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Alkoholsucht: Corona-Krise gefährlicher als bislang angenommen - Studie offenbart erschreckende Folgen

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Von: Patrick Mayer

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Dresden: Ein Glas Rosé-Schorle steht am Abend vor einem Restaurant auf einem Tisch.
In der Corona-Pandemie stieg laut Studien der Alkoholkonsum. © Robert Michael/dpa

In der Coronavirus-Pandemie stehen oft die unmittelbaren gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schäden durch die Corona-Krise im Mittelpunkt. Ein Suchtberater erzählt von gesteigertem Alkoholkonsum - und eine Studie nennt bedenkliche Zahlen.

München - Was macht Corona* mit uns? Diese Frage wird allenthalben gestellt. Eine Studie hat ein besorgniserregendes Ergebnis ergeben, ein Suchtberater die Erkenntnisse daraus jetzt in einem Interview greifbar gemacht: Viele Menschen in Deutschland trinken in und wegen der Covid-19-Pandemie* mehr Alkohol. Und zwar quer durch alle Gesellschaftsschichten.

Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Ärzte warnen vor höherem Suchtrisiko

„Aus früheren Epidemien ist bekannt, dass der damit verbundene Stress Suchtverhalten und riskanten Alkohol- oder Tabakkonsum fördern kann“, hatte das deutsche Ärzteblatt jüngst gewarnt.

Und: Eine Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim und des Klinikums Nürnberg hatte nach einer anonymen Online-Umfrage mit 3200 Teilnehmern ergeben, dass mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten mehr Alkohol konsumieren als gewohnt.

Ein Suchtberater hat diese alarmierenden Erkenntnisse jetzt greifbar gemacht. „Viele Probleme verstärken sich jetzt erst noch. Denn erst jetzt kommen die Kollateralschäden der Krise auf, Existenzängste zum Beispiel. Ich kenne viele Leute, deren Einkommen in den vergangenen Monaten gleich null war. Für manche davon ist der Alkohol eine Methode, das alles zu verkraften. Der klassische „Seelentröster““, erklärte Bernd Thränhardt im Interview mit Focus Online.

Corona-Pandemie in Deutschland: Vermehrter Alkoholkonsum im Home Office?

Der Journalist und Sportwissenschaftler war einst selber suchtkrank, hat ein Buch über diese Zeit geschrieben („Ausgesoffen“) und berät heute Menschen, wie sie ihrer Sucht entkommen und/oder damit umgehen.

Er sagt: „Man weiß mittlerweile durch einige Untersuchungen ziemlich sicher, dass in der Krise deutlich mehr getrunken wurde. Beispielsweise die Zahlen der Alkoholverkäufe in Supermärkten legen diese Vermutung nahe. Ein Freund von mir ist Manager in einem großen Konzern. Er erzählte mir, dass einige Mitarbeiter teilweise schon mittags angetrunken in den Video-Konferenzen saßen. Riecht ja keiner.“ Vermehrter Alkoholkonsum durch Home Office?

Alkohol und Corona: Konsum steigt in Coronavirus-Pandemie auch bei Gebildeten

Aus Thränhardts Aussagen lässt sich zumindest schließen, dass auch (oder insbesondere) gebildetere Menschen aus sozial höheren Berufen in der Coronavirus-Pandemie von dieser Neigung betroffen sich.

Er meint: „Dass nur sozial Schwache Alkoholprobleme entwickeln, ist ein gewaltiger Trugschluss. Ganz im Gegenteil gibt es offene Untersuchungen von der Uni-Klinik Heidelberg, dass die Gefährdeten eher gebildete, gut situierte Leute zwischen 40 und 50 sind. Menschen, mit hohem Sozialprestige, bei denen es schon fast ein Statussymbol ist, wenn man abends eine Flasche Wein trinkt. Die trinken dann zwar teuren Wein für 40 bis 50 Euro die Flasche, aber der macht natürlich genauso abhängig wie der billige“

Seiner Meinung nach sei es schlüssig, „dass es bei diesen Leuten die höchste Zunahme an Suchtkranken mit Alkohol gibt. Viele dieser Menschen stehen unter hohem beruflichem und sozialem Stress, sind vielleicht Ärzte in einem Krankenhaus. Auch ich habe natürlich Ärzte unter meinen Klienten. Sie stehen unter einem hohen Risiko, an Suchtkrankheiten zu leiden. Der Stress, die enorme Angst, Fehler zu begehen“, meint er und behauptet: „Es gibt viele Ärzte, die alkoholisiert operieren. Die gab es vor Corona*, während Corona und es wird sie danach geben.“

Corona-Krise: Covid-19-Situation lässt Menschen mehr zu Alkohol greifen

Wie das Klinikum Nürnberg zu seiner Studie dagegen schreibt, gehe aus der Befragung hervor, „dass Teilnehmer mit geringerer Schulbildung und höherem, subjektiven Stressempfinden vermehrt zu Alkohol und Tabak griffen“. Ob (vermeintlich) sozial schwächer oder gut situiert - der gesteigerte Alkoholkonsum in der Corona-Krise trifft offenbar alle Bevölkerungsgruppen. (pm) *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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