1. mangfall24-de
  2. Service
  3. Liebesfragen

Meinem Mann ist seine Gesundheit egal - Wie soll ich damit umgehen?

Erstellt:

Von: Dorothea Perkusic

Kommentare

In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage einer Frau:

Ich habe eine der letzten Liebesfragen gelesen, von dem Mann, dessen Partnerin krank ist. Diesbezüglich habe ich auch eine Frage. Mein Mann ist seit vielen Jahren krank und kümmert sich in meinen Augen viel zu wenig um seine Gesundheit. Auch wenn er nie wieder ganz gesund werden wird, so geht es mir darum, dass er bewusster mit der Erkrankung umgehen und mehr auf sich achten sollte. Denn seine Krankheit betrifft mich auch. Ich liebe meinen Mann und werde bei  ihm bleiben. Gerade deswegen wünsche ich mir aber, dass er auch auf mich hört und berücksichtigt, dass es sich auch auf mich negativ auswirkt. Ich finde, er muss das allein schon deshalb, da es auch darum geht, den Verlauf zu mildern und rauszuzögern. Also er sollte mehr präventiv denken und handeln. Denn ich trage die Einschränkungen die durch seine Erkrankung  entstehen schließlich mit. Ich finde es egoistisch, dass er nicht auf mich hört. Wie soll ich damit umgehen? 

Antwort von Dorothea Perkusic:

Vielen Dank für Ihre Frage. Ich finde es sehr wichtig, denn das Leid der Angehörigen fällt oft unter den Tisch. Der Fokus liegt meist auf dem Kranken oder Pflegebedürftigen. Bei meiner Antwort bitte ich zu berücksichtigen, dass ich nur Ihren Blickwinkel kenne, jedoch nicht die Perspektive Ihres Mannes. Meine Antwort klingt deshalb möglicherweise etwas theoretisch. Es ist unbedingt mit einzubeziehen, wie es Ihrem Mann geht, wie seine derzeitige Verfassung ist. Ob er  beispielsweise an einer Depression leidet, an Perspektivlosigkeit, Frustration, oder ähnlichem. Meine Antwort bezieht sich direkt auf Ihre Fragestellung, ohne, dass ich alle Zusammenhänge oder die Art der Erkrankung und den Zustand/die Situation Ihres Mannes kenne. 

Dorothea Perkusic auf Instagram 

Sie teilen Ihr Leben miteinander, Tisch, Bett, Freude und auch das Leid. Es ist meiner Meinung nach nicht allein eine Frage der persönlichen Entscheidungsfreiheit, wie Ihr Mann mit seiner Gesundheit umgehen möchte, sondern auch eine Frage der Verantwortung, der Wertschätzung Ihnen gegenüber und damit Teil der gegenseitigen Rücksichtnahme. Sie lieben Ihren Mann und möchten noch so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen und die so schön wie es geht. Wenn Ihr Mann sich das auch mit Ihnen wünscht, sollte er mehr ins Miteinander kommen. So wird es zunehmend ein Gegeneinander und Nebeneinander, welches bereits jetzt und auch in die Zukunft gedacht, auf Ihre Kosten geht. 

Es geht zum Beispiel auch nicht, dass einer das Geld ausgibt und den anderen damit in Not bringt. In Liebesbeziehungen lässt man sich auf Verbindlichkeit ein und damit auch auf eine gewisse Abhängigkeit. Die Gefühle hängen voneinander ab, die Lebensgestaltung, usw. Selbst wenn jeder gut für sich allein stehen und sich abgrenzen kann und sollte, so betreffen  manche Dinge automatisch beide. So auch die Gesundheit. Wenn ihr Mann krank ist, dann erkranken Sie mit, teilen das Leid und baden es sozusagen auch mit aus. Sie Sorgen sich, Sie müssen Rücksicht nehmen, sich einschränken, verzichten, pflegen. 

Wenn Ihr Mann nicht auf seine Gesundheit achten möchte, dann ist dies natürlich sein gutes Recht. Er selbst kann entscheiden, wie er sein Leben verbringen möchte und was ihm dabei wichtig ist. Die Konsequenz kann dann jedoch sein, dass dies als egoistischer Alleingang Ihre Gefühle missachtet und das ist nicht schön. Schlimmstenfalls könnte dies sogar zur Trennung führen. 

So lange es Ihnen nicht egal ist, wie es Ihrem Mann geht, so lange kann es Ihnen auch nicht egal sein, wie er mit seiner Gesundheit umgeht und auf sich achtet. Zu sehen, dass der Mann den Sie lieben schlecht mit sich umgeht, ist schrecklich für Sie. Letztlich geht es auch darum, den Krankheitsverlauf nicht negativ zu befeuern, sondern aufzuhalten, damit Ihnen soviel Zeit wie möglich miteinander bleibt.

Haben Sie schonmal miteinander völlig offen über eines jeden Ängste, Sorgen, Befürchtungen gesprochen? Das ist unangenehm, zwingt es Sie doch, sich mit den schlimmen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, der Vergänglichkeit und dem Tod. Dennoch ist es wichtig und unerlässlich, um die kostbare Zeit die Sie miteinander haben, voll auskosten und bestmöglich nutzen zu können. Versuchen Sie ganz bewusst, dabei sanft und einfühlsam vorzugehen und weniger  konfrontativ und fordernd oder vorwurfsvoll.

Wenn Sie Ihren Mann nicht erreichen, dann bekommen Sie das Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden und nicht wichtig genug zu sein. Das wäre schade, denn Sie nehmen Ihren Mann ernst und auch seine Erkrankung. Ihre Gefühle zählen und das sollten Sie Ihrem Mann deutlich machen!

Dorothea Perkusic

Sie haben eine Frage rund um die Themen Leben & Liebe?

Schreiben Sie an Einzel-, Paar- und Sexualtherapeutin Dorothea Perkusic. Alle Fragen werden beantwortet, ausgewählte anonymisiert veröffentlicht.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion