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Omikron erreicht China: Mehrere Fälle in der Hafenstadt Tianjin bei Peking – große Sorge vor Olympia

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Von: Christiane Kühl

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Schüler und Lehrer stehen Schlange an Stationen für PCR-Tests auf dem Gelände der Universität Tianjin
PCR-Massentests auf dem Sportplatz der Uni Tianjin: Omikron ist in China angekommen © Imago/VCG

Der Ernstfall ist eingetreten: Die hochansteckende Omikron-Variante ist in China angekommen. Bereits in zwei Städten wurde sie nachgewiesen, darunter in der Hafenstadt Tianjin bei Peking. Die Sorge wächst.

Tianjin/München – Omikron hat nun auch China* erreicht. Allen strikten Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz zirkuliert die hochansteckende Variante seit ein paar Tagen in der Hafenstadt Tianjin bei Peking. Und damit nicht genug: Der Ausbruch ist auf mindestens zwei Quellen zurückzuführen, wie die Direktorin des lokalen Gesundheitsamtes Zhang Ying am Montagabend im chinesischen Staatsfernsehen CCTV sagte. Demnach vermuten die Behörden, dass die ersten Fälle durch Einreisende aus dem Ausland nach Tianjin gekommen sind. Der zweite in der Stadt entdeckte Omikron-Virenstamm ist aber nicht identisch und könnte laut Zhang aus anderen Regionen Chinas stammen. Das würde bedeuten, dass Omikron bereits in ganz China in Umlauf ist – und das bislang weitgehend unerkannt. Omikron habe sich möglicherweise schon länger in Tianjin „versteckt“, so Zhang.

China fürchtet derzeit nichts mehr als eine Omikron-Welle. In wenigen Wochen beginnen in Peking die Olympischen Winterspiele. An den Sportstätten entsteht bereits eine Sicherheits-Blase, in der sich schon die ersten Olympia-Helfer isolieren. Innerhalb dieser Blase dürfen sich während der Spiele nur Athleten, Trainerstäbe, Journalisten und lokale Mitarbeiter der Spiele frei bewegen. Die 14-Millionenstadt Tianjin ist nun unter enormem Druck, die Welle nicht nach Peking schwappen zu lassen. Die erste Runde Massentests aller Bürger läuft bereits. Auch manche Industriestandorte müssen die Produktion vorübergehend stoppen. So musste Volkswagen wegen eines Covid-Ausbruchs in der Belegschaft sein Werk in Tianjin vorübergehend herunterfahren. Die Stadt liegt nur 100 Kilometer oder eine knappe Stunde mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Pekings Hauptbahnhof entfernt, die Verbindungen zwischen beiden Städten sind eng. Kein Wunder also, dass in Peking* nun die Alarmglocken schrillen. Zumal ungewiss ist, wie gut die chinesischen Totimpfstoffe vor Omikron schützen.

Tianjin: Menschen fürchten den Lockdown

Bislang ist nur ein Bezirk Tianjins betroffen, in dem zwei Wohnviertel abgeriegelt wurden. Doch es gibt bereits Berichte von Hamsterkäufen, denn die Einwohner der Hafenstadt befürchten einen harten Lockdown wie in der nordchinesischen Stadt Xi‘an*. In der Heimat der weltberühmten Terrakotta-Armee harren die Menschen seit Ende Dezember in ihren Wohnungen oder zentralen Quarantänezentren aus und hängen von Nahrungslieferungen ab. Der Lockdown soll erst aufgehoben werden, wenn es keinerlei lokale Infektionen mehr gibt.

Dieses Schicksal ereilte am Dienstag die fünf Millionen Bewohner von Anyang in der zentralchinesischen Provinz Henan. Anyang hatte am Morgen 58 Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden gemeldet. Die Behörden verhängten daher sofort einen Lockdown. Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte wurden geschlossen, und Anyang begann mit Massentests der Bevölkerung. Das Problem: Auch in Anyang wurde die Omikron-Variante identifiziert. Zwei der dortigen Omikron-Fälle wurden nach einem Bericht der South China Morning Post auf einen Studenten aus Tianjin zurückverfolgt. Doch bei den anderen Fällen ist die Lage unklar, auch viele von ihnen keine Symptome haben.

Henan ist bereits eine Art Hotspot der aktuellen Welle. Mehrere Städte meldeten kleinere Ausbrüche und riegelten zumindest einzelne Viertel ab. Den 13 Millionen Einwohnern der Provinzhauptstadt Zhengzhou könnte nun ebenfalls bald ein Lockdown drohen. Dort wurden bereits neben nicht lebensnotwendigen Läden auch Schulen und Kindergärten geschlossen. Restaurants dürfen nur noch Essen zum Mitnehmen anbieten. Der öffentliche Nahverkehr wurde ausgesetzt, auch Taxis dürfen derzeit nicht fahren.

China: Omikron gefährdet Erfolge der Null-Covid-Politik

Zwar sind Chinas Zahlen nach europäischem Maßstab weiterhin äußerst niedrig. Doch Omikron könnte die Erfolge der strikten Null-Covid-Politik* Chinas gefährden. Auch deshalb reagieren die Gesundheitsbehörden derzeit noch heftiger als während früherer Ausbrüche.

Auch in Chinas tiefem Süden treibt Covid-19 immer wieder sein Unwesen. In der Tech-Metropole Shenzhen* wurden in diesen Tagen acht Infektionen mit der Delta-Variante festgestellt. Einer der Infizierten war ein Hafenarbeiter, weshalb erneut Teile des Containerhafens von Shenzhen in Yantian heruntergefahren werden, unter anderem für Massentests unter den Arbeitern. Gut 30 Schiffe stauen sich dort nach Recherchen der Nachrichtenagentur Bloomberg. Bereits im Sommer hatten coronabedingte Verladestopps in Yantian zu einem gigantischen Schiffsstau* geführt, mit Folgen für den gesamten Welthandel. Derweil erreichte Omikron auch die benachbarte Sonderverwaltungszone Hongkong. Am Dienstag kündigte Regierungschefin Carrie Lam die Schließung aller Kindergärten und Grundschulen bis zum chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar an. Auch Bars und Fitnessstudios bleiben geschlossen. (ck/mit AFP) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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