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Ein Ort der Heimat und des Dialogs aller Religionen: „Wir leben als Freunde zusammen“

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Von: Jörg Eschenfelder

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Symbol des künftigen Zusammenhaltes: Imam Önder Eyvaz, Ahmet Baskent (Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde Waldkraiburg), Bürgermeister Robert Pötzsch, Attaché Ahmet Tanis, Landrat Max Heimerl und Recep Bal, Vorsitzender von Ditib Süd-Bayern, eröffneten gemeinsam die neue Moschee (von links).
Symbol des künftigen Zusammenhaltes: Imam Önder Eyvaz, Ahmet Baskent (Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde Waldkraiburg), Bürgermeister Robert Pötzsch, Attaché Ahmet Tanis, Landrat Max Heimerl und Recep Bal, Vorsitzender von Ditib Süd-Bayern, eröffneten gemeinsam die neue Moschee (von links). © Jörg Eschenfelder

Nach fünf Jahren Bauzeit ist es soweit: Die neue Moschee der türkisch-islamischen Gemeinschaft Waldkraiburg ist eröffnet. So soll sie wirken, so sieht sie aus.

Waldkraiburg – Ahmed Baskent, der Vorsitzende der türkisch-islamischen Ditib Gemeinde in Waldkraiburg, strahlte mit der Sonne um die Wette. Er kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Nach langem Suchen und fünf Jahren Bauzeit konnte er endlich zusammen mit zahllosen Gemeindemitgliedern und Festgästen die neue Moschee in der Traunreuter Straße offiziell eröffnen. Ein Festtag für die Gemeinde, aber auch für ihn persönlich. Wie glücklich er sei? Baskent hauchte irgendwann nur noch erschöpft: „Sehr.“

Der Vorplatz vor der Moschee war zum Bersten gefüllt: Hunderte Männer, Frauen und Jugendliche hatten sich eingefunden. Die Kinder liefen lachend und spielend über das Gelände, Männer schleppten immer mehr Stühle und Bierbänke heran. 

Dann war es so weit: „Im Namen Allahs des Barmherzigen“, eröffnete Nurseda Aktas die Feierlichkeiten und ein Hauch von Orient wehte durch Waldkraiburg: Imam Önder Eyvaz rezitierte den Koran auf Arabisch und die Festreden erfolgten zum Teil zweisprachig. Unter den Ehrengästen waren Landrat Max Heimerl, Bürgermeister Robert Pötzsch, der Attaché des türkischen Konsulats in München, Ahmet Tanis, sowie Recep Bal, Vorsitzender von Ditib Süd-Bayern. Mit Pater Walter Kirchmann und Pfarrer Lars Schmidt waren auch die katholische und evangelische Kirche vertreten.

Baskent freute sich: Endlich habe die Gemeinde ein neues Zuhause, einen Ort zum „Schutz und zur Förderung des muslimischen Lebens“, „für das Leben in und mit Waldkraiburg.“ Die Moschee solle ein Ort der Begegnung sein, auch mit anderen Religionen: „Der Dialog ist uns wichtig.“

Moscheen seien Häuser Allahs, die Ruhe und Frieden schenken, so die Religionsbeauftragte Mirac Uguz-Kücük, die allen offen stünden. Die neue Moschee solle Heimat für einen „erleichternden, aufmunternden, vereinigenden Islam und friedlichen Umgang mit den Mitmenschen“ sein. 

Eröffnung der Moschee in Waldkraiburg
Ahmed Baskent, Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde Waldkraiburg © Jörg Eschenfelder

Landrat Heimerl war von der „freundlichen und einladenden“ Architektur begeistert: „Es ist ein Meisterwerk geworden.“ Er überreichte ein Landkreis-Wappen als Symbol, „dass wir hier gemeinsam leben, friedlich leben und als Freunde zusammenleben“.

„Wir sind eine multikulturelle und tolerante Stadt“, sagte Bürgermeister Pötzsch. Die 26.000 Waldkraiburger kämen aus über 110 unterschiedlichen Nationen, die muslimische Gemeinde sei eine der größten Religionsgemeinschaften der Stadt: „Wir leben zusammen, wir arbeiten zusammen, wir lernen und profitieren von den vielen unterschiedlichen Gemeinschaften und Kulturen.“ Die Moschee sei ein Ort „um sich sicher zu fühlen, sich geborgen zu fühlen. Ich freue mich auf viele Zusammenkünfte.“

Eröffnung der Moschee in Waldkraiburg
Die Architektur der neuen Moschee begeisterte Landrat Max Heimerl. © Jörg Eschenfelder

Für Recep Bal, Vorsitzender von Ditib Südbayern, zeigt der Neubau, dass sich die Türken und Muslime hier ansässig fühlen. „Die Türken und Muslime sind ein Teil Deutschlands und werden es auch immer bleiben.“ Die Moschee werde „auch das aktive Zusammenleben mit anderen Religionen und Kulturen fördern.“

Für Attaché Tanis sah in ihr eine Brücke, wo „sich Menschen mit Liebe und Respekt begegnen“. Sie sei „ein wichtiger Schritt für die Stärkung des Zusammenlebens in Deutschland und ein deutliches Zeichen der Liebe, der Toleranz und Akzeptanz“. 

Nach dem gemeinsamen Durchtrennen des Bandes führten Nurseda Aktas und Kübra Saglam durch die Moschee, erklärten die Symbolik und Inhalte des Gebetsraumes, gaben einen Einblick in die Religions- und Gebetspraxis, zeigten die Jugend-, Unterrichts- und Konferenzräume sowie die Dachterrasse.

Über vier Stockwerke mit je 350 Quadratmetern Nutzfläche erstreckt sich das ansehnliche Gebäude, in dem gebetet und unterrichtet wird, in dem sich Muslime auf ihre Pilgerreise nach Mekka vorbereiten, in dem sie feiern, aber auch trauern können. Neben Gebets- und Waschräumen gibt es eine Gemeinschaftsküche, zwei Wohnungen für die Imame und eine Cafeteria, denn die Moschee soll auch ein Teil des sozialen Lebens sein. Alles finanziert und geschaffen aus den Mitteln und Eigenleistungen der türkisch-islamischen Gemeinde Waldkraiburg.

Die christlichen Kirchen wünschen Neuanfang der Ökumene

Die Eröffnung der Moschee soll auch ein Neuanfang des ökumenischen Dialogs sein, auf den sich auch der evangelische Pfarrer Schmidt freut: „Durch Corona ist vieles, was wir aufgebaut hatten, weggebrochen.“ Er möchte neu starten: „Der Wille und die Herzlichkeit sind gegeben.“ Das unterstrich auch der katholische Pfarrer Kirchmann: „Dort, wo sich Möglichkeiten ergeben, sehr gerne.“

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