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Organisator des Rosenheimer Sommerfestivals hört auf - und er verrät was ihn an den Stars ärgert

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Von: Anna Heise

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Nach einem Auftritt: Werner Oeckler und „The BossHoss“.
Nach einem Auftritt: Werner Oeckler und „The BossHoss“. © privat

Seit 2011 hat Werner Oeckler das Rosenheimer Sommerfestival organisiert, jetzt hört er auf. Im OVB-Exklusivinterview spricht er über die Höhepunkte der vergangenen Jahre, kuriose Anfragen der Stars und warum er vom Manager der „Fantastischen Vier“ Ärger bekommen hat.

Rosenheim - Die wichtigsten Eckpunkte der vergangenen zwölf Jahre hat sich Werner Oeckler auf einem kleinen Zettel zusammengeschrieben, den er gleich zu Beginn des Interviews aus der Tasche holt. Er erinnert sich an die Anfänge des Sommerfestivals, daran, was sich über die Jahre verändert hat und wie es ist, die Stars hautnah zu erleben.

Sie sehen doch noch fit aus. Warum ziehen Sie gerade jetzt einen Schlussstrich?

Werner Oeckler: „Ich bin jetzt seit 17 Jahren nebenberuflich Geschäftsführer, bis 2010 für die Landesgartenschau und danach für das Sommerfestival. Hauptberuflich war ich Werkleiter im Baubetriebshof. Es kommt der Punkt, da lässt der Antrieb, den man für diesen Job braucht, einfach nach. Mittlerweile verhandle ich mit Leuten, die meine Kinder sein könnten. Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen und an diesem Punkt bin ich jetzt. Im kommenden Jahr werde ich dem neuen Geschäftsführer jedoch noch, soweit gewünscht, mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

Ist Ihnen die Entscheidung schwer gefallen?

Oeckler: „Es hat sich richtig angefühlt. Ich gehe mit einem guten Gefühl, zumal der Ticketverkauf für 2023 grandios läuft. Wir haben es mit einem kleinen Team geschafft, ein Festival ins Leben zu rufen und zu etablieren, das deutschlandweit bekannt ist. Das macht mich total stolz. Es ist das Gesamtpaket. Das reicht von den zahlreichen Sponsoren aus der Region bis hin zu der Tatsache, dass sich das Festival seit zehn Jahren wirtschaftlich trägt. Die Stadt Rosenheim musste uns finanziell nie unterstützen.“

Wie ist man eigentlich auf die Idee gekommen, ein Festival ins Leben zu rufen?

Oeckler: „Nach der Landesgartenschau war für uns klar, dass es mit diesem neu geschaffenen Mangfallpark weitergehen muss. Es gab zwar keine konkrete Idee, aber wir wussten, dass wir nicht erst ein Jahr verstreichen lassen können. Schließlich entstand die Idee, ein Festival zu organisieren. Für mich als Beamten war das natürlich komplettes Neuland. Ich kenne mich zwar mit Musik einigermaßen aus, wusste aber weder welche Technik wir brauchen, noch wie wir an die Künstler rankommen. Zum Glück kannte sich Alexandra Birklein mit all diesen Dingen ganz gut aus. Und der Stadtrat hat zugestimmt, was auch nicht so selbstverständlich ist.“

Erinnern Sie sich noch an die ersten Jahre?

Oeckler: „Na klar. Die ersten beiden Jahre hatten wir richtig schlechtes Wetter. Am Anfang saßen die Leute noch auf Picknickdecken und hatten ihr eigenes Essen dabei. Das wäre jetzt unvorstellbar. Auch weil sich die Veranstaltung immer mehr rumgesprochen hatte. Mittlerweile hatten wir aus dem deutschsprachigen Raum schon fast jeden Künstler, der in den letzten Jahren einmal im Fernsehen zu sehen war.“

Reden wir über Tiefpunkte.

Oeckler: „Der größte Tiefpunkt war natürlich Corona. Alle Konzerte mussten abgesagt oder verschoben werden. Die Festivalpässe wurden rückabgewickelt. Die ganze Veranstaltungsbranche lag am Boden, man wusste nicht, ob und wie es weitergeht. Das war sehr belastend. Im Vergleich dazu eine Lappalie hatten wir beim Konzert der Fantastischen Vier im Jahr 2015. Da gab es Probleme mit der Stromversorgung. Während eines Liedes blieb eine Hälfte der Bühne komplett dunkel, die andere war hell. Da gab es im Nachhinein viel Ärger mit dem Manager, aber wir haben daraus gelernt und in unsere Infrastruktur investiert. Ein paar Jahre später waren Fanta 4 wieder hier.“

Und Höhepunkte?

Oeckler: „Meine persönlichen Höhepunkte waren neben dem Auftritt von Sting & Shaggy, die Konzerte von ZZ Top und den Scorpions. Eben auch, weil ich weiß, vor wie vielen Leuten sie sonst immer spielen. Die Scorpions sind weltbekannt und sie hatten beispielsweise einen 60-seitigen Anforderungskatalog auf Englisch. Und das als deutsche Hard-Rock-Band.

Was waren die kuriosesten Anforderungen der vergangenen Jahre?

