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Anna Grude inszeniert „Medea. Stimmen“ in Rosenheim - und verfolgt damit vor allem ein Ziel

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Von: Anna Heise

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In dem Stück „Medea. Stimmen“ steht der Kampf um die Macht im Mittelpunkt - und die mythologische Figur Medea, in Rosenheim gespielt von Anna März.
In dem Stück „Medea. Stimmen“ steht der Kampf um die Macht im Mittelpunkt - und die mythologische Figur Medea, in Rosenheim gespielt von Anna März. © Debora Mergler

Lesungen, Konzerte und Spieleabend: Seit Oktober 2022 finden im Kulturzentrum „Affekt“ an der Wittelsbacher Straße zahlreiche Veranstaltungen statt. Jetzt startet die zweite Spielzeit mit dem Stück „Medea. Stimmen“. Warum sich die Rosenheimerin Anna Grude damit einen Traum erfüllt hat.

Rosenheim - Anna Grude hat eine Schwäche für die griechische Mythologie. „Ich finde die Themen sehr spannend und super aktuell“, sagt die Regisseurin, die gemeinsam mit Ludwig zur Hörst das Kulturzentrum „Affekt“ an der Wittelsbacher Straße betreibt. Eines ihrer Lieblingsbücher - über das sie auch ihre Bachelorarbeit geschrieben hat - ist der Roman „Medea. Stimmen“ von Christa Wolf, erschienen im Jahr 1996. Anders als in der klassischen Tragödie von Euripides bringt Wolfs Medea weder ihren Bruder noch ihre Kinder um, sondern ist das Opfer einer Intrige, um das Geheimnis des Stadtstaates Korinth zu bewahren.

Feminismus, Ausgrenzung und Rassismus

„Nach dem Lesen des Buches habe ich mir sofort gedacht, wie spannend es wäre, daraus ein Stück zu machen“, sagt Anna Grude. Unter anderem deshalb, weil es in dem 223-seitigen Buch auch um aktuelle Themen wie Feminismus, Ausgrenzung, Kolonialismus und Rassismus geht. Also las die Rosenheimerin den Roman noch einmal und schrieb sich die direkte Rede heraus. „Dadurch fällt natürlich viel Text weg. Die ganzen beschreibenden Sätze habe ich dann als Futter für die Rollenarbeit genommen“, sagt sie. Sie füllte Seite für Seite in ihrem Notizbuch, machte sich immer wieder Anmerkungen und überlegte, wer welche Rolle spielen könnte. „Dass Anna März Medea spielt, stand für mich von Anfang an fest“, erinnert sich Grude.

März wurde 1986 in Rosenheim geboren und nahm mit 15 Jahren an ihrem ersten Schauspielworkshop teil. Bis zu ihrer Schauspielerausbildung 2009 wirkte sie in vielen Theaterproduktionen mit. 2012 beendete sie ihre Ausbildung an der “Neuen Münchner Schauspielschule” und gewann im gleichen Jahr den “Lore-Bronner-Preis“ für Theater. Seitdem arbeitet sie konstant als Schauspielerin unter anderem im „Jungen Schauspielensemble München”, „Rationaltheater”, „Galli Theater”, „Theater für die Jugend” in Burghausen - und jetzt spielt sie eben die Hauptrolle in dem Stück von Anna Grude.

Durch Zufall zu ihrer Rolle gekommen

„Die restlichen Besetzungen haben sich dann mehr oder weniger ergeben“, sagt Anna Grude. Einige seien durch Zufall zu ihrer Rolle gekommen, andere habe sie aktiv angesprochen. Da wäre beispielsweise Andreas Schwankl, Vorsitzender des Jungen Theaters Rosenheim, der Jason spielt, den Sohn des Königs von Iolkos. Oder Oliver Vilzmann, der sich nicht nur um die Musik kümmert, sondern auch in die Rolle von Akamas schlüpft - dem ersten Astronom in Korinth und zugleich dem wichtigsten Ratgeber für Kreon.

Nach und nach wurde der Traum von einem eigenen Stück für Anna Grude immer mehr zur Realität. Gemeinsam mit Ludwig zur Hörst feilte sie stundenlang an der Dramaturgie. Währenddessen wurden die Kostüme zusammengesucht und das Bühnenbild entwickelt. „Wir haben das Stück mehrere Male überarbeitet und Szenen umgestellt“, sagt zur Hörst. Oft merke man ihm zufolge erst während der Arbeit, dass sich die jeweiligen Szenen an einer anderen Stelle deutlich besser machen. Im Moment laufen die Proben auf Hochtouren, denn Premiere ist bereits am Freitag, 27. Januar, um 20 Uhr. „Wir proben vier Mal in der Woche für jeweils sechs Stunden“, sagt Anna Grude.

Jeder ab 16 soll verstehen, worum es in dem Stück geht.

Regisseurin Anna Grude

Während dieser Proben sitzt sie auf einem der zahlreichen Holzstühle. In der einen Hand hält einen Stift, in der anderen ihr gelbes Notizbuch. Sie nickt, macht sich Notizen. Am Ende der Szene steht sie auf und gibt den einzelnen Schauspielern Hinweise, was gut war und was noch besser werden könnte. Weniger lachen, ernster schauen, kürzere Pausen. „Mein Ziel ist, dass jeder ab 16 versteht, um was es in dem Stück geht.“ Auch ohne Theatererfahrung und das Wissen rund um griechische Mythologie. Es sei ein modernes Theater, das den Finger in die Wunde lege und das Publikum zum Nachdenken anregen solle „Ich möchte zeigen, wie tückisch eine Leitkultur sein kann und wie fatal es ist, wenn für Probleme, die aus der Gesellschaft kommen, ein Sündenbock gesucht wird“, sagt sie.

Traum vom Gastspiel oder Theaterfestival

Vorerst wird das Stück „Medea. Stimmen“ nur im Kulturzentrum an der Wittelsbacherstraße zu sehen sein. „Das Theaterstück von Anna ist der Grund, warum es das ‚Affekt‘ überhaupt gibt“, sagt Ludwig zur Hörst. Dennoch sei geplant, das eine oder andere Gastspiel zu geben und sich eventuell bei einem Theaterfestival zu bewerben. Vorerst aber liegt der Fokus auf den kommenden Wochen. Dann nämlich soll der Medea-Mythos im Rosenheimer „Affekt“ neu erzählt werden.

Mehr Informationen zum Theaterstück „Medea. Stimmen“:

Die Vorstellungen finden jeweils im Affekt an der Wittelsbacherstraße 37 statt. Beginn ist am Freitag, 27. Januar, um 20 Uhr. Weitere Aufführungen finden - jeweils um 20 Uhr, am 29. Januar, 4. Februar, 5. Februar, 17. März, 18. März, 19. März sowie am 24. März statt. Karten kann man unter tickets.affekt@gmail.com reservieren. Die Kosten betragen 15 Euro, ermäßigt neun Euro. Die Rolle der Medea spielt Anna März, Jason wird gespielt von Andreas Schwankl, Akamas von Oliver Vilzmann, Glauke von Miriam Brodschelm und Merope/Agameda von Sara Sukarie. Regie und Ausstattung hat Anna Grude übernommen, Musik Oliver Vilzmann, Dramaturgie Ludwig zur Hörst und die Regieassistenz Hannah Silveri.

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