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Drama bringt Licht in ein dunkles Kapitel der Geschichte

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Sepp Lipp und Jordi Fichtner als die beiden Tatverdächtigen.
Sepp Lipp und Jordi Fichtner als die beiden Tatverdächtigen. © Raphaela Maier

Wahrlich großes Theater, was Schauspiel-Urgestein Jörg Herwegh mit seinem Ensemble anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Stiftung Attl im dortigen „Alten Rinderstall“ auf die Beine gestellt hat.

Von Raphaela Maier

Attl – In seiner Doppelfunktion als Regisseur und Autor hat er die historischen Ereignisse, die sich 1938 in einer Attler Anstalt der unheilbar Kranken rund um den nächtlichen Mord an einem dortigen Frater ereigneten, zu einem packenden Drama verwoben. Durch geschickte, schnelle Szenenwechsel ohne unnötig aufgeblasene Bühnenumbauten, vielmehr aber mit Hilfe markdurchdringender Musikeinspielungen (Michael Johannes Wagner) und Lichtwechsel, präsentierte er dem begeisterten Premierenpublikum im Wechsel mehrere Schauplätze und ließ so verschiedene Handlungsebenen miteinander korrelieren. „Mord in Attl“ zeugt in seiner Gesamtheit von detaillierter Recherchearbeit des Autors und dem unbedingten Willen, trotz der kargen historischen Überlieferungslage Licht in dieses dunkle Kapitel der Geschichte zu bringen und damit die Bevölkerung am Vergessen zu hindern. Darsteller Eduard Huber glänzte in seiner Rolle als auch persönlich betroffener Kommissar inmitten der lebensverachtenden Zeit des Nationalsozialismus durch sein stringentes, facettenreiches Spiel ohne aufgesetzte Allüren oder Pomp. Er war es auch, der dramaturgisch gesehen alle Fäden in der Hand hielt und sowohl im Zusammenspiel mit seinem Kriminalassistenten (ausdrucksstark: Benedikt Herwegh), als auch in den Zwiegesprächen mit der linientreuen NS-Ärztin (authentisch: Marion Michel) oder dem US-Captain (gekonnt: Peter Fritsch) in jeder Hinsicht überzeugte. Als dringend tatverdächtige Pfleglinge brillierten Sepp Lipp und Jordi Fichtner dank ihres beherzten Zusammenspiels, das immer wieder den unbedingten Drang nach Freiheit und Leben zweier junger, aufgrund von „Schwachsinn“ beziehungsweise „Fallsucht“ aus der damaligen Gesellschaft verstoßender junger Männer durchscheinen ließ. „Mord in Attl“ – ein ganz wichtiges Stück Kunst, gegen das Vergessen, als Mahnmal für eine Zukunft, in der sich die Fehler der Vergangenheit nicht mehr wiederholen dürfen.

Weitere Termine: 26. bis 29. Mai 2023, 20 Uhr. Tickets in der Verwaltung der Stiftung Attl, unter Telefon 0 80 71/10 21 04, E-Mail: mail@ stiftung.attl.de und an der Abendkasse.

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