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Verteidiger: Attentäter geisteskrank

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Oslo - Sein Verteidiger hält ihn für unzurechnungsfähig. Ermittler scannen seine Kontakte in rechtsextremistische Kreise. Die Justiz prüft eine Anklage wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit.

Geisteskrank und eiskalt - der Verteidiger des norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik hält seinen Mandanten für eine

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tief gestörte Persönlichkeit. Auch der Vater Breiviks spricht erschüttert davon, das sein Sohn nicht normal sein könne. Die Justiz erwägt, Breivik wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit anzuklagen - die Höchststrafe wäre 30 Jahre Haft. Nach nicht bestätigten Berichten prüfen Ermittler, ob der Norweger Kontakte in die rechtsextreme Szene Großbritanniens hatte. Breivik hatte vor dem Haftrichter von zwei Zellen gesprochen, ohne aber Details zu nennen.

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Anwalt Geir Lippestad sagte am Dienstag in Oslo: “Die ganze Sache deutet darauf hin, dass er geisteskrank ist.“ Diese Linie werde er vor Gericht verfolgen. Sollte Breivik dem nicht folgen, “muss er sich einen anderen Anwalt suchen“. Der 32-Jährige hatte Lippestad selbst gewählt.

Der Attentäter sei eine “sehr kalte Person“. “Er hat kein Mitgefühl mit den Opfern gezeigt“, sagte Lippestad. Der 32-Jährige glaube, er befinde sich in einem Krieg. “Und wenn du in einem Krieg bist, kannst du Dinge wie diese machen“, erläuterte er die Sicht seines Mandanten.

Der Vater will nie wieder Kontakt zu seinem Sohn haben. “In meinen schlimmsten Stunden denke ich, er hätte sich sein eigenes Leben nehmen sollen, statt so viele andere Menschen zu töten“, sagte Jens Breivik, der im Ruhestand ist, dem norwegischen Fernsehsender TV2. “Ich verstehe noch immer nicht, wie jemand so etwas tun kann. Das ist kein normaler Mensch, der so etwas tut.“

Der Vater, der sein Gesicht im Fernsehen nicht zeigen wollte, sagte, er habe seit 1995 nicht mehr mit ihm gesprochen. Die Eltern hätten sich schon 1980 getrennt. Als Junge sei Breivik verschlossen, wenig sozial, aber auch nicht extrem gewesen.

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Sollte das Gericht ihn für unzurechnungsfähig erklären, wäre die dauerhafte Einweisung in eine psychiatrische Einrichtung wahrscheinlich. Die von der Justiz angekündigte psychiatrische Untersuchung dürfte nach Angaben des Anwalts bis zu zwölf Monate dauern. Auch der Prozess werde eine “ausgesprochen lange und komplizierte Angelegenheit“.

Die Staatsanwaltschaft erwägt nach einem Bericht der Zeitung “Aftenposten“ eine Anklage wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit mit einer Höchststrafe von 30 Jahren Haft. Die Maximalstrafe nach dem Terror-Paragrafen im Strafgesetzbuch ist 21 Jahre im Gefängnis.

Der sich rechtsextremistisch gebende Breivik hatte am vergangenen Freitag mit einer Bombe Teile des Osloer Regierungsviertels zerstört: Mindestens acht Menschen waren getötet worden. Zwei Stunden später begann er das Massaker auf der Fjordinsel Utøya nordwestlich der Hauptstadt und tötete mindestens 68 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers.

Er hatte die Anschläge gestanden, hält sich aber für unschuldig. Er hatte als Motiv angegeben, dass er die Arbeiterpartei so hart wie möglich habe treffen wollen.

Nach Angaben seines Anwalts war Breivik überrascht, dass er nach dem Bombenanschlag in Oslo überhaupt noch die eine Autostunde entfernte Insel Utøya erreichte.

Norwegens Justizminister Knut Storberget nahm die Polizei gegen Kritik in Schutz. Bei einem Besuch in der Polizeizentrale in Oslo sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB, die Beamten hätten “ausgesprochen gut bei diesem außerordentlichen Einsatz“ gehandelt.

Anwalt Lippestad sagte, sin Mandat mache weiter keine Auskunft zu “zwei Zellen unserer Organisation“ im Ausland: “Er weigert sich, etwas über diese anderen Zellen zu sagen.“

Die britische Polizei geht Berichten nach, dass Breivik Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen des Landes hatte. Mehrere Zeitungen nannten Details, denen zufolge der 32-Jährige im vergangenen Jahr eine Demonstration der ultrarechten English Defence League (EDL) besucht habe und mit deren Mitgliedern über das Internet in Kontakt gewesen sei. Laut “Independent“ und “Daily Telegraph“ hatten rund 150 EDL-Mitglieder über das Internetnetzwerk Facebook Verbindungen zu Breivik.

Der niederländische Islamgegner Geert Wilders, den Breivik in seinem Pamphlet erwähnt hatte, verurteilte die Terroranschläge und nannte den Täter einen “Wahnsinnigen“. Er wies jedwede potenzielle Mitschuld durch seine weithin bekannten islamkritischen Reden vehement zurück. Weder seine Partei für die Freiheit (PVV) noch er selbst seien “verantwortlich für einen einsamen Idioten“.

dpa

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