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Warum der Uraltzug VT 628 auch im nächsten Jahrzehnt rund um Mühldorf fahren könnte

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Von: Markus Honervogt

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Bei vielen Bahnreisenden gefürchtet: Die alten VT 628-Triebwagen sind weder barrierefrei noch klimatisiert.
Bei vielen Bahnreisenden gefürchtet: Die alten VT 628-Triebwagen sind weder barrierefrei noch klimatisiert. © Mayer

Er ist das Sinnbild für die schlechte Bahnausstattung in der Region: Der Triebwagen VT 628, seit fast 30 Jahren im Landkreis Mühldorf auf der Schiene. Der nicht barrierefreie und unklimatisierte Zug könnte auch im kommenden Jahrzehnt auf den Strecken des Liniensterns Mühldorf unterwegs sein.

Mühldorf – Die Neuausschreibung für den Linienstern Mühldorf läuft. Ab Dezember 2024 soll ein neuer Anbieter Züge auf den Strecken ab Mühldorf fahren. Derzeit macht das die Südostbayernbahn (SOB), die sich auch um den Weiterbetrieb bewerben wird. In der Ausschreibung durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) ist festgehalten, welche Züge, wie viele und auf welchen Strecken sie fahren sollen.

Barrierfreiheit nur auf einer Strecke gefordert

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Pro Bahn haben jetzt öffentlich gemacht, dass dabei weiterhin der Einsatz von nicht barrierefreien und unklimatisierten Zügen vorgesehen ist. „Bei der Neuausschreibung der Zugverkehre rund um Mühldorf verzichtet der Freistaat auf eine barrierefreie Ausstattung der Züge und lässt aus Kostengründen wohl gebrauchtes Zugmaterial mit Baujahr bis 1994 zu“, schreiben die beiden Verbände.

Auch im nächsten Jahrzehnt noch alte Triebwagen

Sie rechnen damit, dass das auf jeden Fall bis 2035 oder sogar bis 2038 gilt. Laut BEG soll der Ausschreibungszeitraum bis 2035 reichen.

Der VT 628 ist auf allen Nebenstrecken der SOB unterwegs. Die alten Züge sind weder klimatisiert, noch bieten sie einen höhengleichen Einstieg. Das erschwert allen Rollstuhlfahrern, Eltern mit Kinderwagen oder Gehbehinderten den Zustieg massiv.

Schon einmal auf Modernisierung verzichtet

Schon nach der letzten Neuausschreibung 2014 blieben die alten Züge auf der Schiene, damals ging es nach Angaben der Südostbayernbahn um die Alternative zwischen neuen Waggons und einem dichteren Takt auf Nebenstrecken. SOB und BEG entschieden sich damals, die VT 628 weiter fahren zu lassen und dafür Taktlücken zu schließen.

Verbände fordern Barrierefreiheit ein

In einer gemeinsamen Resolution fordern VCD und Pro Bahn den Freistaat auf, bei der Neuvergabe einen barrierefreien Ein- und Ausstieg in die Züge sicherzustellen. „Wir erinnern die Staatsregierung an ihr Versprechen, den Freistaat bis zum Jahr 2023 barrierefrei umzugestalten. Mit solchen Ausschreibungen wird man aber das Ziel noch lange nicht erreichen“, sagt Norbert Moy, stellvertretender Landesvorsitzender von Pro Bahn Bayern.

Nicht nur nach München

Nur auf der Strecke Mühldorf – München wird nach seinen Angaben in allen vier Ausschreibungs-Varianten Barrierefreiheit an mindestens einem Wagen im Zugverband gefordert. Demgegenüber enthalten zwei Varianten für alle anderen Strecken des Liniensterns Mühldorf ausdrücklich keine Vorgabe zur Einstiegshöhe. „Dem Vernehmen nach präferiert die BEG in Anbetracht klammer Kassen diese beiden Varianten, um auch künftig Altbautriebwagen wie den VT 628 einsetzen zu können, die im Betrieb deutlich billiger als neuere Fahrzeuge sind“, heißt es in der Resolution.

Das derzeit laufende Ausschreibungsverfahren brachte in den letzten Monate schon einmal Probleme. Vor einigen Wochen gab es eine Veränderung der Ausschreibung. Damals stellte sich heraus, dass der geforderte Betrieb von Wasserstoffzügen nicht finanzierbar war. In der überarbeiteten Ausschreibung geht es jetzt nur noch um den Betrieb von Wasserstoffzügen auf der Strecke nach Burghausen.

Von der BEG war trotz Nachfrage gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

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