Festspielhaus Bayreuth: Fassade bröckelt

Bayreuth - Wasser dringt durchs Dach, der Sandstein bröselt. Am Bayreuther Festspielhaus nagt der Zahn der Zeit. Auch die Arbeits- und Probenbedingungen sind alles andere als zeitgemäß. Die Stadt fordert ein Gesamtkonzept für den “Grünen Hügel“, doch offen ist, wer zahlt.
Karl-Heinz Matitschka muss ständig improvisieren und sanieren. “Die Heizungen, die Fenster und viele sanitäre Anlagen stammen noch aus den 60er Jahren“, betont der Technische Direktor der Richard-Wagner-Festspiele. “Wir heizen viel nach draußen.“ Auch die Probebedingungen am “Grünen Hügel“ entsprechen längst nicht den heutigen Standards und Anforderungen des Rechnungshofs an rationelles Arbeiten.
“Die Notwendigkeit einer neuen Probebühne ist unbestritten“, heißt es bei der Stadt wie bei der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth. Die Mäzene haben in den vergangenen 20 Jahren neben dem laufenden Betriebskostenzuschuss insgesamt rund 30 Millionen Euro für technische und bauliche Investitionen zur Verfügung gestellt. Den aktuellen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf schätzt Matitschka auf weitere knapp neun Millionen Euro. Eine neue Probebühne würde noch einmal sechs Millionen Euro kosten.
“Wenn wir Geld auf dem Konto haben, geben wir das gerne aus“, sagt der Chef der weltweit über 5000 Mäzene, Georg von Waldenfels. Der Abbau des Sanierungsstaus im Festspielhaus und der Fassade genießt für die Gesellschaft der Freunde zunächst Priorität. “Wir werden aber auch den Bau der Probebühne im Rahmen unserer Möglichkeiten fördern“, verspricht von Waldenfels. “Aber unter dem Strich geht das nicht ohne finanzielle Beteiligung der anderen Gesellschafter.“ Gemeint sind vor allem Bund und Land, aber auch die Stadt Bayreuth, die wie die Gesellschaft der Freunde zu je einem Viertel an der Festspiel GmbH beteiligt sind.
Doch die Festspielstadt hat die Pläne für eine schnelle Lösung der Raumprobleme am “Grünen Hügel“ erst einmal auf Eis gelegt. Statt des reinen Zweckbaus fordern die Stadträte ein städtebauliches Gesamtkonzept für das Areal rund um das Festspielhaus. Im Februar soll über einen Architektenwettbewerb entschieden werden. “Wer den bezahlt, ist aber noch offen“, räumt Stadtsprecher Joachim Oppold ein. Die Zeit drängt.
Im vergangenen Jahr mussten die Festspiele erstmals eine externe Halle für die Proben von Wagners “Parsifal“ anmieten. “Wir proben zwischen fünf und sieben Werke parallel in maximal fünf Wochen“, beschreibt der technische Direktor die Besonderheiten am “Grünen Hügel“ und den Zeitdruck mit den überlangen Opern Wagners. “Die bestehenden Probebühnen sind eigentlich nur Lagerhallen“, erklärt Matitschka. Nur die beiden neuesten sind sachgerecht ausgestattet. Im Winter dienen sie als Werkstätten für die hauseigenen Handwerker, die die Unterkonstruktionen für die überdimensionalen Kulissen bauen. “Das Bühnenbild für die Neuinszenierung des “Tannhäuser“ in diesem Sommer wird über zwölf Meter hoch“, verrät Matitschka. Wegen der deutlich niedrigeren Höhe der Hallen und des Bühneneingangs können die tonnenschweren Teile erst auf der Bühne zusammengesetzt werden. “Das ist zeitaufwendig und geht zulasten der Probenzeit.“
Die neue, 1200 Quadratmeter große Probebühne sollte deshalb aus der Sicht der Festspielleiterinnen Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner möglichst zwölf Meter hoch sein. Und sie sollte nahe der Bühne platziert werden, damit die Bühnenbilder zügig und ebenerdig gewechselt werden können. Ungeachtet der Verzögerungen sehen sie die Planungen aber auf einem guten Weg. “Nun sollte es möglichst zügig vorangehen“, ergänzt ihr Sprecher Peter Emmerich. “Wir sollten aber auch nichts überstürzen.“
dpa