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Braten-Zuschlag oder gar „Winterschlaf“? So steht es um die Gaststätten im Chiemgau

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Von: Jens Kirschner

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Zumindest im Winter könnte dieser Anblick nur noch zu Hause zu sehen sein. Einige Gastbetriebe im Chiemgau wollenob der steigenden Energiekosten während der Heizperiode schließen.
Gibt es diesen leckeren Anblick bald nur noch daheim? © Foto Berger;Anita Berger

Mit Blick auf steigende Kosten, verlangen manche Gastronomen und Hoteliers inzwischen Zuschläge auf den regulären Preis. Um die steigenden Energiekosten aufzufangen. Wie sieht es im Chiemgau aus?

Chiemgau – Es ist schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, einen Gastronomen ans Telefon zu bekommen, der sich dazu äußern will, ob und wie er die gestiegenen Energiekosten an seine Kunden weitergeben will. Man stößt bei solchen Anfragen, gelinde gesagt, auf Granit. „Kein Interesse“, lautet in der Regel die Antwort auf die Frage, ob Gäste demnächst tiefer in die Tasche greifen müssen, wollen sie essen gehen oder übernachten. Zumindest seitens der örtlichen Verbandsvertreter aus Gastronomie und Tourismus erhält man Antworten.

Kosten nicht eins zu eins weitergeben

Zum Beispiel von Theresa Albrecht, Rosenheimer Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga: „Es gibt niemanden, der diese Kosten eins zu eins weitergeben kann“, sagt sie. Hierfür seien die Kostensteigerungen auf allen Gebieten viel zu hoch: bei Energie genauso wie beim Personal oder Lebensmitteln. „Man muss schließlich auch noch einen gewissen Umsatz generieren“, sagt die Betreiberin des Rohrdorfer Hotels „Zur Post“.

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Dabei gibt sie sich für die Region optimistisch, was die Umsätze angeht. „Wir haben Betriebe, die einen sehr guten Sommer hatten. Auch unserer zählt dazu“, berichtet Albrecht von der ungebrochenen Urlaubsfreude der Deutschen. Dennoch: Es werde Betriebe geben, die mit Blick auf die Preisentwicklung überlegen müssten, ob sie nicht zumindest zeitweise über die Wintermonate ihre Pforten schließen, damit sich ihr Geschäft noch rechnet.

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Zumal einige Hotels und Gaststätten nach ihrem Kampf mit den Coronabeschränkungen und den Kostensteigerungen noch eine weitere Sorge plage: „Der Fachkräftemangel, der über alle Branchen hinweg besteht, tut sein Übriges“, sagt Theresa Albrecht.

Pächter haben es besonders schwer

Vor allem Pächter in der Gastronomie dürften es in nächster Zeit schwer haben, wenn Personal fehlt und sie ihre Lokale deswegen zeitweise schließen müssten. Denn die Pacht berappen müssen sie freilich dennoch. Ausschließen will sie deswegen auch nicht, dass nicht jeder Gastrobetrieb die kommenden Monate wirtschaftlich übersteht.

Über Betriebe, die einen pauschalen Energiezuschlag pro Besuch oder Übernachtung erheben, sei ihr in der Region nichts bekannt. Dies sei nach Albrechts Auffassung auch rechtlich nicht zulässig und verstoße gegen die Preisabgabenverordnung. Wenngleich sie einen solchen Obolus für sinnvoller hält, als die Preise generell anzuheben.

Theresa Albrecht.
Theresa Albrecht. © re

Das nächste Jahr werde gleichwohl schwierig, sagt die Dehoga-Kreisvorsitzende voraus. Aber: „Die guten Unternehmer schaffen es sicherlich“, ist Albrecht überzeugt.

Mehr als die Hälfte bange um Existenz

„Angesichts explodierender Kosten und sinkender Umsätze bangen 65,3 Prozent der Betriebe insbesondere aufgrund der hohen Energiepreise um ihre Existenz“, skizziert der bayerische Dehoga-Dachverband die Situation der Hotels und Gaststätten in Bayern. Dabei bezieht sich der Verband auf eine eigens vorgenommene Umfrage.

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Die Forderung von dort: Der Staat müsse nun schnell handeln, in Sachen Strom- und Gaspreisbremse. „Es wäre völlig inakzeptabel, wenn einzelne Betriebe oder gar ganze Branchen in den ‚Winterschlaf‘ geschickt werden müssten. Man kann gastgewerbliche Betriebe nicht einfach ein- und ausschalten wie das Licht“, so der Verband.

Gestiegene Kosten auch umlegen

Von einem solchen „Winterschlaf“ berichtet wiederum die Chefin des Chiemgau-Alpenland-Tourismus, Christina Pfaffinger. Einige Betriebe, schildert sie, hätten sich ob der hohen Energiekosten entschieden, während des Winters geschlossen zu bleiben. „Die Mehrzahl hat aber offen“, versichert Pfaffinger, ergänzt aber, dass diese wohl die Preise anheben müssten.

Christina Pfaffinger.
Christina Pfaffinger. © Hötzelsperger

„Hier geht es darum, Qualität und Service aufrechtzuerhalten und die Mitarbeiter fair und nachhaltig zu bezahlen.“ Sie könne die Gastgeber in ihrer Region nur dazu animieren, die gestiegenen Kosten auch umzulegen, denn neben der Energiekrise müssten diese schließlich auch mit dem Fachkräftemangel kämpfen. Für sie ein Grund mehr, den Mitarbeitern faire Löhne zu bezahlen.

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