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„Der Mais steht wie eine Eins“ – Klimawandel als Chance für die Landwirtschaft in der Region?

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Von: Dr. Nicole Petzi

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Vor dem sattgrünen Maisfeld geht der Blick auf den Weizen: (von links) Landwirt Hans Stettner, Sohn Johannes Stettner, Ulrich Niederschweiberer und Dr. Bernhard Hübner.
Vor dem sattgrünen Maisfeld geht der Blick auf den Weizen: (von links) Landwirt Hans Stettner, Sohn Johannes Stettner, Ulrich Niederschweiberer und Dr. Bernhard Hübner. © Petzi

Beim Erntegespräch im Landkreis Mühldorf auf dem Hof des Milchbauern Hans Stettner war der Mais ein großes Thema im Austausch mit BBV-Kreisobmann Ulrich Niederschweiberer und Dr. Bernhard Hübner vom Landwirtschaftsamt Töging. Der profitiere besonders von den wärmeren Temperaturen, so das Echo. Vorteile, auf die Landwirtschaft der Region bauen kann.

Oberbergkirchen – Landwirt Hans Stettner schaut zufrieden auf die diesjährige Ernte. Mit rund 90 Doppelzentnern Weizen pro Hektar liege man um den Durchschnitt, auch Hafer und Wintergerste werden ungefähr so erträglich wie 2021. Und um den Mais muss man sich sowieso keine Sorgen machen, der gedeihe in der Hitze bestens. Um das Futter für seine 75 Kühe, die sich im Laufstall pudelwohl fühlen, muss er sich keine Sorgen machen.

Ernte im Ganzen leicht unterdurchschnittlich

Allerhöchste Eisenbahn war es aber für das diesjährige Erntegespräch im Landkreis Mühldorf auf dem Hof des Oberbergkirchener Milchbauern, zu dem sich neben BBV-Kreisobmann Ulrich Niederschweiberer auch Dr. Berhnhard Hübner, der beim Landwirtschaftsamt Töging für Altötting und Mühldorf zuständig ist, eingefunden hat. Denn das Getreide ist aufgrund der hohen Temperaturen bereits in der Abreife.

„Weil es so früh im Jahr sehr hohe Temperaturen gab, ist im Schnitt die Ausbeute nicht so groß“, erklärt Bernhard Hübner. Dass auch die Niederschläge 15 Prozent niedriger ausfielen wie im langjährigen Durchschnitt, spielt mit hinein. Das sieht der Pflanzenbauberater vom AELF im Gegensatz zu anderen Regionen wie etwa Franken nicht als problematisch an, auch wenn es im Einzelnen viele regionale Schwankungen gab. Geradezu einen Boom erlebt derzeit der Dinkel mit plus 68 Prozent. Der brauche genauso wie Soja weniger Stickstoffdünger, der immer teurer wird, so Hübner. Die Landwirte weichen daher darauf aus.

Soja und Meis gedeihen

Nicht so beim Mais, der ist seit Jahren eine feste Größe. „Der steht da wie eine Eins. Der mag es warm“, sagt Hübner. Neben Mais hat auch Soja eine günstige Prognose, ergänzt Niederschweiberer. Hier sei die Region immer Grenzregion gewesen. Nun sei auch Soja gängig. „Uns gereicht eigentlich der Klimawandel zum Vorteil“, ergänzt Stettner, zumindest mit Blick auf Mais und Soja. Vorteile, auf die Landwirtschaft der Region bauen kann.

Mais, der selten ein schlechtes Jahr erlebt, ist nicht nur als Futter und Kraftfutter von Wert. Auch mit Blick auf unsere Energieversorgung gewinnt er in Form von Biomasse mehr an Boden, glaubt der Kreisobmann. Und damit wären wir bereits mitten im Thema, das derzeit auch die Landwirte umtreibt: Energie.

Natürlich spielen auch Klimaerwärmung und chaotische Wetterlagen sowie der Ärger über den allseits präsenten Bürokratismus bei Auflagen und Verordnungen eine Rolle. Jedoch die Frage nach dem Chaos, wenn Gas und Energie bald nicht mehr reichen, hat auch die robusten Bauern in der Mangel. Die Höfe seien weniger energieintensiv, ja produzieren mit eigenen PV-Anlagen einen guten Teil selbst, erklärt Niederschweiberer.

Energiekrise betrifft viele Abnehmer

Aber die verarbeitende Lebensmittelindustrie wie etwa Molkereien hängt am Stromkabel. Milch darf schließlich nicht länger als zwei Tage im Rohzustand liegen und muss schnell verarbeitet werden, betont Niederschweiberer.

Was der Kreisobmann bemängelt, ist die fehlende Offenheit der Politik in Sachen Biogas. „Biomasse könnte auf einen Schlag zehn Megawatt mehr bringen.“ Ein Pfund, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, das allerdings die Politiker nicht auf ihrem Schirm haben, wo doch der Mais eine Lösung bieten könne.

Woran das liegt? Bauer Stettner verweist auf die mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung bei der sogenannten Vermaisung. Dabei sei mit 42 bis 45 Prozent Anteil an der Ackerfläche in der Region noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Die liege bei 50 Prozent, erklärt Hübner. Großes Potenzial also.

Davon, dass in der Landwirtschaft viel Potenzial steckt, ist Johannes Stettner überzeugt. Der Einser-Absolvent der jüngsten Landwirtschaftsschule Töging, der aktuell mitten in seiner Weiterbildung zum Meister steckt, wird einmal den Familienhof übernehmen. Hier packt er fleißig mitan und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Die beschwören auch Ulrich Niederschweiberer und Bernhard Hübner, auch wenn es aktuell an Nachwuchs fehlt. Nicht alle Betriebe, gerade in der Tierhaltung, werden überleben.

Hoffnungen auf dem Nachwuchs

Jedoch scheint es mit der Zunahme von Schülern wieder in eine bessere Richtung zu gehen. Die Hoffnungen ruhen auf tatkräftigen Absolventen wie Johannes Stettner. Sie müssen sich mit den klimatischen Bedingungen auseinandersetzen und Lösungen finden. Damit nicht nur die Energie, sondern auch die Lebensmittelversorgung gesichert bleibt.

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