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Interesse an Nahwärme schnellt in die Höhe - So will Bad Feilnbach das Angebot aufstocken

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Von: Eva Lagler

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Bad Feilnbach Bürgermeister Anton Wallner mit den Plänen für das neue Rathaus, das den Gemeinderat seit geraumer Zeit beschäftigt.
Bad Feilnbach Bürgermeister Anton Wallner mit den Plänen für das neue Rathaus, das den Gemeinderat seit geraumer Zeit beschäftigt. © re

Immer mehr Bürger in der Gemeinde Bad Feilnbach interessieren sich für einen Anschluss an ein Nahwärmenetz. Dem will die Kommune jetzt mit neuen Plänen Rechnung tragen. Wie diese aussehen und was in Sachen „Bezahlbarer Wohnraum“ ansteht, verrät Bürgermeister Anton Wallner im Interview.

Bad Feilnbach – Vorbei ist die „Sommerpause“ auch in der Kommunalpolitik. Viele Themen stehen an, werden weiterbearbeitet oder vorangebracht. Über einige der aktuellsten sprachen wir mit Bürgermeister Anton Wallner.

Herr Wallner, auch für Kommunen ist 2022 kein einfaches Jahr. Fangen wir also lieber erst einmal mit etwas Positiven an.

Anton Wallner: Meine größte Freude ist, dass wir allen Eltern, die ihre Kinder ab drei Jahren in einer der Tagesstätten eingeschrieben haben, einen Platz anbieten können. Auch alle ukrainischen Kinder, für die Bedarf besteht, bringen wir unter. Hier hilft uns vor allem auch der neue Kindergarten im Auer Martinsheim. Darüber bin ich wirklich heilfroh, denn gerade in diesen Zeiten sind viele Familien besonders auf ein zweites Einkommen und damit auf einen Kinderbetreuungsplatz angewiesen. Alleinerziehende ja sowieso. An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an die Kirchenverwaltung Au mit Marianne Spann als Vorsitzende, die uns mit der zur Verfügungstellung des Martinsheims sehr unterstützt hat.

300 Kindergartenplätze stehen aktuell zur Verfügung, nach Fertigstellung des Tannenhofs 325. Gibt es da überhaupt genügend Personal in Zeiten des Fachkräftemangels?

Wallner: Gottseidank: Ja. Wir konnten viele neue Fachkräfte für uns gewinnen und damit alle notwendigen Positionen besetzen.

Kommen wir zum Stichwort Rathaus-Neubau.

Wallner: Wir führen die Pläne für das neue Rathaus weiter. Dazu gab es einen „zu Null“-Beschluss im Gemeinderat. Das freut mich sehr. Nun wird die nächste Leistungsstufe ausgeschrieben. Natürlich müssen wir immer die aktuelle Lage im Blick haben, seien es die Preisentwicklung oder die Kapazitäten der Unternehmen – und letztlich schauen, ob wir es machen oder nicht.

Lassen Sie uns das allgegenwärtige Thema Energie aus Gemeindesicht beleuchten.

Wallner: Wir hatten am Schwimmbad eine kleine Nahwärmeversorgung geplant für den Bereich Bahnhofstraße/Kufsteiner Straße. Als Betreibergesellschaft haben wir zusammen mit der MW Biomasse AG die MWB Bad Feilnbach GmbH & Co. KG. gegründet. Sie ist die Eigentümerin des bereits bestehenden kleinen Wärmenetzes, das die Abnehmer mit der Energie aus regionalen Holzpellets versorgt. Als bei einer Infoveranstaltung im März – die Preise für Öl waren kurzzeitig auf zwei Euro pro Liter gestiegen – das Interesse der Anwesenden an einem Anschluss an das Netz abgefragt wurde, schossen alle Hände in de Höhe. Darauf haben wir reagiert und schließlich einen neuen Standort auf einem Gemeindegrundstück gefunden.

Und wie geht es nun weiter?

Wallner: Wir prüfen, ob wir dort ein deutlich größeres Heizhaus bauen können. Wenn es in eineinhalb bis zwei Jahren so weit ist, werden wir als kleine Ortschaft dazu beitragen, ein Stück weit weg von den fossilen Brennstoffen zu kommen.

Die Gemeinde ist auch an dem Projekt „Mangfalltal-Energie“ interessiert, das der Leiter der Stadtwerke Bad Aibling, Stefan Barber, auf den Weg bringen möchte. Dabei geht es um erneuerbare Energien. Wird Bad Feilnbach dabei sein?

Wallner: An dieser Partnerschaft sind alle Kommunen aus dem Altlandkreis interessiert, mit Ausnahme von Kolbermoor, das sein eigenes Modell hat. Mir gefällt die Idee und ich unterstütze das Vorhaben mit aller Kraft. Dazu ist angedacht, dass – nach den Beratungen in den jeweiligen Gemeinderäten – eine eigene GmbH für den Vertrieb von nachhaltig und regional erzeugtem Strom gegründet wird. Bei uns steht ja die Errichtung einer PV-Anlage in Dettendorf an. Aber wir machen das nur, wenn wir den Strom dann in ein lokales Netz einspeisen können.

Wie ist die Stimmung in Sachen PV-Freiflächenanlage vor Ort?

Wallner: Es kommen schon auch Stimmen, die die Größe der Anlage kritisch sehen. Aber mit dieser PV-Anlage können wir die ganze Gemeinde mit regenerativem Strom versorgen. Man sollte nicht immer nur von erneuerbaren Energien reden, sondern auch danach handeln. Und jetzt, da ein Projekt auf uns zukommt,dies auch positiv begleiten.

Das Projekt wird noch etwas dauern. Wie sehen Sie der kalten Jahreszeit angesichts der explodierenden Heizkosten entgegen?

Wallner: Hier spielen wir intern natürlich alle möglichen Szenarien durch, über die ich aber ungern sprechen möchte. Wir wollen keine Panik verbreiten, aber die Gemeinden und auch der Landkreis müssen vorbereitet sein.

Befragung: Wie wollen die Bürger in Zukunft leben?

„Bezahlbarer Wohnraum“ ist nicht nur aufgrund steigender Grundstücks- und Baupreise sowie mangelnder Verfügbarkeit von Bauflächen ein Thema, das immer mehr Kommunen beschäftigt. Bad Feilnbachs Bürgermeister Anton Wallner sagt dazu: „Mein Plan ist es hier, die Bevölkerung zu befragen. Denn wichtig ist, was der Bürger sagt. Wie er sich vorstellt, in den kommenden Jahren zu wohnen.“ Begleitet werden soll die Befragung von einer in diesem Bereich erfahrenen Agentur. „Es stellt sich schon die Frage, ob wir weiterhin hektarweise Bauland für Einfamilienhäuser ausweisen oder ob ein Umbruch ansteht.“ Wallner verweist auch die zunehmende Anzahl an „verwaisten Einfamilienhäusern“ in der Region: „Gebaut für eine mehrköpfige Familie, wohnt eines Tages ein Ehepaar allein in einem großen Haus, während sich die Jungen kaum noch Wohnraum leisten könne, geschweige denn Wohneigentum.“ Hier müsse man diverse Konzepte in die Betrachtung miteinbeziehen, auch was das Thema Flächenverbrauch angeht. Wichtig sei in jedem Fall, bezahlbaren Wohnraum für die eigenen Bürger anzubieten. „Da muss man die Leute mitnehmen.“

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