25 Jahre InfraServ Gendorf in Burgkirchen
So entstand aus einer Notlösung einer der größten Arbeitgeber im Kreis Altötting
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Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Unternehmens gaben aktive und ehemalige Geschäftsführer beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen von InfraServ Gendorf aus Burgkirchen. Mit 1100 Mitarbeitern ist es ein wichtiger Standortbetreiber im Bayerischen Chemie-Dreieck.
Altötting/Burgkirchen – Die InfraServ Gendorf (ISG), Industriedienstleister und Standortbetreiber des Chemieparks Gendorf, feierte im Kultur + Kongress Forum in Altötting ihr 25-jähriges Bestehen. Moderatorin Maxi Sarwas unternahm mit ehemaligen und aktiven Geschäftsleitern einen Streifzug durch das vergangene Vierteljahrhundert.
Der Anfang der ISG war zunächst ein Ende: Die Hoechst AG, ein Weltkonzern mit damals über 170 000 Mitarbeitern, wurde in den 1990er Jahren radikal umgebaut: Schritt für Schritt wurde das Chemiegeschäft verkauft – auch im Werk Gendorf. Übrig geblieben sei eine Infrastruktur, von Industrieanlagen bis hin zur Gastronomie, die 1997 den Grundstock für den heutigen Standort bildete.
Klimaneutralität als Ziel
„Mit jeder Menge Aufbruchstimmung und Experimentierfreude haben die damaligen Geschäftsführer aus der Notlösung ein erfolgreiches Unternehmen geformt, das im vergangenen Jahr sogar das beste Ergebnis seiner Geschichte verzeichnen konnte“, würdigte Dr. Christoph von Reden, seit zwei Jahren Vorsitzender der ISG-Geschäftsleitung, deren Vorgänger.
Der Geist des Aufbruchs, gepaart mit Pragmatismus“ sei auch nach wie vor zu spüren. Und den werde man auch brauchen: Bayern hat bis 2040 Klimaneutralität als Ziel erklärt. Man arbeite mit Hochdruck an einem praxistauglichen Konzept, so von Reden: „Wir haben bereits konkrete Maßnahmen in der Schublade. Was wir hier in Gendorf planen, wird den Chemiepark in Sachen Klimaschutz und Energieautonomie weit nach vorne bringen.“
Produktionskapazitäten aufgestockt
Über 300 Millionen Euro wurden in den vergangenen 25 Jahren in die Infrastruktur des Chemieparks investiert, etwa in das Kraftwerk oder in die Rückhaltebecken. Man habe sich auch früh auf die digitale Zukunft ausgerichtet. „Die Infrastruktur ist heute auf dem neuesten Stand und international wettbewerbsfähig“, betonte Dominik Gschwendtner, seit 2017 kaufmännischer Geschäftsleiter der ISG. So hätten auch fast alle Standortunternehmen in den vergangenen Jahren ihre Produktionskapazitäten aufgestockt.
„Gendorf ist wichtigster Standort“
Aktuell stehe man jedoch vor großen Aufgaben: die Energietransformation, die Optimierung der Geschäftsprozesse und die Orientierung der eigenen Struktur und Angebote am Markt. Aber auch er zeigte sich optimistisch und verwies auf das Motto: „Aufbruch leben“. Dr. Andreas Fischbach, Standortleiter der Clariant GmbH, betonte im Bühnengespräch die positiven Effekte des Konzeptes Chemiepark: „Wir konzentrieren uns auf die Produktion, ISG auf die Dienstleistungen“ wie Feuerwehr, den Werkärztlichen Dienst, der gerade in Corona sehr wichtig war, Logistik sowie Ver- und Entsorgungsdienste.“
Ein klares Bekenntnis zum Standort setzte auch Dr. Stephan Trautschold von Clariant: „Gendorf ist für Clariant einer der wichtigsten Standorte weltweit“, so Trautschold. Er kennt die Zusammenarbeit mit der ISG auch aus Gesellschaftersicht. Auch er sagte, dass die chemische Industrie vor großen Problemen stehe, etwa durch die nie da gewesene Steigerung der Rohstoff- und Energiepreise sowie durch gestörte Lieferketten: „Die Frage ist nicht mehr, wo bekomme ich Rohstoffe her, sondern bekomme ich sie überhaupt.“ Mit Blick auf die Strategie bei der Rohstoffversorgung bedeute das mehr Regionalität.
„Motor der Gemeinde“
Beim dritten Bühnengespräch kamen Landrat Erwin Schneider und Burgkirchens Erster Bürgermeister Johann Krichenbauer zu Wort. Dass die chemische Industrie generell Gefahren berge, bestritt niemand. Die Zusammenarbeit mit ISG und der Kommune sei jedoch transparent, so Krichenbaumer: „Der Chemiepark ist Steuerzahler und Motor der Gemeinde.“
Landrat Schneider sagte, dass die Zeit der Ideologien vorbei sei: „Die Politik muss
die Weichen stellen für einen schnellen und sicheren Umbau.“ Im Landkreis Altötting wolle man mit Windkraftanlagen im Staatsforst dazu beitragen. „Große Krisen führen zu großer Motivation. Wir müssen jetzt anpacken“, so Schneider.