Sechzig Rosenheim erstmals auf Relegationsplatz!

Heimstetten - In einem unglaublich spannenden Bayernliga-Spitzenspiel, welches vor allem in der Schlussphase zu einem wahren Nervenkrimi geriet, siegte der TSV 1860 Rosenheim auswärts beim direkten Konkurrenten SV Heimstetten mit 2:3. Durch die gleichzeitige Niederlage des weiteren Kontrahenten 1.FC Sonthofen in Pullach konnten sich die Roten nicht nur über einen herausragenden Sieg freuen, sondern sich auch erstmals in dieser Saison regulär auf den Aufstiegs-Relegationsplatz vorarbeiten.
aus dem Sportpark Heimstetten berichtet Christian Schulz
In der Anfangsphase bekamen die Zuschauer im Sportpark Heimstetten zunächst das für ein Spitzenspiel charakteristische Abtasten zu sehen. Beide Teams höchst konzentriert, keiner wollte dem jeweils anderen einen frühen eigenen Fehler anbieten. Gleichzeitig testete man den Gegenüber und versuchte seine eigene Linie zu finden um dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken.
Nach einer Viertelstunde kommt das Spiel in Fahrt
Nach einer Viertelstunde dann das erste Mal echte Torgefahr – und zwar nicht zu knapp: Danijel Majdancevic bekam am rechten Flügel das Leder, schnippelte eine feine Flanke nach innen und düpierte damit die Heimstettener Abwehr. Vom langen Fünfereck wurde der Ball per Kopf wieder quer zum Tor nach innen zurückgelegt – und Sascha Marinkovic verpasste am gegenüberliegenden Pfosten nur um Haaresbreite (15.).
Service:
Das war der Startschuss dafür, dass nun mehr Offensivaktionen zu sehen waren. Im direkten Gegenzug höchste Gefahr für das von Dominik Süßmaier gehütete Tor der Rosenheimer. Heimstetten steckte den Ball über halbrechts durch die Abwehrreihen der Sechziger. Lukas Riglewski kam zum Schuss – doch Süßmaier konnte reaktionsschnell parieren. Den Nachschuss von Manuel Duhnke konnte Rosenheims Sebastian Weber gerade noch per Grätsche vor der Linie entschärfen (16.).
Gute Chancen auf beiden Seiten - Rosenheim wirbelt
Nun ging es hin und her. Kurz darauf auf der Gegenseite wieder Rosenheim: Josip Tomic fand nach einem Ballverlust der Heimstettener eine Gasse in der Hintermannschaft der Gastgeber und bediente Marinkovic. SVH-Keeper Marjan Krasnic kam im letzten Moment vor diesem an die Kugel und konnte zunächst klären. Doch der Ball kam von der anderen Seite sofort wieder nach innen, dort herrschte Verwirrung hinter dem Rücken des Torhüters, Marinkovic war wieder in der Nähe – aber die Abwehrspieler konnten die Situation letztlich doch bereinigen (19.).
Rosenheims Dreier-Wirbel aus Marinkovic, Majdancevic und Tomic im Angriff stiftete immer wieder Unruhe und sorgte für Unordnung in der Heimstettener Abwehr. Die Sechziger rochierten extrem viel, waren flink und bissig – und vor allem im Umschaltspiel nach Balleroberung ging es dermaßen schnell, dass Heimstetten mehr als einmal überfordert schien.
Shabani lässt Sechzig jubeln
In der 24. Minute dann die Führung für 1860. In eben einer solchen starken Situation. Im rechten Mittelfeld kam Raphael Obermair an den Ball. Dann ging es blitzschnell. Obermair sah rechts außen Marinkovic. Der setzte sich im Laufduell durch, hätte auch selbst abschließen können, doch legte überlegt nach innen auf den mitgelaufenen Linor Shabani – der nahm das Leder volley mit der Innenseite und verwandelte eiskalt zum viel umjubelten 0:1.
Danach beruhigte sich das Geschehen etwas. Der Treffer der Rosenheimer zeigte aber Wirkung. Heimstetten war beeindruckt und musste das auch erst einmal wegstecken. Die Sechziger gewannen nun langsam aber sicher auch was die Spielanteile anging die Oberhand. Dies lag vor allem an überragenden Offensivspiel. Immer wenn Heimstetten den Ball verlor, wurde zügig der Weg nach vorne gesucht und wurden die Gastgeber in Bedrängnis gebracht. Tore fielen allerdings zunächst keine weiteren.
Tomic markiert den 0:2 Halbzeitstand
Bis kurz vor der Halbzeit. Dann bediente Marinkovic, diesmal auf dem linken Flügel, in der Mitte Majdancevic. Dessen Schuss aus zentraler Position an der Strafraumgrenze wurde noch geblockt und nach rechts abgefälscht, doch von dort kam das Leder postwendend wieder scharf nach innen und Tomic markierte mit einem Kopfball in Hüfthöhe das 0:2 (40.). Dann war Halbzeit. Und es sah äußerst gut aus für den TSV 1860 Rosenheim. Mit einer verdienten Führung für die Gäste ging es in die Pause.
