Betriebe kämpfen weiter um jeden Azubi
Rosenheim - Im Landkreis und in der Stadt Rosenheim gibt es derzeit mehr als 500 unbesetzte Lehrstellen. Die Betriebe müssen um jeden Azubi kämpfen.
Die Bewerberlücke in der regionalen Wirtschaft verharrt auch heuer auf hohem Niveau. Zu Beginn des Ausbildungsjahrs sind in den Betrieben in Stadt und Landkreis Rosenheim noch mehr als 500 von rund 2.100 angebotenen Lehrstellen frei, so die aktuellste Statistik der Arbeitsagentur. Damit bleibt jeder vierte Ausbildungsplatz unbesetzt. „Vor allem kleine und mittlere Unternehmen müssen um jeden Azubi kämpfen. Aufgrund der guten Konjunktur und des absehbaren Fachkräftemangels bieten sie reichlich Lehrstellen an, sie bekommen aber immer weniger Bewerbungen“, sagt Sebastian Bauer, Vorsitzender des IHK-Gremiums Rosenheim.
Insgesamt treten in Stadt und Landkreis Rosenheim mit Beginn des Ausbildungsjahres 1.005 Jugendliche eine Lehre bei IHK-zugehörigen Unternehmen an, wie aus der vorläufigen Zwischenbilanz der IHK für München und Oberbayern mit Stand Ende August hervorgeht. Dies ist ein Minus von 4,6 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Damals begannen 1.054 Jugendliche eine Ausbildung. Die zahlenmäßig stärksten fünf IHK-Ausbildungsberufe in der Region Rosenheim sind Industriekaufleute, Kaufleute im Einzelhandel, Bankkaufleute, Industriemechaniker und Großhandelskaufleute. Besonders groß ist der Azubimangel im Einzelhandel und in der Gastronomie.
Bauer unterstreicht jedoch, dass das Problem quer durch alle Branchen gehe. „Es sind auch noch etliche Lehrstellen in den Bereichen Metallbau, Logistik oder für Bürokaufleute frei“, so der IHK-Gremiumsvorsitzende. „Der Mangel an Ausbildungsbewerbern wird für unsere Wirtschaft immer mehr zum Dauerzustand“, beklagt Bauer. „Die fehlenden Azubis von heute sind aber der 2/2 Fachkräftemangel von morgen. Die Wirtschaft braucht dringend Unterstützung, um die Ausbildung für mehr Jugendliche attraktiv zu machen“, fordert Bauer.
Der IHKGremiumsvorsitzende führt den Bewerberengpass auf stagnierende Schulabgängerzahlen sowie dem Trend zur Akademisierung zurück. Die Zahl der Absolventen der Mittelschulen (früher Hauptschulen) ist in Oberbayern seit 2005 um 27 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Abiturienten um 54 Prozent. „In der Berufsorientierung müssen die hervorragenden Karrierechancen durch eine Ausbildung wieder mehr Stellenwert bekommen, wir brauchen nicht noch mehr Studienabbrecher“, so Bauer. Mit Schulpatenschaften, der Teilnahme an Bildungsmessen oder Ausbildungstagen im Unternehmen können Betriebe den Schülern bei der Berufsorientierung helfen, sagt der IHK-Gremiumsvorsitzende. Insgesamt sind 822 IHK-zugehörige Unternehmen in Stadt und Landkreis Rosenheim in der Ausbildung aktiv und stehen für knapp 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.
Pressemitteilung IHK München und Oberbayern