoch mit seinem Beispiel voran und nimmt sich vor, kein Spiel der Winter-WM anzuschauen. „Schon bei der Handball-Weltmeisterschaft in Katar 2015 habe ich mir das nicht angesehen, weil die Bedingungen dort nichts mit Sport zu tun haben.” Mit dieser Einstellung bezieht der Jugendleiter klar Stellung zum Zwiespalt, der auch innerhalb des Vereins zu spüren sei. Demnach gibt es einige Trainer, aber auch Eltern, die sich dem Boykott anschließen, während die Spiele bei Anderen dennoch laufen werden. Von Vereinsseite sei diesmal aber kein gemeinsames Treffen zum Fußball-Schauen geplant. „Das wird, wenn überhaupt, dieses Jahr privat stattfinden”, meint Rupprecht. 

„Viele werden die Spiele sehen“

Im Sportheim beim ASV Kiefersfelden wird die Leinwand dagegen wohl auch bei dieser WM zum Einsatz kommen, wie Trainer Georg Wallner bestätigt. „Ich habe schon den Eindruck, dass die meisten die Spiele anschauen werden.“ Der Leiter der A-Junioren hat einen Überblick über die Teenager unter 18 Jahren, bei denen die politische Einordnung der WM größtenteils keine große Rolle zu spielen scheint. Auch hier steht laut Wallner die Begeisterung für den Fußball an erster Stelle. „Im Training wird da auch nicht viel darüber gesprochen, da wir uns voll auf unsere Punktspiele konzentrieren”, sagt Wallner. Für ihn selbst seien die Partien der Profis ohnehin nicht so wichtig. Viel wichtiger sei für ihn die Liebe zum Amateursport, die er „seit Jahrzehnten“ in sich trägt. 

Eine ähnliche Stimmungslage herrscht beim ASV Flintsbach. Simon Vittinghof ist dort der Jugendleiter der Fußballabteilung und bestätigt den Zwiespalt, der aktuell in der gesamten Gesellschaft zu spüren sei: „Wir haben bei uns drei Hauptgruppen. Einige boykottieren die Weltmeisterschaft, andere schauen sich die Spiele an und wieder andere zeigen sowieso nicht die große Euphorie bei Großereignissen”, beschreibt Vittinghof.

Aber auch der Flintsbacher hat den Eindruck, dass die Kinder und Jugendlichen sich weniger mit den Rahmenbedingungen der WM befassen. Zumindest im Verein sei die Debatte rund um Katar kein großes Thema. „Die Politik hat bei der Vereinsarbeit nix zu suchen”, betont der Jugendleiter. Es gehe primär darum, den Spaß am Fußball zu vermitteln. Bei allen Diskussionen rund um die Weltmeisterschaft wollen sich deshalb alle drei Jugendleiter genau darauf konzentrieren.

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