„Keine Hungersnot“

Rosenheim - Seit rund 25 Jahren wird nach der perfekten Bebauung des BayWa-Geländes an der Panorama-Kreuzung gesucht. Gefunden wurde sie bisher nicht.
Auch der neueste Vorschlag mit Hotel, Parkhaus, Lebensmittelmärkten, Drogeriemarkt und Seniorenheim fand im Bauausschuss keine Mehrheit.
Mit Erich Weinberger, der dort das größte Lexus-Toyota-Autohaus Deutschlands bauen wollte, war die Stadt aus vielen Gründen auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. Nun hat die BayWa dem Stadtplanungsamt die Vorstellungen eines neuen Investors präsentiert, die in Teilen dem alten Plan ähneln – nur soll alles noch ein bisschen größer werden: Edeka mit 2000 Quadratmetern, Aldi nach dem Umzug aus der Kufsteiner Straße mit 1300 Quadratmetern, ein Drogeriemarkt mit 700 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Das alles läuft unter dem Stichwort „Nahversorgung“. „Happing leidet doch nicht unter einer Hungersnot“, kritisierte SPD-Stadtrat Kurt Müller die Größe der Läden. Ihm setzte CSU-Stadträtin Margarete Fischbacher entgegen, auch die Aisinger und Panger würden gern in der Nähe „vernünftig“ einkaufen. Viele würden sich jetzt in Raubling oder Kolbermoor versorgen. Die knappe Mehrheit - 6:5 Stimmen – entschied, das Gebiet mit anschließender Wohnbebauung vertrage den zusätzlich zu erwartenden Verkehr nicht. Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer erinnerte zwar an das Cima-Gutachten, das mehr qualitätsvolle Einkaufsmöglichkeiten auf dem Lebensmittelsektor für Rosenheim fordert, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.
Hinzukommen sollen Hotel, Parkhaus, Büros, Wohnungen und Seniorenwohnheim. Dagegen hätten die meisten nichts einzuwenden gehabt. Doch die städtebauliche Gestaltung erschreckte die Stadträte. Entlang der Bundesstraße 15 ist ein 190 Meter langer, vier bis fünf Stockwerke hoher Gebäuderiegel vorgesehen, in dem es nach 130 Metern eine Lücke von 20 Metern geben soll. Das war allen Mitgliedern des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses zu wuchtig. Vertreter des Aicherparks verfolgten die Sitzung aufmerksam, würde doch vor allem von dort Kaufkraft abgezogen. Unter den Zuhörern war auch Autohändler Erich Weinberger, was darauf hindeutet, dass er das Interesse an dem Grundstück noch nicht verloren hat.
Auf Anfrage von CSU-Stadtrat Josef Gasteiger versicherte die OB, eine Ablehnung dieser Planung habe keinen Einfluss auf das Vorhaben der Stadt, an der Ecke Happinger/Miesbacher Straße einen Bürgertreff einzurichten, unter Einbeziehung des denkmalgeschützten ehemaligen Nebengebäudes der Kaltenmühle. Spannend, wie es nun weitergeht: Ob noch einmal 25 Jahre Planung folgen, weiß im Moment niemand.
Elvira Biebel-Neu/Oberbayerisches Volksblatt