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IS-Anhänger steht hinter Anschlägen: Er hatte Bomben und Sprengstoff

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Von: Xaver Eichstädter

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In der Nacht auf Montag, 27. April, brannte in Waldkraiburg ein türkischer Gemüseladen aus. Sechs Menschen wurden verletzt. Der 25-jährige Täter plante aber noch weitere, viel schlimmere Attentate und Anschläge © fib/Eß

Waldkraiburg - Die Anschläge von Waldkraiburg waren schlimm genug, doch offenbar entging die Region einer wahren Terror-Welle - der 25-jährige Täter hatte bereits Bomben, Sprengstoff und eine Waffe. Wir fassen die Details der Polizei-Pressekonferenz zusammen.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE:

Die Ausmaße sind erschreckend: Insgesamt 23 Rohrbomben, 30 Kilogramm Chemikalien für Sprengstoff und eine Waffe mit Munition hatte ein 25-jähriger Waldkraiburger schon beisammen. Er ist für die vier Anschläge der vergangenen Wochen in Waldkraiburg verantwortlich. Am Freitagabend, 8. Mai, konnte ihn die Polizei per Zufall am Mühldorfer Bahnhof fassen. Am Sonntagvormittag gaben Staatsanwaltschaft und Polizei die Details bekannt

Anschläge in Waldkraiburg: Das ist der Täter und sein Motiv

Der Täter, der die Anschläge in Waldkraiburg gestand, ist ein 25-jähriger Deutscher. "Er bezeichnete sich als Anhänger und Kämpfer des Islamischen Staats und würde sein Leben dafür opfern", so Hans-Peter Butz, in der Pressekonferenz. Butz leitete die 50-köpfige SOKO "Prager", die in dem Fall ermittelte. Die Eltern des 25-Jährigen, der in Waldkraiburg wohnt, stammen aus der Türkei. Geboren wurde er laut Polizei "in der Nähe von Waldkraiburg". 

Auch zum Motiv konnten bereits Angaben gemacht werden: "Ein Hass auf die Türken, eine antitürkische Einstellung, gepaart mit einer islamistischen Gesinnung", so der leitende Oberstaatsanwalt Georg Freutsmiedl. Konflikte zwischen Türken und Kurden spielten für ihn definitiv keine Rolle. Bisher sei der 25-Jährige nur wegen Marihuanabesitzes aufgefallen, doch in den vergangenen Jahren habe er sich religiös radikalisiert. "Daher kam es auch zum Streit mit seiner Familie, die ihn davon abbringen wollte", so Hans-Peter Butz. 

Er bezeichnete sich selbst als "Bombenleger von Waldkraiburg"

"Weitere, schwerwiegende Taten wären nach seinen Angaben schon sehr bald geplant gewesen", fuhr Butz fort. Wieder sollte es türkische Einrichtungen treffen. Konkreter habe der Attentäter die Ziele aber nicht benannt. Dass man dem Täter am Freitagabend auf die Spur kam, war Glück. Er wurde ohne Fahrkarte im Zug erwischt und am Mühldorfer Bahnhof von der Polizei kontrolliert. Wegen der früheren Drogenverstöße sollte der Mann mit auf die Wache. "Kann ich mein Gepäck dalassen? Es ist so schwer", habe er gesagt. In seinem Koffer und einer Sporttasche fand man dann zehn funktionsfähige Rohrbomben und 20 Kilo an chemischen Substanzen.

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In einer dieser Wohnungen in Waldkraiburg wurde Schwarzpulver, Sprengstoff, eine Pistole und Munition des IS-Anhängers gefunden. © xe

Als "Bombenleger von Waldkraiburg" bezeichnete er sich selbst bei der Vernehmung - und gab der Polizei weitere Hinweise. 13 weitere Rohrbomben und zehn Kilogramm an Sprengmitteln tauchten in einem Auto auf, dass in einer Tiefgarage in Garching an der Alz geparkt war. Eine scharfe Pistole (Marke Beretta, Kaliber 7,65 Millimeter), mehrere Patronen, Schwarzpulver und weiterer Sprengstoff wurden dann in seiner Waldkraiburger Wohnung gefunden. Die Bewohner der Mehrfamilienhäuser wurden in der Nacht auf Samstag von einem Sondereinsatzkommando evakuiert

IS-Anhänger aus Waldkraiburg stellte Rohrbomben selbst her

"Die Rohrbomben hat der Täter seinen Angaben zufolge selbst hergestellt. Er hat es auch genau beschrieben", so der Leiter der SOKO "Prager". Es sei kein militärischer Sprengstoff wie beispielsweise TNT gewesen, trotzdem habe der 25-jährige Islamist dafür "technisches Know-How" gebraucht. Woher die Waffe stammt, wisse man noch nicht. Auch sei noch unklar, ob es Mittäter oder Mitwisser gebe. Dass er für die vier Anschläge in Waldkraiburg verantwortlich ist, daran besteht bei der Polizei aber kein Zweifel: "Er schildert Details, die nur der Täter kennen kann."

Sechs Menschen wurden beim Brandanschlag auf einen türkischen Gemüseladen in der Nacht auf 27. April am Waldkraiburger Stadtplatz verletzt. Schon zuvor gab es Sachbeschädigungen an einem Frisörladen und einer Pizzeria in Waldkraiburg. Am Donnerstag, 7. Mai wurde dann bei einem Kebap-Haus eine Scheibe eingeworfen. Die Geschäftsleute allesamt Türken oder mit türkischen Wurzeln. "Die türkischen Mitbürger hatten Angst um ihre Sicherheit", so Polizeipräsident Robert Kopp. "Wer ist der nächste von uns?", seien die Polizisten immer wieder gefragt worden.

Ermittlungen wegen versuchten Mordes in 27 Fällen

Dass die Flammen die Wohnungen über dem Gemüseladen verschonten, ist nur einem Bewohner zu verdanken. Er war zur Tatzeit um 2 Uhr wach und rief die Feuerwehr. Die anderen Bewohner schliefen und hätten sonst wohl keine Chance gehabt, vor dem Feuer und dem tödlichen Rauchgas zu fliehen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb nicht nur wegen schwerer Brandstiftung, sondern auch wegen versuchten Mordes in 27 Fällen und gefährlicher Körperverletzung. Darüber hinaus geht es um Sachbeschädigung. 

Die Fotos von den Einsätzen am Freitag und Samstag

Polizeipräsident Robert Kopp: "Ich bin ausgesprochen erleichtert, dass diese feige und niederträchtige Straftatenserie gegen türkischstämmige Mitbürger in Waldkraiburg nun beendet ist und von dem gefährlichen Täter keine Gefahr mehr ausgeht."

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