Trotz Dauerfrost keine Rehe füttern

Hamburg - Der momentane Dauerfrost macht Hirschen und Rehen die Nahrungssuche schwer. Trotzdem sollten Spaziergänger sie nicht füttern. Warum man den Tieren damit sogar schaden kann:
“Man muss wissen, was man ihnen gibt, sonst schadet man ihnen eher als zu helfen“, sagte Eva Goris von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg dem dpa-Themendienst. Am besten lassen Tierfreunde das einen Experten erledigen: den Inhaber des jeweiligen Jagdreviers. “Der größte Gefallen, den man den Tieren tun kann, ist, sie in Ruhe zu lassen.“
In Regionen mit besonders schlechten Bedingungen für das Wild sind die Fachleute laut Goris ohnehin zum Füttern verpflichtet. So haben etwa in mehreren Kreisen Niedersachsens jetzt die zuständigen Jagdbehörden die “Notzeit“ ausgerufen. Das ist das Signal für die Jäger und Förster. “Die Experten haben sich viele Gedanken gemacht, was man füttert“ - Raufutter wie hochwertiges Heu oder bestimmte Silage zum Beispiel.
Brot und Essensreste bekommen Rehen nicht
“Wenn ein Spaziergänger mit zwei Brötchen und ein paar Kastanien in den Wald geht, bringt das nichts“, sagte Goris. Im Gegenteil: Rehe oder auch Rothirsche ernähren sich von Pflanzlichem, so dass ihnen zum Beispiel altes Brot und Essensreste unter Umständen gar nicht bekommen. Auch bei Wildvögeln, die davon picken, kann gerade Brot zu ernsten Magenverstimmungen führen.
Hinzu kommt: Das heimische Wild muss derzeit in vielen Regionen zwar darben, aber es konnte sich im vergangenen Herbst eine dicke Fettschicht anfressen. Denn hinter ihm liege ein gutes “Mastjahr“, wie die Expertin erklärte: ein Herbst mit einem üppigen Angebot an Nahrung wie Eicheln und Kastanien.
Die schrägsten Tiere der Welt
Wer dennoch Futter in den Wald trägt, wird mit einiger Sicherheit Tiere aufschrecken - was tödlich für sie enden kann. Denn um Energie zu sparen, fahren Rehe und Hirsche im Winter ihren Stoffwechsel weitgehend herunter, wie die Expertin erläuterte. “Und wenn sie aufgescheucht werden, brauchen sie unglaublich viel Energie“ - womöglich zu viel, um den weiteren Winter zu überleben. Daher gilt es für Waldbesucher, auf den Wegen zu bleiben und Hunde nicht von der Leine zu lassen.
Florian Oertel