200 Jahre Karolinenkirche
In Großkarolinenfeld wird ÖKUMENE großgeschrieben – selbst beim Kirchenjubiläum
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Ob sich Landesbischof Dr.Heinrich Bedford-Strohm wundern wird, dass neben ihm ein katholischer Pfarrer steht, wenn die evangelische Gemeinde Großkarolinenfeld 200 Jahre Weihe der Karolinenkirche feiert? Muss er nicht, ist in der Gemeinde völlig normal. Schon die Karolinenkirche wurde ökumenisch gebaut.
Großkarolinenfeld – „In Großkarolinenfeld steht nicht nur die älteste evangelische Kirche Oberbayerns, hier hat auch die Ökumene ihren Anfang.“ Sagt Dr. Richard Graupner, evangelischer Pfarrer von Großkarolinenfeld.
Ob Anfang oder nicht, darüber mögen Kirchengelehrte trefflich streiten. Eine Gemeinde, in der Ökumene so selbstverständlich ist, die wird man so schnell kein zweites Mal finden. „Die Ökumene ist ein identitätsstiftendes Merkmal unserer Gemeinde“, sagt denn auch Bürgermeister Bernd Fessler.
Schon 1822 ging es Hand in Hand
Untypisch für oberbayerische Gemeinden: Die evangelische Karolinenkirche und die katholische Heiliggeistkirche stehen nebeneinander im Ortszentrum. Und: Die evangelische Kirche ist älter. „Ja, aber ohne das Zusammenwirken von Christen beider Konfessionen hätte diese Kirche vor 200 Jahren nie errichtet werden können“, sagt Graupner.
Er und sein katholischer Kollege Herbert Aneder sind sich einig: So ausgeprägte Ökumene wie in Großkarolinenfeld haben beide vorher noch nicht erlebt. „Das liegt aber zum großen Teil auch an den Pfarrern“, sagt Aneder. „Und da haben wir eine super Basis“, stimmt Graupner zu. So gegensätzlich sie seien, „wir sind ein richtig gutes Team“.
Das selbstverständlich auch gemeinsam den Festgottesdienst zur Weihe der Karolinenkirche vor 200 Jahren hält. Am Sonntag, 25. September, um 10 Uhr. Auf der Wiese zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Um den Gottesdienst bewusst ökumenisch zu gestalten, wurde auf das Abendmahl verzichtet. „Aber wir sind auf dem Weg. Darum werden sich die Festbesucher gegenseitig das Brot weiterreichen“, erläutert Pfarrer Graupner. Denn der vollkommenen Ökumene steht eher die Kirchenhierarchie als die Basis im Weg, meint Aneder.
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In Großkarolinenfeld geht es längst eher um die Frage, was noch getrennt gemacht werden muss. Segnung von Feuerwehrfahrzeugen oder neuem Rathaus – längst ökumenisch. Nachbarschaftshilfe? „Ökumenisch – und die leben das auch“, sagt der Bürgermeister. Festgottesdienst zum Gautrachtenfest? Da hat Aneder Graupner einfach mitgenommen. Obwohl der für Hochstätt gar nicht zuständig ist. Das Pfarrfest (am Sonntag nach dem Festgottesdienst) ist traditionell ökumenisch. Der ökumenische Gottesdienst zum Volkstrauertag ist schon geplant. Und für sehr gottesdienstintensive Tage wie Ostern, da überlegen Aneder und Graupner schon, wie sie sich die Aufgaben teilen können.
Kanzeltausch und Kinderbetreuung
Generelle ökumenische Gottesdienste wären vielleicht noch verfrüht, aber einen „Kanzeltausch“ halten beide Pfarrer für problemlos. Fessler auch: „Ich glaube, den Großkarolinenfeldern ist es egal, wer da gerade predigt“, glaubt der Bürgermeister. Den Eltern jedenfalls ist es egal, von wem ihre Kinder betreut werden, Hauptsache gut.
Aber nicht nur kirchenintern arbeiten die beiden Konfessionen zusammen: „Auch bei der Umgestaltung der Ortsmitte arbeiten sie Hand in Hand mit“, freut sich Fessler. Ein Ergebnis: Der „Pfälzer Stadel“, der auf der Freifläche rund um die beiden Kirchen Veranstaltungsort für die ganze Gemeinde wird.