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Aufbau, Abbau, Aufbau: Ein Brunnen auf Wanderschaft in Rosenheim

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Im Winter ohne Wasser, dafür ist die Struktur der Krone des Lebensbaums gut zu sehen: Der „Gabor-Brunnen“ vor dem Romed-Klinikum. Ein Werk des Priener Bildhauers Ernst Günzkofer aus dem Jahr 1976.
Im Winter ohne Wasser, dafür ist die Struktur der Krone des Lebensbaums gut zu sehen: Der „Gabor-Brunnen“ vor dem Romed-Klinikum. Ein Werk des Priener Bildhauers Ernst Günzkofer aus dem Jahr 1976. © Frick

„Gabor-Brunnen“ heißt die Anlage vor dem Romed Klinikum in Rosenheim im Volksmund. Dort ist sie relativ neu, denn lange stand sie vor dem Rathaus.

Von Dr. Evelyn Frick

Rosenheim – Eine großzügige Brunnenanlage empfängt die Besuchenden des Rosenheimer Klinikums. In der Mitte einer kreisförmigen Fläche, gepflastert mit Porphyr und Granit, erhebt sich ein stilisierter Baum, der als Lebensbaum aufzufassen ist. Auf Zylinderformen reduziert sind Stamm und Krone, deren Blätter in senkrecht angeordneten Ovalen eng anliegen. Am Boden führen fünf Strahlen zu insgesamt neun, rhythmisch platzierten Steinquadern.

Aus Verbundenheit zu den Rosenheimern

Geschaffen hat den Brunnen der Priener Bildhauer und Steinmetz Ernst Günzkofer im Jahre 1976. Seit sich mit der offiziellen Eröffnung des Neubaus von Haus 2 im Februar 2021 der Haupteingang wieder an der Südseite des Klinikums befindet, hat die Brunnenanlage einen dritten und sehr ansprechenden Standort gefunden.

Alteingesessene werden sich noch erinnern, dass der Brunnen ursprünglich vor dem Rosenheimer Rathaus in der Königstraße stand. Gestiftet hatte ihn die Schuhfabrik Gabor, wie noch heute einem kleinen Schild auf einem der Steinquader zu entnehmen ist. Am Freitag, den 2. Juli 1976, übergab Stifter Joachim Gabor den Brunnen offiziell der Stadt Rosenheim, vertreten durch Oberbürgermeister Dr. Albert Steinbeißer. Der Mitinhaber der Damenschuhfabrik Gabor dankte damit der Stadt für die freundliche Aufnahme, als die Familie Gabor 1966 in Rosenheim eine neue Fabrik eröffnete und zugleich die Hauptzentrale hierher verlegte.

Ernst Günzkofer
Ernst Günzkofer © Lars Günzkofer

Der Künstler

Ernst Günzkofer, 1938 in Prien am Chiemsee geboren, schloss seine Ausbildung zum Steinmetz mit der Meisterprüfung ab. Schon bald wandte er sich neben den üblichen Aufträgen auch künstlerischen Arbeiten zu. So entstanden über die Jahre eine Vielzahl von Brunnen und Figuren in Stein und Bronze, die vor allem in seinem Heimatort Prien, aber auch bayernweit, den öffentlichen Raum bereichern. Beliebt bei Sammlern sind seine Kleinbronzen, die oft humorvoll kleine Szenen mit Menschen oder Tieren schildern.

Ernst Günzkofer, der den Förderpreis der Marktgemeinde Prien (1964) sowie Medaillen bei der Bundesgartenschau in Karlsruhe (1967) und den Bayerischen Staatspreis der Handwerksmesse München (1988) erhielt, starb Anfang des Jahres 2016 mit 77 Jahren in Prien am Chiemsee.

„Zehn Jahre fühlen wir uns wohl in dieser schönen Stadt. Ein guter Grund und willkommener Anlass, der Stadt und ihren Bürgern mit diesem Brunnen die Verbundenheit zu dokumentieren.“, wie das OVB damals den Stifter zitierte. Die Gestaltung der Platzanlage vor dem Rathaus lag in den bewährten Händen des Garten- und Landschaftsarchitekten Werner Bremicker. Schnell erhielt der Brunnen den Namen „Gabor-Brunnen“.

Doch als Anfang der 1990er Jahre im Zuge von weitreichenden Sanierungs- und Neubaumaßnahmen eine Tiefgarage unter der Grünanlage vor dem Rathaus gebaut wurde, musste der Brunnen weichen. Er wurde fachgerecht abgebaut, eingelagert und erhielt 1997 einen neuen Platz im, mit einem Bachlauf und Pavillon, neu gestalteten Patientengarten des Klinikums Rosenheim.

Seit nun sechs Jahren vor dem Klinikum

Abbruch und Neubau von Haus 2 und die damit verbundene Neugestaltung der Außenanlagen ließen den Brunnen an seinen jetzigen prominenten Standort umziehen. Im Frühjahr 2016 begann der erneute Abbau des Brunnens, vier Jahre später wurde er neu aufgestellt.

Ernst Günzkofers bildhauerisches Schaffen zeichnet sich durch große Vielfalt aus. Vor allem seine Werke aus Stein zeigen einen Zug zur Abstraktion, zur Reduzierung und Vereinheitlichung der Form, wie die frühen „Spielenden Delphine“ (1964) oder der „Segelknoten“ (um 1990), beides in Prien, oder eben auch der Rosenheimer „Lebensbaum-Brunnen“.

In seinen Bronzearbeiten vertritt Günzkofer einen anderen Ansatz und variiert eine naturalistische Figurenauffassung von den versachlichten Skulpturen „Lesende“ (um 1970) und „Flötenspieler“ (um 1985) bis zum doch recht detailverliebten „Rübezahl“ (1983), alle in Prien am Chiemsee.

2003 übernahm Sohn Lars Günzkofer (Jg. 1966), der im elterlichen Natursteinbetrieb gelernt hatte, als Steinmetzmeister die Priener Handwerksfirma und führt sie mit der ganzen Bandbreite von Fußbodenbelägen über Grabsteine bis zu Skulpturen weiter.

Eine Kapelle aus Dankbarkeit gebaut

Wer sich nun in Prien auf die Spuren von Ernst Günzkofer machen möchte (hilfreich dabei ist das Heft „Kunstort Prien am Chiemsee“, das unter diesem Stichwort im Internet heruntergeladen werden kann), dem sei ein Besuch der Kapelle empfohlen, die der Bildhauer 2009 aus Dankbarkeit nach einem schweren Arbeitsunfall stiftete.

Direkt an der Harrasser Straße, zwischen den Hausnummern 92 und 94, lädt die geschmackvoll gestaltete Andachtsstätte mit ihrer liebevoll entworfenen Ausstattung zum Innehalten ein.

Das Werk

„Gabor-Brunnen“ oder „Lebensbaum-Brunnen“, Kalkstein, 1976, Lebensbaum Höhe 260 Zentimeter, Durchmesser Krone 100 Zentimeter, Durchmesser Stamm 47 Zentimeter, Quader 45x45 und 60x60 Zentimeter; Gesamtanlage Durchmesser 550 Zentimeter; Romed-Klinikum Rosenheim, Ellmaierstraße 23.

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