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Corona: Mediziner holt zum Rundumschlag aus - und nennt Merkels Ziel für Lockdown-Ende „völlig irreal“

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Von: Michelle Brey

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Merkel, Spahn und RKI-Präsident Wieler bei der Corona-Pressekonferenz.
Mediziner Matthias Schrappe kritisierte die Regierung um Angela Merkel und das RKI (Symbolbild). © picture alliance/Kay Nietfeld/dpa

Bereits jetzt scheint klar, dass der Teil-Lockdown über November hinaus verlängert wird. Ein Mediziner kritisierte die Regierung und warnt vor einem „unendlichen Lockdown“.

München - Seit 2. November gilt in Deutschland ein „Lockdown-Light“. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist weiterhin auf einem hohen Niveau. Am Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel* und die Länder-Chefs auf dem Corona-Gipfel über das weitere Vorgehen entscheiden. Schon jetzt scheint klar: der Lockdown soll über November hinaus verlängert werden.

Das ausgeschriebene Ziel: eine Sieben-Tage-Inzidenz* von 50 oder gar 35. Das bedeutet, dass sich innerhalb einer Woche 50 beziehungsweise 35 Menschen pro 100.000 Einwohnern neu infizieren. Ein Ziel, das noch in weiter Ferne zu sein scheint. In Deutschland liegt dieser Wert derzeit bei 141,8 (Datenstand: 24. November, 0.00 Uhr). Indes steuert die Sieben-Tage-Inzidenz in einem Hotspot auf 500 zu. Ein Mediziner warnte eindringlich - und kritisierte die Vorgehensweise der Regierung und die Zahlen des Robert-Koch-Instituts hart.

Vor Corona-Gipfel: Mediziner kritisiert Corona-Maßnahmen der Regierung scharf - „völlig irreales Ziel“

„Ein Ziel von 50 pro 100.000 Einwohner ist ein völlig irreales Ziel“, sagte Medizin-Professor Matthias Schrappe gegenüber Bild.de (Artikel hinter Bezahlschranke). Dieses Ziel werde man in den Wintermonaten nicht erreichen, blickte er voraus. Des Weiteren sei es keine gute Politik ein solches Ziel vorzugeben, wie Bild.de den Mediziner zitiert.. „Die Bevölkerung wird in einen Dauer-Schockzustand versetzt“, formulierte es Schrappe deutlich.

Sollte die Politik eine Sieben-Tage-Inzidenz von 50 oder 35 dauerhaft unterschreiten wollen, warnt Schrappe vor einem „unendlichen Lockdown“. Seiner Ansicht nach sei der Zustand, in dem sich Deutschland befindet, „keine Welle, die man brechen kann“, sondern „ein kontinuierliches Anwachsen.“ Dem entgegen stehen die Meinungen einiger Experten und Virologen, die vor einer sogenannten zweiten Coronavirus-Welle* warnten. So sagte Susanne Johna, Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund, bereits im August gegenüber der Augsburger Allgemeinen, dass sich Deutschland „in einer zweiten, flachen Anstiegswelle“ befinde.

Coronavirus: „Lockdown bewirkt nur ein vorübergehendes Abflachen“

Ein sogenannter Wellenbrecher-Lockdown sei seiner Ansicht nach wirkungslos, führte Schrappe weiter aus. „Der Lockdown bewirkt nur ein vorübergehendes Abflachen.“ Sollten dann erneute Lockerungen eintreten - wie sie voraussichtlich über Weihnachten geplant sind -, werde sich der Anstieg weiter fortsetzen, prognostiziert der Mediziner.

Dass die Meinungen hinsichtlich der Corona-Maßnahmen auseinandergehen, ist jedoch in Zeiten von Corona* kein Novum. Auch Virologe Hendrik Streeck kritisierte Merkels Bundesregierung hinsichtlich des Teil-Lockdowns - und erhielt Gegenwind von Virologe Christian Drosten.

Coronavirus in Deutschland: Mediziner kritisiert RKI - „politisch gesteuert“

Die Kritik von Mediziner Matthias Schrapp richtet sich jedoch auch gegen die Zahlen des Robert-Koch-Instituts, auf denen maßgebliche Entscheidungen der Regierung basieren. „Das RKI ist politisch gesteuert“, so seine Behauptung in einem Interview mit dem ZDF. Man befinde sich „im Bereich der Mutmaßung“. „Es werden Grundrechte eingeschränkt, ohne das wir eigentlich verwertbare Zahlen haben.“

So seien die Infektionszahlen des RKI „vom Nebel nicht weit entfernt“, führte er weiter aus und spielte damit auf die Anzahl der Corona-Tests* in Deutschland an. „Wir testen eineinhalb Millionen Menschen in der Woche und haben dann meinetwegen 120.000 Positive. Aber wenn wir zweieinhalb Millionen testen würden, wie viele hätten wir dann?“ Demzufolge hätten die RKI-Zahlen „keine Basis“. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks (mbr)

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