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Emotionale Debatte nach Karstadt-Aus: Fehlen in Rosenheims Innenstadt die Visionen?

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Von: Thomas Stöppler

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Der Karstadt-Standort in Rosenheim soll von der bevorstehenden Schließungswelle nicht betroffen sein.
Auch im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus ging es vor allem um die Karstadtinsolvenz. © Peter Schlecker

Oberbürgermeister Andreas März schürte im Wirtschaftsausschuss Hoffnung auf einen Verbleib von Karstadt. Die Stadträte waren allerdings nicht unbedingt der Ansicht, dass das etwas Gutes sei. Auch die Leerstände wurden thematisiert. Fehlt es an zugkräftigen Visionen?

Rosenheim - „Das ist das dritte Mal in meiner Zeit als Stadtrat“, sagte Franz Lukas (Grüne), „das das Thema hier aufschlägt.“ Und selbst wenn es noch über Januar hinaus weitergehe, so Lukas, dann komme das Thema doch wieder. Da war gerade eine gute halbe Stunde passé und der Ausschuss für Wirtschaft und Touristik war noch immer nicht bei der Tagesordnung angekommen. Die Karstadtinsolvenz hatte sich eben denkbar kurzfristig vor die anderen Themen gedrängelt. Und Oberbürgermeister Andreas März adressierte die Pleite gleich zu Beginn.

„Karstadt bleibt ein Wackelkandidat“

Für den Eilantrag der SPD-Fraktion, eine Sondersitzung des Stadtrats einzuberufen, sehe er keine Grundlage. Natürlich eilte es, aber „was sollen wir da ins Blaue diskutieren.“ Denn: „Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben.“ Dass die Rosenheimer Filiale nicht bereits im Sommer, sondern erst im Januar schließen soll, wertete März als positives Signal. „Der Standort kann so schlecht nicht sein“, erklärte er. Wie berichtet, sei es laut OB März nicht rechtzeitig zu einer Einigung gekommen, aber was nicht ist könne ja noch werden. Anfang nächster Woche treffe er sich mit allen Beteiligten.

Was nach guten Nachrichten klingen sollte, löste allerdings vermehrt Kopfschütteln aus. „Wir brauchen einen Plan B“, bemerkte Grünen Fraktionssprecher Peter Rutz. Karstadt sei nun mal ein Wackelkandidat. Der Konzern meldet nun bereits zum dritten Mal Insolvenz in den vergangenen 15 Jahren an. Die letzte ist gerade einmal drei Jahre her. Den Verweis des OBs auf das Einzelhandelsentwicklungskonzepts, dessen erste Ergebnisse im Wirtschaftsausschuss im Juni vorgestellt werden sollen, wollte Rutz nicht gelten lassen. „In ein paar Wochen haben wir Klarheit“, erklärte er, „da müssen wir dann schnell reagieren können.“

Die Lage des Einzelhandels ist ohnehin problematisch

Auch sonst beklagte Rutz, dass es beim Einzelhandel in der Innenstadt - zumindest nach seiner subjektiven Wahrnehmung - einiges an Leerstand geben würde. Eine Wahrnehmung, die von Alexandra Linordner (CSU) mit einer Zahl bestätigt wurde: 38 leere Geschäfte habe sie und ihre Fraktion gezählt. „Das hier im Ausschuss“, erklärte sie mit Verweis auf die recht knapp gehaltene Tagesordnung, „ist mir und meiner Fraktion zu wenig.“ Karstadt habe die Situation des Einzelhandels auf die Tagesordnung gehoben, aber deren Lage sei eben ohnehin nicht besonders rosig.

Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl (CSU) erklärte den Leerstand genau zu beobachten. Zahlen nannte er nicht, bestätigte oder dementierte auch die 38 Leerstände, die Linordner zählt, nicht. Aber dennoch fiel sein Fazit zum Einzelhandel positiv aus: „Seit dem Ende des ersten Lockdowns gibt es eine positive Entwicklung bei der Umstrukturierung des Leerstands.“ Das Einzelhandelsentwicklungskonzept würde da im September Klarheit bringen. „So müssen wir es machen“, sagte Bugl.

Antrag von ÖDP und Partei scheitert

Wiederum vermehrtes Kopfschütteln. Franz Lukas bemängelte daraufhin fehlende Visionen für die Rosenheimer Innenstadt: „Der Wandel wird stattfinden, ob wir wollen oder nicht, wir sollten ihn gestalten.“ Man dürfe nicht um jeden Preis an Altem festhalten.

Der Rest der Tagesordnung ging dann fast ein wenig unter, wie etwa der Antrag Ricarda Krüger (damals von die PARTEI) und Horst Halser (ÖDP) am Mitterntor eine elektronische Aktionstafel anzubringen, die über aktuelle Veranstaltungen oder Mitteillungen der Stadt informieren sollte. Judith Gebhart de Ginsberg vom Stadtmarketing war zwar nicht dagegen und sah auch durchaus Bedarf, aber sowohl der Denkmalschutz als auch Stadtheimatpfleger Helmut Cybulska äußerten Bedenken. Stattdessen sollte bei Neuverhandlungen mit dem Stadtwerbepartner das Thema erneut aufgegriffen werden.

Viel Lob für Stadtmarketing

Gebhart de Ginsberg stand dann auch zum Ende der Sitzung im Mittelpunkt. Sie präsentierte die Bilanz des Stadtmarketings, das im vergangen Jahr allerlei Aktionen durchführte: Werbung in Printmagazinen, an einer Trambahn in München oder auch der Stadtbus. Neben vielem anderen war auch der erfolgreiche Start des Internetportals „Rosenheim.Jetzt“ ein Höhepunkt. Vorausblickend ist vor allem das anstehende 20-jährige Jubiläum der Rosenheim Cops ein großes Thema. Allseits viel Lob gab es von Stadträten und Verwaltung für die Arbeit von Gebhart de Ginsberg.

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