Staplerfahrer mit Herzinfarkt oder giftige Gaswolken
Notfallübung im Chemiepark Gendorf: Wie die Einsatzkräfte blitzschnell reagieren
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Einmal im Jahr wird der große Ernstfall im Chemiepark Gendorf geprobt. Am Montag Abend war es wieder soweit. Viele Zaungäste waren dabei, eine Drohne flog. Spezialkräfte der Werkfeuerwehr, deren Kollegen aus der Gegend, Sanitäter und ein Nuklear-Notfall-Team aus Rottal-Inn zeigten ihr Können.
Burgkirchen an der Alz - Der fingierte Notruf vom Chemiepark Gendorf ging um Punkt 18 Uhr bei der Integrierten Leitstelle ein. Diese alarmierte sofort Feuerwehren aus der ganzen Gegend um Burgkirchen und zahlreiche Rettungssanitäter. Die turnusmäßige Großübung im Chemiepark sorgte für Aufregung und wurde am Montag Abend (25. Juli) auch gut besucht. Glücklicherweise kam dieses Mal niemand zu Schaden und die Zuschauergruppe mit zahlreichen Abteilungsleitern des Werks konnte den Abend beim gemütlichen Essen im Betriebsrestaurant ausklingen lassen.
Das Unfall-Szenario der Übung - Stapler demoliert Chemie-Tanks - Lkw kippt um
Doch zwischen 18 und 19 Uhr „brannte“ es richtig auf dem Betriebsgelände: Gefährliche Flüssigkeiten traten aus einem umgekippten Lkw aus. Dahinter wurde eine junge Frau zwischen Laderampe und Fahrzeug eingeklemmt. Vor einem ABC-Reinigungsparcours lag der „Staplerfahrer nach einem Herzinfarkt“ als Puppe im Blaumann. Diese mussten BRK-Sanitäter wiederbeleben. Außerdem war der verletzte Lkw-Fahrer im Führerhaus gefangen und musste von den Feuerwehrleuten über die Fahrertür nach oben herausgeholt werden.
Jahres-Großübung im Chemiepark Gendorf vom 25. Juli




Die Werkfeuerwehr von Chemiepark Gendorf / InfraServ
Über 50 hauptberufliche Werkfeuerwehrmänner und -frauen sind im Chemiepark im Schichtbetrieb im Einsatz. Praktische Übungen finden täglich statt - von Alarmierungen bis hin zu Training am Übungsplatz.
Dazu kommen rund 1.000 Einsätze pro Jahr, darunter auch viele außerhalb des Chemieparks, vor allem bei Verkehrsunfällen. Der größte Teil dieser Einsätze entfällt allerdings auf falschen Alarm.
Als First Responder für den Bereich der Gemeinde Burgkirchen gehört die Werkfeuerwehr zur Sicherheitsarchitektur des Landkreises Altötting. In rund 30 Fällen jährlich werden die Einsatzkräfte auch über „TUIS“ zu Transport- und Lagerunfällen mit Chemikalien gerufen.
Im hinteren Bereich hatte ein großer Stapler der Marke „Ferrari“ ein Lager mit Chemikalien demoliert, eben weil der Fahrer laut Drehbuch einen Herzinfakt erlitten hatte. Aus einem beschädigten Tank quollen orangefarbene Wolken, die intensiv nach frisch explodierten Feuerwerkskörpern oder Disco-Nebel rochen. Die Werkfeuerwehr von Standortbetreiber InfraServ Gendorf setzte ein Spezialgebläse ein, das kombiniert mit Wasser einen Sprühregen erzeugte. So wurde die giftige Gaswolke abgedrängt und niedergeschlagen, gleichzeitig entstand ein Regenbogen.
ABC-Katastrophenschutz aus Pfarrkirchen und Eggenfelden ebenfalls vor Ort
Ein nicht gewöhnliches Element des Katastrophenschutzes war ebenfalls im Einsatz: Der ABC-Zug Rottal-Inn ist eine spezialisierte Einheit, die bei Unglücksfällen mit atomaren, chemischen und biologischen Gefahrstoffen zum Einsatz kommt. Kommandant Heiko Schedlbauer zu innsalzach24.de: „Wir sind beim Austritt von Gefahrenstoffen schnell auch in Gendorf vor Ort. Über das Equipment für chemische und nukleare Unfälle verfügen wir, weil wir zum Umkreis des Kernkraftwerks Isar II in Landshut-Essenbach gehören“. Diese Einheit misst auch beständig radioaktive Strahlungen mit einem Geigerzähler.
Alfred Kronwitter, der Leiter der Werkfeuerwehr im Chempiepark Gendorf, leitete und moderierte den gesamte Einsatz der Großübung am Montag. Die Zuschauer bekamen spezielle Kopfhörer, mit denen sie seine Informationen überall mithören konnten. Vor Ort waren unter anderem Dr. Robert Müller vom Landratsamt Altötting und zahlreiche leitende Angestellte des Chemieparks - auch Dominik Gschwendtner und Dr. Christoph von Reden von der Geschäftsleitung der InfraServ Gendorf.
-rok-