„Erstes Wir-Gefühl entwickelt“

Rosenheim/Landkreis – Keine Fusion kommunaler Krankenhäuser in Bayern ist so schnell über die Bühne gegangen wie jene des Klinikums Rosenheim und der drei Kreiskrankenhäuser.
Unter dem Namen „ROmed-Kliniken“ arbeiten sie seit dem 1. Juli zusammen – eine neue Krankenhausfamilie mit vier Mitgliedern.
Zur Freude von Geschäftsführer Günther Pfaffeneder hat sich bereits „ein erstes Wir-Gefühl“ entwickelt.
„ROmed-Kliniken“: Der neue Name kommt der Telefonistin an der Zentrale des Klinikums Rosenheim bereits mit großer Selbstverständlichkeit über die Lippen. Ansonsten ist in den vier fusionierten Häusern in Rosenheim, Wasserburg, Prien und Bad Aibling noch nicht viel davon zu spüren, dass sich grundlegende Veränderungen ergeben haben. „Die fachliche Arbeit in den Kliniken läuft weiter wie bisher“, betont Pfaffeneder, Geschäftsführer der neuen Gesellschaft „Kliniken der Stadt und des Landkreises Rosenheim“.
Doch hinter den Kulissen wird - von den Patienten unbemerkt - fleißig daran gefeilt, die Neustrukturierung mit Leben zu erfüllen und die Hausaufgaben, die Stadt und Landkreis dem neuen Verbund aufgegeben haben, zu erledigen. Die Atmosphäre in den vier Häusern sei nach fast zwei Monaten Zusammenarbeit „entspannt“, sogar eine „gewisse Aufbruchstimmung“ bemerkbar, so Pfaffeneder.
In den ersten Wochen stand nach Angaben des Geschäftsführers das „gegenseitige Kennenlernen“ auf dem Arbeitsprogramm. Zahlreiche Treffen - vor allem auf den leitenden Ebenen - hätten stattgefunden. Außerdem habe sich neben dem bereits etablierten Aufsichtsrat das neue Präsidium mit Vertretern der kaufmännischen Verwaltung, der Ärzteschaft und des Pflegepersonals formiert, das bedeutende strukturelle Fragen beraten werde.
Die erste große Bewährungsprobe hat die neue Gesellschaft bereits erfolgreich bestanden, freut sich Pfaffeneder: Zum ersten Mal hätten alle vier Häuser gemeinsam die Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen durchgeführt und abgeschlossen. Für die nächsten Monate stehe nun die Vorbereitung der beiden wichtigsten Zentralisierungsmaßnahmen an: Zum Jahreswechsel soll, so Pfaffeneder zum Zeitplan, die Buchhaltung der vier ROmed-Kliniken in Rosenheim zusammengefasst werden. Für die meisten Mitarbeiter erfordere dies keinen aufwändigen Arbeitsplatzwechsel: Denn die Buchhaltung der drei Triamed-Kreiskliniken sei bereits zentral in Wasserburg angeordnet gewesen, jetzt stehe deshalb lediglich ein Wechsel nach Rosenheim in die Verwaltung des Klinikums an. Im Rahmen der Fusion ist außerdem – wie berichtet – kein Personal abgebaut worden.
Synergien erwartet Pfaffeneder für die Zukunft durch die Vereinheitlichung der medizinischen Verbrauchsartikel. Außerdem wollen die Kliniken eine gemeinsame Arbeitsmarkt- und Personalpolitik einführen, auch im ärztlichen Bereich eine gemeinsame Fort- und Weiterbildung etablieren.
Doch ebenso wichtig wie die vielen kleinen Maßnahmen, welche die Effizienz weiter erhöhen sollen, ist nach Meinung von Pfaffeneder die Chance, „sich gemeinsam auf dem Gesundheitsmarkt präsentieren zu können“. Deshalb steht die Erarbeitung eines neuen Logos auf dem Arbeitsplan. Sobald es fertiggestellt ist, werden neue Schilder installiert und sämtliche Briefköpfe und Vordrucke angepasst - formelle Maßnahmen, die für die neue Außendarstellung von großer Bedeutung sind.
„Miteinander stellen wir schließlich - gemeinsam mit unseren privaten Kooperationspartnern - eine medizinische Vollversorgung für die Region zur Verfügung“, betont Pfaffeneder. Das oberste Ziel lautet deshalb: „eine abgestimmte Patientenversorgung im Sinne einer optimierten Qualität unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit.“ In einer erstarkten Klinikenfamilie sieht der Geschäftsführer auch die Chance, für die Herausforderungen der Gesundheitspolitik besser gerüstet zu sein. „Die Krankenhausfinanzierung wird ein schwieriges Thema bleiben. Ich denke, wir sind schon ein bisschen resistenter gegenüber der Bundesgesundheitspolitik geworden“, findet er. Mit jährlich über 45 000 stationären Patienten, 1080 Betten und 2300 Mitarbeitern stellt die neue Gesellschaft in der Tat einen starken Verhandlungspartner der Kostenträger dar.
duc/Oberbayerisches Volksblatt
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