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Sind Ski-Wochen für Schüler noch zeitgemäß? Was Schulen und Eltern dazu sagen

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Von: Daniela Haindl

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Die Skisaison ist bestimmt von frühlinghaftem Wetter: Sind also Skikurse für Schüler überhaupt noch zeitgemäß?
Von natürlichem Schnee ist auf den Skipisten kaum noch eine Spur. © Laurent Gillieron / dpa

Klimaschutz und CO2-Bilanzen sind aktuell ein Dauerthema: Doch wird der Klimawandel auch für die Ski-Ausflüge von Schulen im Landkreis Altötting ein Thema? Was Schulleiter und Eltern sagen.

Landkreis Altötting – Grüne Pisten und energieintensive Schneekanonen: Fotos aus deutschen und österreichischen Skigebieten zeigen deutliche Auswirkungen des Klimawandel. Doch ist das Skifahren wirklich eine Klimasünde? Und wie reagieren die Schulen auf diese Entwicklung – und sind Skikurse überhaupt noch zu verantworten? 46 Prozent der Deutschen geben an, wegen des Klimawandels auf Flugreisen zu verzichten. Sollten die Schulen also nicht auch vermehrt auf CO2-bewusste Klassenausfahrten setzen?

Mehr CO2 Emission durch Skiurlaub

„Ich finde Skilager längst aus der Zeit“, sagt eine 43-jährige Burghauser Mutter. „Das Skigebiet mit Schneekanonen zu beschneien ist umwelttechnisch eine Katastrophe und als Vorbildfunktion den Schülern gegenüber unverantwortlich.“ Stimmt das? Die Daten bezüglich des Energieverbrauchs eines typischen Skiurlaubers weichen stark voneinander ab. Etwa 18 kWh Energie soll ein Skiurlauber laut dem Verband Deutscher Seilbahnen pro Tag im Skigebiet verbrauchen. Das entspräche einer Emission von 6 kg CO2. Die Studie stammt allerdings aus dem Jahr 2018 – seitdem haben sich die Temperaturen bereits erhöht. Laut dem österreichischen Umweltbundesamt werden pro Gast und Tag 33 kg CO2 im Skiurlaub emittiert. Dies betreffe aber nur Touristen, die mit dem Auto anreisen. Durchschnittlich verursacht ein Deutscher 22 kg CO2 pro Tag.

Werden die Ski-Wochen den Eltern zu teuer?

Generell sei laut der Mutter zweier Gymnasialschüler das Skifahren ein spezieller Sport, der für viele Familien inzwischen zu teuer geworden sei. „Was bringt es Kindern auf den Skiern zu stehen, wenn es den Eltern danach finanziell nicht möglich ist, diesen Luxus aufrecht zu erhalten?“ Ein weiteres Elternpaar bestätigt: „Der Skikurs macht wenig Sinn. Wir sind selbst keine Ski-Urlauber, denn das ist uns einfach zu teuer. Der Schulausflug ist finanziell natürlich nicht das große Problem – aber wir müssen für die eine Woche auch Winterkleidung besorgen, die unser Sohn danach nie mehr anzieht. Eine Klima-Woche mit dem Fahrrad oder Wandern wäre da schon einfacher und auch für die Familie sinnvoller.“

Bei den Schulen in Altötting und in Burghausen, welche Ski-Sportwochen für ihre Schüler anbieten ist es aber trotz Inflation und steigenden Kosten bisher zu keinen Einwänden oder Absagen seitens der Eltern gekommen sein. Ulrich Kanz, Schulleiter des Aventinus-Gymnasiums in Burghausen gibt an, wegen einer jahrzehntelangen Bindung zum Quartier sehr günstige Konditionen – auch für Liftkarten – zu bekommen. Aus finanziellen Gründen dürfe die Teilnahme an einer Schülerfahrt grundsätzlich nicht scheitern, so Kanz. Familien, die sich in schwierigen finanziellen Situationen befänden, hätten die Möglichkeit über das Landratsamt Zuschüsse zu beantragen.

Noch keine Alternativen in Sichtweite

Auf die Frage, ob man sich bereits Gedanken über mögliche Alternativen zu den Skikurse mache, gab Kanz an, dass das Schulfahrtenkonzept auf einen Beschluss des Schulforums basiere und dort noch keine Änderungen angestossen worden seien. Michael Ingerl und Siegfried Buchner, Schulleiter der Maria-Ward-Schulen in Altötting sagen, dass die Durchführung von Skikursen in Abstimmung mit den Fachbetreuern Sport und den Eltern jährlich evaluiert und neu beschlossen werde. Alternative Angebote wurden dort in der Corona-Zeit angeboten, sind aber aktuell nicht geplant. Kanz führt an, dass man am Aventinus-Gymnasium schon lange den Weg zur nachhaltigen und umweltbewussten Schule beschreite. Wiederholt sei es als Umweltschule in Europa ausgezeichnet worden. „Unser k.i.d.Z.-Projekt läuft über die gesamte achte Jahrgangstufe und endet mit einer mehrtägigen Fahrt auf den Gletscher“, führt Kanz als Beispiel an. Auch Georg Kronhuber, Schulleiter des König-Karlmann-Gymnasiums in Altötting gibt an, dass seine Schule sich mit der Bewerbung für das Programm „Klimaschule Bayern“ um mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz bemühe.

Erinnerungswert nicht vergessen

Zur Bewertung, ob eine Wintersportwoche weiterhin sinnvoll ist, sollte laut dem Aventinus-Schulleiter miteinbezogen werden, dass die Kinder vor Ort die Auswirkungen des Klimawandels erfahren können . Außerdem die Vor- und Nachteile einer künstlichen Beschneiung und die ökonomischen, ökologischen sowie die sozialen Aspekte des Alpintourismus. Man dürfe nicht vergessen, dass Skikurse zu den prägenden Gemeinschaftserlebnisse innerhalb der Klasse gehören so Kanz. „Nicht umsonst steht mit der Studienfahrt das Skilager ganz oben, wenn es um den ‚Erinnerungswert‘ der eigenen Schulzeit geht.“

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