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„Reine Zerstörungswut“: Die Wasserburger Löwen leiden unter Vandalismus im Stadion

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Von: Heike Duczek

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Verbogene Stangen im Tor von Alexander Boschner.
Verbogene Stangen im Tor von Alexander Boschner. © TSV Wasserburg

Verbogene Torstangen, zerstörte Banden, Scherben auf dem Rasen: Das Löwen-Stadion an der Landwehrstraße in Wasserburg ist immer öfter Opfer von Vandalismus. Für den TSV 1880 Wasserburg gibt es nur eine Lösung.

Wasserburg – Kevin Klammer, Abteilungsleiter der Fußballer, bekommt die Szene nicht mehr aus dem Kopf: Während die erste Mannschaft aus der Bayernliga auf dem Rasen trainiert, halten sich mitten auf dem Feld zeitgleich Jugendliche auf, die nicht zum Verein gehören. Sie nehmen von den Kickern kaum Notiz, verlassen den Rasen auch nach Aufforderung nicht und ziehen die Verantwortlichen in langatmige Diskussionen über angebliche „Aufenthaltsrechte“ hinein. „Früher undenkbar“, sagt Klammer kopfschüttelnd und sagt: „Die hatten null Respekt.“

Gefahr, dass der Schiedsrichter nicht anpfeift

Die Liste mit ähnlichen Beispielen, mit denen der Abteilungsleiter aufwarten kann, ist lang: Mal fährt ein Radler mit seinem Bike einfach quer über den Platz. Mal geht eine Frau mit ihrem Hund über den Rasen Gassi und lässt die Hinterlassenschaften des Vierbeiners liegen, Fußballer steigen versehentlich in den Kothaufen hinein. Mal feiern Jugendliche nachts eine Spontan-Party am Vereinsheim: Flaschen, leere Pizzaschachteln und Zigarettenkippen bleiben auf dem Boden liegen. Mal verkeilen Unbekannte Äste im Rasen – gefährliche Stolperfallen für die trainierenden Fußballer.

Symptomatisches Bild: tägliche Vermüllung.
Symptomatisches Bild: tägliche Vermüllung. © TSV Wasserburg

Vor jedem Spiel der Löwen heißt es derzeit, den Platz und das Gelände absuchen – nach Scherben, weggeworfenen Gegenständen, unappetitlichen Resten von To-Go-Mahlzeiten, Chipstüten und Dosen. Denn wenn nicht kontrolliert wird, droht sogar die Gefahr, dass der Schiedsrichter aufgrund von Verletzungsgefahren nicht anpfeift. Erst kürzlich entdeckten die Löwen unter der Reservebank des Gegners zerschlagene Bierflaschen.

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„Ich verstehe einfach nicht, warum sich manche Leute so verantwortungslos verhalten. Das ist eine Sportstätte, keine Parkanlage“, ärgert sich Klammer.“ „Hier sind alle willkommen, die Fußball spielen wollen, aber keine Menschen, die die Anlage als Ort zum Herumlungern nutzen.“

Mutwillig werden Dinge kaputt gemacht

Wenn es dabei bleiben würde. Doch was an der Landwehrstraße geschieht, ist mehr: Der Gipfel der Zerstörungswut war ein vermutlich mit viel Wut per Fußtritten malträtierter Sponsorentisch und ein defektes Tor. Die Reparatur des 3000 Euro teuren, erst ein halbes Jahr alten Ausstattungsgegenstandes kostete 1000 Euro.

Zerstörter Stehtisch, mit Füßen traktiert.
Zerstörter Stehtisch, mit Füßen traktiert. © TSV Wasserburg

Wasserburgs Sportreferent Markus Bauer spricht von einem massiv zunehmenden Problem. Nicht nur vermüllt werde die Anlage an der Landwehrstraße verstärkt seit Beginn der Pandemie und ihrer Lockdowns – eine Zeit, in der sich der Platz zum abendlichen Treffpunkt entwickelt habe. „Hier reagieren sich auch Menschen mit reiner Zerstörungswut ab, die mutwillig Dinge kaputt machen“, sagt Bauer. Absichtlich werde unter anderem so lange auf Torstangen eingewirkt, bis sie sich durchbiegen würden. Klammer erinnert an die viele Arbeit, die die Ehrenamtlichen des Vereins in die Pflege des Platzes und der Anlagen stecken würden. Es sei sehr frustrierend, wenn ständig Reparaturen fällig seien.

