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Nur „Großkopferte“ zur Einweihung eingeladen? Fährmann der Innfähre wirft frustriert hin

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Von: Korbinian Sautter

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Fährmann Franz Kaufhold (rechts) ist verärgert: Seiner Meinung nach wurden nur „Großkopferte“ zur Einweihung der neuen Innfähre eingeladen.
Fährmann Franz Kaufhold (rechts) ist verärgert: Seiner Meinung nach wurden nur „Großkopferte“ zur Einweihung der neuen Innfähre eingeladen. In diesem Fall (von links) Kiefersfeldener Bürgermeister Hajo Gruber, Landeshauptmann Toni Mattle, Landrat Otto Lederer und Ebbs Vize-Bürgermeister Sebastian Kolland. © Re

Franz Kaufhold steht seit Jahren am Steuer der Innfähre Ebbs-Kiefersfelden. Er freute sich auf die Einweihung des neuen Bootes. Doch zum offiziellen Festakt waren nur Honoratioren geladen. Nur ein Missverständnis, betonen Gemeinde und Kajak-Club.  

Kiefersfelden/Ebbs – Eine fehlgeschlagene Testfahrt, eine kaputte Schiffsschraube und jetzt auch noch ein Fährmann weniger: Die Wiedereröffnung der traditionellen Innfähre Ebbs-Kiefersfelden hätten sich alle Beteiligten bisher sicher anders vorgestellt. 

Antrieb fällt nach wenigen Metern aus

Aber der Reihe nach: Auslöser für die ganze Geschichte war die Testfahrt der neuen Fähre, die schon wenige Meter nach dem Ablegen beendet war. „Ich habe noch gesagt, dass man die Rückwärtsfunktion der Schiffsschraube auf keinen Fall auslösen soll”, berichtet Sepp Goldmann, Betriebsleiter der Innfähre und Dritter Bürgermeister von Kiefersfelden. Doch schon nach kurzer Zeit drückte jemand auf den Knopf und der Antrieb fiel aus. Das Problem: „Wir hatten noch keine Paddel auf dem neuen Boot“, sagt Goldmann.

Nur wenige Meter vom Ufer entfernt fiel die Schiffsschraube von der neuen Innfähre aus: Saskia Weigelt vom Kajak-Klub Kiefersfelden rettete die Fahrer, indem sie die Paddel zum Boot brachte.
Nur wenige Meter vom Ufer entfernt fiel die Schiffsschraube von der neuen Innfähre aus: Saskia Weigelt vom Kajak-Klub Kiefersfelden rettete die Fahrer, indem sie die Paddel zum Boot brachte. © Re

Somit saßen die rund zehn Testfahrer nur wenige Meter vom Innufer entfernt fest. Zumindest bis Saskia Weigelt vom Kanu-Club Kiefersfelden zur Hilfe eilte. Sie stieg auf Zuruf kurzerhand in ihr Kajak und brachte die Paddel zur Fähre.

Die Schiffsschraube sorgte gleich bei der ersten Testfahrt der Innfähre Kiefersfelden für Probleme.
Die Schiffsschraube sorgte gleich bei der ersten Testfahrt der Innfähre Kiefersfelden für Probleme. © Re

Die Insassen nahmen es derweil mit Humor: „Wir haben schon diskutiert, dass wir notfalls alle nass werden und rüber schwimmen müssen”, meint Goldmann. Doch auch nach der Rettung durch Weigelt blieb das Problem des kaputten Propellers - und das wenige Tage vor der offiziellen Eröffnung, die am Freitag, den 12. Mai stattfinden sollte. 

Aus diesem Grund fassten die beiden Betreiber, namentlich die Gemeinde und der Kanu-Club Kiefersfelden einen Entschluss: „Wir haben unseren Fährmännern gesagt, dass wir die offizielle Eröffnung mit den Politikern trotzdem machen, uns aber separat nochmal treffen, um zu feiern, sobald die Fähre einsatzbereit ist”, erklärt Goldmann. Für diese Feier sei sogar schon ein Budget von der Gemeindeverwaltung zugesichert worden. 

Die neue Innfähre Ebbs-Kiefersfelden: Alle wichtigen Infos

Seit 1998 fährt die Innfähre zwischen Ebbs und Kiefersfelden hin und her. Die aus Lärchenholz angefertigte, elf Meter lange und 2,80 Meter breite Fähre bietet zwölf Fahrgästen und Fahrrädern Platz. Die Fähre wird täglich zwischen 10 und 17 Uhr an einem Hochseil von Innufer zu Innufer geführt. Eine Überfahrt kostet zwei Euro pro Person. Bei einem Hochwasser im Jahr 2021 wurde die alte Fähre von Treibholz unter Wasser gedrückt und zerstört. Nun nimmt das neue Holzboot, das die Gemeinde rund 36.000 Euro kostete, bis zum 16. Oktober wieder Fahrt auf. 

Diese Absprache kam bei Franz Kaufhold, einem der ältesten Fährmänner, allerdings gar nicht gut an. „Ich verstehe nicht, wieso nur Großkopferte wie diverse Prominenten, Politiker und die Geldbeschaffer zur Feier eingeladen wurden”, meint der 83-Jährige. Schließlich seien Fährmänner wie er diejenigen, die den Betrieb der Fähre zwischen Ebbs und Kiefersfelden seit 1998 am Laufen halten. „Aus meiner Sicht gesehen ist es ein Affront, die wirklich wichtigsten Protagonisten nicht einzuladen.” Aufgrund dieser Missachtung der Verdienste hat Kaufhold mit sofortiger Wirkung seine weitere Tätigkeit gekündigt. Er werde sein Ehrenamt, das er trotz seines Umzugs nach Halfing noch ausführte, niederlegen. 

Die in der Kritik stehenden Organisatoren können die Vorwürfe Kaufholds in keiner Weise nachvollziehen. „Das ist ein absoluter Schmarrn eines Einzelnen”, wird Sepp Goldmann deutlich. Alle anderen hätten sich im Vorfeld schon darauf geeinigt, sich die Einweihung ohne funktionsfähiges Boot zu sparen und in einem „nicht öffentlichen” Rahmen nachzuholen. Auch die anderen Fährmänner distanzieren sich laut Heinrich Gläser, Hauptorganisator für die Innfähre beim Kanu-Club Kiefersfelden, von den Aussagen Kaufholds. Aus der gemeinsamen WhatsApp Gruppe ist der 83-Jährige Haflinger bereits auf eigenen Wunsch entfernt worden. 

Innfähre Ebbs-Kiefersfelden fährt wieder

Wann genau die interne Feier mit den Fährmännern stattfindet, steht laut Goldmann noch nicht fest. Dafür ist die neue Innfähre ab sofort wieder einsatzbereit. „Wir starten ab sofort mit unserem Dienst”, sagt Gläser stellvertretend für die gut ein Dutzend aktiven Fährmänner und hofft, dass diesmal alles funktioniert. 

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