Doch der SV Heimstetten wäre keine Spitzenmannschaft in der Bayernliga, wenn sie in Halbzeit Zwei nicht noch einmal alles probiert hätten. Die Hausherren kamen frisch motiviert und voller Drang aus der Kabine. Und zwei Minuten nach Wiederbeginn auch gleich zur ersten Großchance: Nachdem in der Rosenheimer Abwehr unglücklich über den Ball geschlagen wurde, konnte ein anschließender Schussversuch noch geblockt werden, doch der Abpraller blieb heiß – Kopfball in die Mitte und Manuel Duhnke zog freistehend drüber. Das war knapp!
Nappo belohnt Heimstettens Bemühungen
In der 54. Spielminute gelang den Gastgebern dann aber doch der Anschluss. Auch die Rosenheimer ließen sich vom Angriffsdrang der Heimstettener nun beeindrucken und waren defensiv nicht mehr ganz so gut sortiert. Eine flache Hereingabe von rechts gelangte zu Sebastiano Nappo, der schlug im Strafraum noch einen Haken und schoss aus der Drehung trocken zum 1:2 ins Tor. Das Spiel war also wieder eine enge Angelegenheit.
Doch dadurch, dass die Gastgeber nach vorne drängten, eröffneten sich natürlich auch Räume auf der Gegenseite. Dies kam den Rosenheimern von ihrer Veranlagung her natürlich entgegen.
Rosenheim kontert über Majdancevic
Und in der 64. Minute schlugen sie zu: Bei einem Konter schickte Shabani mustergültig Majdancevic durch die Mitte. Der ging auf und davon und hatte nur noch Krasnic vor sich. Der Rosenheimer Goalgetter spielte den Torhüter aus, hatte dann etwas Glück, dass er gegen die nachgelaufenen Abwehrspieler in Ballbesitz blieb – und spitzelte den Ball zum 1:3 in die Maschen.
Wer nun gedacht hätte, die Heimstettener würden aufstecken, sah sich getäuscht. Die Moral des SVH war in jedem Fall intakt. Sie versuchten es weiter. Und der jungen Rosenheimer Mannschaft konnte man in dieser Phase vielleicht ein wenig ihre Unerfahrenheit anmerken. Statt das Ding in Ruhe runter zu spielen und einen weiteren Konter zu setzen, ließen sie sich doch wieder in ihre eigene Hälfte drängen und agierten ob der Möglichkeit des großen Erfolges auch teilweise nervös.
Riesenfehler bringt Heimstetten wieder heran
Ins Spiel zurück brachte Heimstetten allerdings ein fataler Torwartfehler: Der eingewechselte Malcom Olwa Luta passte von links in die Mitte, Daniel Steimel zog aus zwanzig Metern ab und sein Aufsetzer sprang Süßmaier durch die Hände ins Netz (70.). Was für ein Ei!
Süßmaier machte seinen Fehler allerdings im Anschluss mehrfach wieder gut: Erst zeigte er nach einer Flanke von rechts und einem anschließenden Kopfball von Heimstettens Orhan Akkurt eine Glanzparade und lenkte das Leder mit einem Reflex gerade noch über die Latte (75.). Drei Minuten später konnte er sich bei einem Distanzschuss erneut auszeichnen.
Sechzig übersteht bange Schlussphase
In der Schlussphase warf der SVH alles nach vorne, stellte hinten auf Dreierkette um und löste mehr und mehr die Defensive auf. Immer wieder hektische Szenen. Und immer wieder verpasste es der TSV 1860 einen Konter auszuspielen und für die Entscheidung zu sorgen. Dafür häuften sich die Befreiungschläge der Rosenheimer. Die Heimstettener waren nun drauf und dran, sich den Ausgleich zu verdienen. Wären die Sechziger allerdings ein klein wenig cleverer gewesen, hätten die Hausherren auch K.O. gehen können.
Nachdem auch vier lange und bange Minuten Nachspielzeit überstanden waren, war endlich Schluss. Der TSV 1860 Rosenheim gewann ein letztlich, aufgrund der starken zweiten Hälfte der Gastgeber, ausgeglichenes Spitzenspiel, welches jederzeit dieser Bezeichnung würdig war, knapp mit 2:3. Da war wirklich alles drin! Und der Jubel über den Erfolg bei der jungen Truppe der Roten riesengroß! Die Sonne über dem Sportpark strahlte mit den Rosenheimer Spielern um die Wette.
Rosenheim mit guter Ausgangsposition für das Saisonfinish
Glänzende Aussichten also für die Sechziger vor den abschließenden beiden Partien der Bayernliga. Denn im Parallelspiel schlug der SV Pullach den Kontrahenten der Rosenheimer aus Sonthofen mit 2:1. Damit liegt der TSV 1860 erstmals in dieser Saison alleinig auf dem Aufstiegs-Relegationsplatz. Und das nach dieser Vorrunde. Eine starke Leistung!