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Wieso ein Ostermünchener mit seinen „Waffen“ nach Mexiko fliegen darf

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Von: Werner Stache

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Der Meister und seine Schüler: Georg Huber aus Ostermünchen weihte mexikanische Airbrusher in seine Technik ein. Bei seinem Besuch in Cancún stand das Seminar im Vordergrund, für einen Badeurlaub war keine Zeit.
Der Meister und seine Schüler: Georg Huber aus Ostermünchen (Zweiter von links) weihte mexikanische Airbrusher in seine Technik ein. Bei seinem Besuch in Cancún stand das Seminar im Vordergrund, für einen Badeurlaub war keine Zeit. © Huber

Das Heck eines alten Cadillac glänzt in der Abendsonne. Was nach romantischem Kitsch der 70er-Jahre klingt, war für Georg Huber und seine Schüler ein Tag harter Arbeit. Warum der Ostermünchener auf Sonne, Strand und Meer im mexikanischen Cancún verzichtet und stattdessen Seminare gibt.

Tuntenhausen/Cancún – Dass ein Ostermünchner nach Mittelamerika fliegt, um dort einen Kurs in Airbrush-Technik zu geben, kommt gewiss nicht oft vor. Doch Georg Huber aus Haus ist fürs Außergewöhnliche bekannt. Und so brachte er nun mexikanischen Künstlern sein Handwerk bei und ebnet ihnen so einen Stück des Weges aus der Armut.

Technik für feinste Farbverläufe

Als Airbrush werden eigentlich kleine Spritzpistolen bezeichnet, die kaum größer als ein Kugelschreiber sind. Airbrush steht aber auch für die Maltechnik mit einer Airbrushpistole oder eben für das entstandene Werk – ganz egal ob auf einer Leinwand, Mauer oder Karosse. Das Besondere an dieser Maltechnik: Sie macht feinste Farbverläufe möglich, wenn der Künstler sein Handwerk versteht.

Vom Kfz-Monteur zum bekannten Künstler

Georg Huber – Jahrgang 1961 – ist eigentlich gelernter Kfz-Monteur. Schon als Jugendlicher war er von Comics, farbenfrohen Plakaten, Postern und Schallplattencovern fasziniert. Und so hängte er Anfang der 80er-Jahre seinen Beruf an den Nagel und widmete sich seiner Passion – dem Arbeiten mit Farben. Als Kunstmaler ist Huber Autodidakt. Ob Acryltechnik, Airbrush oder Wandbemalung – seine Bandbreite ist groß, sein Malstil fröhlich bunt. Auf Reisen nach Amerika lernte er einen neuen Umgang mit der Kunst kennen: „Alles wirkte unverkrampfter, gelöster, lockerer als in Deutschland“, erinnert er sich. Zudem inspirierten ihn die Reisen und überwältigenden Landschaften zu erfolgreichen Motivserien wie „American Moments“ .

Heute ist Huber Kunstmaler, Dozent, Autor und einer der bekanntesten Airbrush-Künstler Deutschlands. Mittlerweile sind viele seiner Werke als Schallplatten- und CD-Cover erschienen, sie wurden auch als Kunstdrucke verlegt. In seinem Buch „Landscape Creator Vol. 3 – Hawaii“ übt er sich als Dozent und gibt er auf 20 Seiten Anleitungen für stimmungsvolle Effekte auf einem Surfboard.

Die Welt trifft sich in Cancún

Kunst verbindet. Und so lernte Huber auf einem großen Airbrush-Event in Hamburg auch den Mexikaner Hugo Maciel kennen. Der lädt die Airbrush-Welt nun nach Cancún zu einem internationalen Event mit Workshops und Vorträgen ein. Unter den namhaften Künstler aus Südamerika, den USA und Europa ist auch Künstler und Dozent Georg Huber aus Haus in der Gemeinde Tuntenhausen. „Ich werde dort Malkurse und Vorführungen meiner Airbrush-Kunst geben“, kündigt er an. Die Vorfreude ist riesig, denn für ihn ist das Event etwas ganz Besonderes: „Es kommen Künstler aus elf Ländern. Und ich bin dabei.“

Huber schafft es ins mexikanische Fernsehen

Bereits im Dezember war er drei Wochen in Mexiko und schaffte es dort sogar bis in den Kultur-Kanal des Fernsehens. Der Ostermünchener präsentierte seine Technik vor Publikum. „Ich habe die Luft- und Pinsel-Arbeitsweise gezeigt, also die Kombination aus Airbrush mit kleinen Sprühpistolen und herkömmlicher Malerei.“

Eine Herausforderung: Wie die in der Sonne glänzende Heckflosse eines alten Cadillac mit Airbrush-Technik auch auf der Leinwand glänzt, zeigt Georg Huber in einem Seminar in Mexiko.
Eine Herausforderung: Wie die in der Sonne glänzende Heckflosse eines alten Cadillac mit Airbrush-Technik auch auf der Leinwand glänzt, zeigt Georg Huber in einem Seminar in Mexiko. © Huber

Seinen Schülern hatte er ein Motiv vorgegeben: Ein in der Sonne glänzendes, verchromtes Heckteil eines alten Cadillac. „Das sollten die Teilnehmer im Laufe eines Tages erarbeiten“, so Huber. Er selbst malte das Bild an einer Staffelei und konnte den Teilnehmern so alle Schritte anschaulich erklären. Besonders schwierig war dabei natürlich die Darstellung des glänzenden Chroms. Aber nicht nur das: „Auch die Sprachbarrieren, die es teilweise zu überspringen galt, machten den Kurs recht amüsant“, erzählt Huber.

Chance auf ein Leben ohne Armut

„In Mexiko ist die Airbrush-Technik für viele Künstler eine reale Chance, sich eine Existenz aufzubauen und so den Sprung aus der Armut“, weiß Huber. Deshalb habe die Kunst dort einen ganz anderen Stellenwert als in Europa, denn: „Gebe ich in Deutschland einen Kurs, sehen die Teilnehmer Airbrush eher als ein schönes Hobby an.“

Drei Männer, die auf unterschiedliche Weise Geschichte geschrieben haben oder es vielleicht noch werden: Emiliano Zapata Salazar, der Anführer der mexikanischen Revolution (Mitte), Georg Huber aus Ostermünchen (links) und Hugo Maciel aus Cancún.
Drei Männer, die auf unterschiedliche Weise Geschichte geschrieben haben oder es vielleicht noch werden: Emiliano Zapata Salazar, der Anführer der mexikanischen Revolution (Mitte), Georg Huber aus Ostermünchen (links) und Hugo Maciel aus Cancún. © Huber

Für die touristischen Reize Cancúns hatte Huber bei seinem ersten Besuch nicht viel Zeit, auch wenn sein Hotel direkt am Traumstand in der Karibik lag. Dafür stattete er Emiliano Zapata, dem Anführer der mexikanischen Revolution, wenigstens einen Besuch ab. Zudem sammelte er auf dieser Reise wertvolle Erfahrungen für seinen zweiten Besuch in Mexiko, denn: „Meine Airbrushpistolen wurden am Flughafen für Waffen gehalten.“ Die Folgen: Befragungen und Sonderkontrollen. „Dadurch hätte ich fast meinen Flug verpasst“, erzählt der Künstler.

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