Um 9 Uhr schließt die Park-Oase

Rosenheim - Ob Rosenheim, Salzburg oder München: Einen Parkplatz findet man auch in klassischen Einkaufsstädten immer. Die Frage ist nur, wie viel man dafür zahlen muss.
Für Pendler und Bummler, die aufs Geld schauen müssen, ist die Rosenheimer Loretowiese deshalb ein Segen. Doch die Zeiten, als Autofahrer ihren Wagen dort völlig stressfrei stehen lassen konnten, sind vorbei. Die Park-Oase ist zu klein geworden. Wer zu spät anrollt, hat Pech und findet keinen Platz.
700 Stellplätze gibt es offiziell auf Rosenheims einzigem kostenlosen Großparkplatz. Den fünf- bis zehnminütigen Fußweg in die Innenstadt nehmen viele Autofahrer gern in Kauf, um sich die Parkhausgebühren oder einen Strafzettel zu ersparen.
Wie wichtig die Loretowiese für Leute ist, die zum Arbeiten oder Einkaufen nach Rosenheim kommen, zeigt sich jedes Jahr, wenn der Platz nicht zum Parken zur Verfügung steht - etwa zur Herbstfest- und Messezeit, bei Zirkusgastspielen oder Märkten. Dann haben Gratis-Parker plötzlich keine Alternative mehr: Die einen fahren ins Parkhaus, die anderen versuchen ihr Glück anderswo und sorgen für eine deutliche Zunahme des Parksuchverkehrs.
Aber auch ohne Herbstfest oder Zirkus wird es immer enger für die Pendler. Die Loretowiese ist inzwischen zu klein geworden, um den wachsenden Zustrom von Autos bewältigen zu können. «Früher ging es nur in der Vorweihnachtszeit hoch her, jetzt hat man fast das ganze Jahr über schon vor 9 Uhr keine Chance mehr auf einen Parkplatz», klagt ein Pendler aus Rimsting.

Die Folge: Teilweise geht nichts mehr voran, wenn die Pendler morgens auf allen vier Zufahrtswegen auf die volle Loretowiese strömen, Runden drehen, rückwärts zurückstoßen, warten oder wenden oder im «Parksuch-Stau» stecken. Übrigens: Wer seinen Wagen im ersten Ärger auf Flächen stellt, die als Fahrbahn markiert sind, riskiert einen Strafzettel - auch wenn die Loretowiese eine «Wiese» ist, gilt hier die Straßenverkehrsordnung.
Dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage im einstigen Parker-Paradies immer weiter auseinander geht, hat mehrere Gründe. Viele kostenlose Dauerparkplätze sind in den letzten Jahren am Rand des Stadtkerns weggefallen, andererseits gibt es in der Region immer mehr Autos und deutlich mehr Menschen, die aus dem Umland zum Arbeiten in die Stadt fahren.
So ist der Bestand an Autos im Landkreis Rosenheim seit 1999 von 127.750 Pkw auf zuletzt 152.500 Pkw gestiegen - eine Zunahme von fast 25.000 Autos. Zudem pendeln über 1000 Beschäftigte mehr als noch vor zehn Jahren von ihrer Wohnung im Landkreis zum Arbeitsplatz. Rund 12.900 waren es 1999, zuletzt waren es fast 14.000.
Gleichzeitig sind zahlreiche frühere Gratis-Parkplätze inzwischen für Anwohner reserviert. Oder die Parkdauer ist auf maximal zwei Stunden beschränkt. Oder man muss erst einen Parkautomaten füttern, um den Wagen dort abstellen zu dürfen. Das Parkraummanagement könne sich nicht nur an den Bedürfnissen der Pendler orientieren, begründet das Ordnungsamt der Stadt Rosenheim auf Anfrage unserer Zeitung diese Entwicklung. Die Ziele unter anderem: den vorhandenen Parkraum effektiv nutzen, den Parksuchverkehr reduzieren sowie mehr Aufenthaltsqualität und ein besseres Wohnumfeld schaffen. So verweist die Stadt darauf, dass neben den rund 700 Stellplätzen in Kurzparkbereichen am Straßenrand weitere 3500 Stellplätze in Parkhäusern und auf Parkplätzen zur Verfügung stünden. Darunter seien auch 1000 kostenlose Stellplätze in fußläufiger Entfernung zur Innenstadt.
Indessen sehnt der Pendler aus Rimsting schon die Pfingstferien herbei. Wenn der Schulbetrieb ruht, ist es auf der Loretowiese wieder wie früher. Dann kann man in aller Seelenruhe parken.