Oeckler: „Aus vertraglichen Gründen kann ich keine Namen nennen. Aber für einen Künstler mussten wir beispielsweise Katzenbilder aufhängen. Zudem wollte er eine junge Katze in seiner Umkleide haben. Ich wurde auch schon gefragt, ob ich Drogen besorgen kann. Das habe ich selbstverständlich abgelehnt.“

Wie sieht es in Sachen Verpflegung aus?

Oeckler: „Was halbwegs vernünftig klingt, wird erfüllt, aber oft streichen wir bei den Wünschen doch allerhand zusammen. Zudem schicken wir ihnen vorab eine Liste mit unseren Getränken. Das hat immer zu 90 Prozent geklappt. Aber manchmal wird im Vorfeld zu viel Essen bestellt. Dass davon am Ende viel übrig bleibt und zum Teil weggeschmissen werden muss, ärgert mich. Wir hatten beispielsweise mal einen Künstler, der unbedingt zusätzlich eine Fischplatte wollte - bei fast 30 Grad. Davon hat er natürlich nichts angerührt. Für einen anderen haben wir für die After-Show extra einen Koch kommen lassen. Der Künstler ist dann nach seinem Auftritt direkt ins Auto gestiegen und hat den Koch stehen lassen.“

Wie konnte es - trotz der Nähe zu München gelingen - dass sich das Sommerfestival so etabliert hat?

Oeckler: „Ein Faktor ist sicherlich der übertragbare Festival-Pass, den wir extra aus diesem Grund eingeführt haben. Jedes Konzert liegt damit rund 50 Prozent unter dem Durchschnittspreis einer Einzelkarte. Das ist schon sehr günstig. Zum Vergleich: Für Bruce Springsteen habe ich für ein Ticket mehr bezahlt, als für einen kompletten Festival-Pass. Was man aber auch nicht vergessen darf ist, dass die Nähe zu München nicht nur Vorteile mit sich bringt.

Inwiefern?

Oeckler: „Viele Künstler, gerade Internationale, treten gerne in München auf und werden vom Veranstalter dann üblicherweise mit „Gebietsschutz“ belegt. Heißt: Die Veranstalter sichern sich ab, dass die Bands nicht auf einem anderen Konzert oder Festival in direkter Nähe innerhalb eines Jahres auftreten. Der Radius des Gebietsschutzes fällt je nach Prominenz des Künstlers unterschiedlich groß aus. Bei One Republic liegt unser Gebietsschutz zum Beispiel bei 150 Kilometer.“

Wie ist es, die Künstler hautnah zu erleben?

Oeckler: „Wie soll ich sagen: Nach außen wirken sie oft lässig, aber bei der Arbeit sind sie hochprofessionell. Manche sind nahbar, andere nicht. Mit „Deep Purple“ habe ich beispielsweise kein Wort gewechselt. Bei den Deutschen ist das anders, die wollen dann auch schon mal ins Schwimmbad oder an einen See. Gregor Meyle zum Beispiel. Der kam wieder und war krebsrot.“

Wie wird entschieden, welche Künstler nach Rosenheim kommen und welche nicht?

Oeckler: „Da sind zum einen die Agenturen, die uns Vorschläge machen. Dann überlegen wir im Team, Alex Birklein und ich, welche Künstler nach Rosenheim passen könnten. Die Mischung macht es. Natürlich gibt es immer wieder Künstler, bei denen die Meinungen auseinandergehen. Roland Kaiser ist so jemand. Den haben wir trotzdem zum zweiten Mal gebucht - und der Kartenverkauf gibt uns recht.“

Hat es jemals Kritik an der Auswahl vonseiten des Rosenheimer Stadtrates gegeben?

Oeckler: „Hin und wieder gibt es Meldungen, wenn ich das Line-Up vorstelle. Größere Diskussionen gab es lediglich bei Xavier Naidoo und Nena. Letztere wurde dann ja auch wieder ausgeladen. Bei beiden ging es aber nicht um ihre Qualitäten als Künstler, sondern um andere Sachen.“

Konnten Sie die Konzerte in den vergangenen Jahren eigentlich so richtig genießen?

Oeckler: „Man steht während der Konzerte immer unter Anspannung. Es befinden sich viele Menschen auf dem Gelände und passieren kann immer was. Gerade wenn ein Gewitter angesagt ist. Das ist für die Nerven das Schlimmste. In den vergangenen Jahren waren wir ein paar Mal knapp davor, Konzerte abzusagen. Beim Strandkorb-Festival musste ein Act aufgrund des Wetters ausfallen. Da habe ich bestimmt 20 Mal die Wetter-App gecheckt und beim Wetterdienst angerufen, am Ende half es aber nichts, wir mussten abbrechen. Alles in allem würde ich sagen, dass man als Veranstalter die Konzerte nie so ganz genießen kann. Ich bin immer sehr erleichtert gewesen, wenn der letzte Zuschauer das Gelände verlassen hatte.“

Die Zielgruppe des Sommerfestivals liegt bei 35+. Ihre Idee, um auch die jungen Leute zu erreichen?

Oeckler: „Ein Winterfestival in der Halle. Mit DJ’s oder Nachwuchsbands für kleines Geld. Vielleicht im Kuko oder im Ballhaus. Das wäre keine große Investition, würde aber mit ziemlicher Sicherheit viele junge Leute anziehen. Aber darüber kann sich mein Nachfolger Gedanken machen.“

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