Bürgermeister vermutet: Oft Alkohol im Spiel

Bürgermeister Michael Kölbl spricht ebenfalls von „auffälligem Vandalismus“ – in seinen Augen vor allem an der Sportanlage an der Landwehrstraße. Kölbl ist überzeugt, dass bei diesen meist abendlichen Taten ein Party-Nachholbedürfnis und der Alkohol eine enthemmende Rolle spielen. Mit schlechtem Benehmen in einer öffentlichen Einrichtung hätten die Wutanfälle, die sich gegen Platz und Gelände sowie Ausrüstungen wenden würden, nichts mehr zu tun.

Bauer, auch CSU-Stadtrat, hat als Sportreferent deshalb einen Antrag an das Gremium gestellt: auf nächtliche Sperrung des Platzes, von 22 Uhr bis frühmorgens. Der Antrag wird im nächsten Hauptausschuss beraten, kündigt der Bürgermeister auf Nachfrage an.

Bauer: „Einige wenige können sich nicht benehmen“

Defekte Bande: Regelmäßig muss geflickt werden.
Defekte Bande: Regelmäßig muss geflickt werden. © TSV Wasserburg

„Mir persönlich wäre es lieber, wenn die Schließung nicht sein müsste“, sagt ein zutiefst frustrierter Kölbl. So sieht es auch Sportreferent Bauer: „Es ist so schade, dass wir einen grundsätzlich öffentlichen Platz für die Allgemeinheit nicht offen lassen können. Zusperren: Das wollen wir eigentlich nicht, doch es bleibt uns nichts anderes übrig – nur weil sich einige wenige nicht benehmen können.“ Notwendig ist dafür auch ein Zaun. Von Überwachungen der Anlage mit Kameras nehmen Bauer und Kölbl lieber Abstand – auch aus Datenschutzgründen.

Fußball-Abteilungsleiter Klammer war beim Sportreferenten und Bürgermeister bereits vorstellig. Sein Vorschlag geht sogar noch weiter: „Zusperren und nur Schulen und TSV einen Schlüssel zum Öffnen geben.“ Denn für alle, die nicht vereinsgebunden kicken wollten, gebe es auf den Bolzplätzen in der Stadt genügend andere Möglichkeiten. „Und jeder, der bei uns spielen möchte, wird gerne aufgenommen. Wir haben für alle Altersklassen Trainings- und Mannschaftsangebote“, sagt Klammer.

Klammer: „Der Respekt nimmt ab“

Doch für den Vereinssport sind die Randalierer wohl nicht zu interessieren. Sie versammeln sich vor allem abends an einem für die Sportstadt Wasserburg wichtigen Ort: dem Stadion der Löwen, wo sie ihre großen Erfolge der vergangenen Jahre vor bis zu 1000 Zuschauern gefeiert haben. Hier liegt der am intensivst genutzte Sportplatz der Stadt, denn hier trainieren auch viele Schulklassen.

Öffentliche Bolzplätze in Wasserburg.
Öffentliche Bolzplätze in Wasserburg. © Verena Klinger

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Das Badria-Stadion ist ein Beispiel dafür, dass das Abschließen funktioniert: Hier hält sich der Vandalismus aufgrund der nicht freien Zugänglichkeit in Grenzen, sagt der Bürgermeister. Er geht zwar davon aus, dass das generell in der Stadt zu spürende Problem der Vermüllung und des Vandalismus im Herbst, wenn es draußen ungemütlicher wird, abnimmt, hat jedoch ebenfalls wenig Hoffnung auf grundlegende Besserung. „Wir haben ein gesellschaftliches Problem“, ist auch Klammer überzeugt, „Der Respekt vor öffentlichem Eigentum nimmt ab.“

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