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Pikantes Detail: Izzet S. (25) machte Ausbildung im Inn-Salzach-Klinikum

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Von: Marina Birkhof, Martin Weidner, Martina Hunger

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Der Türke Izzet S. ist dringend verdächtig, in dem Haus am Rotter Marktplatz zwei Menschen ermordet zu haben. © re/gbf

Rott am Inn - Vor der brutalen Bluttat saß der mutmaßliche Doppelmörder Izzet S. (25) bereits wegen Raubes im Innsalzach-Klinikum. Vor drei Wochen entkam er beim Freigang. Angehörige erhoben schwere Vorwürfe gegen die Klinik, die sich nun geäußert hat:

Das Wichtigste in Kürze:

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UPDATE, 6.40 Uhr: Ausbildung zum Krankenpfleger

Der mutmaßliche Doppelmörder Izzet S. hat, bevor er nach dem Tankstellenüberfall im Jahr 2010 in die Forensik des Inn-Salzach-Klinikums eingewiesen wurde, seine Ausbildung als Krankenpfleger in eben dieser Klinik gemacht, dies berichtet die Bild am Freitag.

Aus eben dieser Klinik flüchtete der 25-Jährige auch am 4. Februar bei einem unbewachten Hofgang und war seitdem untergetaucht.

UPDATE, 16.40 Uhr - Rosenheimer Fußballer in Trauer

Die Fußballer des TSV 1860 Rosenheim haben einen kleinen Nachruf auf ihrer Homepage veröffentlicht. Eines der Opfer, Helmut H. (73), war dort viele Jahre als Betreuer der Herrenmannschaft im Einsatz und blieb dem Klub anschließend weiter als Vereinsmitglied treu. "Die Gedanken von uns 60er-Fußballern sind bei seiner Familie, der wir ganz viel Kraft in dieser Situation wünschen", heißt es darin.

UPDATE, 15.15 Uhr: "Haben gleich gemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmt"

Der 25-jährige Izzet S. hat 2010 die Tankstelle in der Burgau überfallen und die Angestellten mit einer Gaspistole bedroht. Wasserburg24.de hat mit den Betreibern der Tankstelle bezüglich des Doppelmords in Rott geredet.

Auch die Entscheidung, Izzet S. Hofgang zu gewähren, steht in der Kritik.

UPDATE, 14.25 Uhr - Klinik nimmt nun Stellung

Jetzt hat sich das Innsalzach-Klinikum (ISK) geäußert. Wie Dr. Stefan Piehler, der kaufmännische Leiter des ISK, gegenüber wasserburg24.de erklärte, sei es "grundsätzlich möglich, dass Patienten im Rahmen der Lockerungsstufen in den Besitz von Drogen gelangen könnten".

Nach jedem Hofgang würden die Patienten am Eingang der Forensik jedoch kontrolliert. Zu dem Vorwurf, innerhalb der Räumlichkeiten des ISK würden Patienten ungehindert Drogen konsumieren, konnte Dr. Piehler nichts sagen und berief sich dabei auf das laufende Ermittlungsverfahren.

UPDATE, 13.45 Uhr - Kokain in Klinik konsumiert?

Am Donnerstagvormittag hat sich eine weitere Angehörige von Izzet S. (25) bei wasserburg24.de gemeldet und dabei größtenteils die Aussagen des Vaters des mutmaßlichen Doppelmörders gestützt. Die Polizei sei lediglich einmal, nämlich direkt nach Izzets Flucht am 4. Februar, bei der Mutter des mutmaßlichen Täters vorstellig geworden und hätte nach dessen Verbleib gefragt. Die Angehörige selbst hingegen habe nie einen Anruf oder einen Besuch der Polizei bezüglich der Abgängigkeit des mutmaßlichen Mörders erhalten. Sie betonte jedoch auch: "Izzet war sehr, sehr krank, aber wir hätten nie gedacht, dass er zu so einer Tat fähig ist!"

Zudem gab es weitere Vorwürfe gegen das Innsalzach-Klinikum. Laut Angaben der Angehörigen hätten die Insassen, darunter auch Izzet S., während ihres Aufenthalts im ISK angeblich regelmäßig Kokain konsumiert - und zwar meist dann, wenn Pfleger oder Ärzte die Zimmer der Patienten verlassen hätten. Das alles habe ihr Izzet S. während seiner Freigänge erzählt. Die Klinik wollte die Vorgänge zunächst nicht kommentieren.

UPDATE, 10.10 Uhr: Was bedeutet "Maßregelvollzug"?

Wie die Traunsteiner Staatsanwaltschaft am Mittwoch bekannt gab, befand sich der 25-jährige Izzet S. "aufgrund einer Verurteilung wegen schwerer räuberischer Erpressung aus dem Jahr 2010 im Maßregelvollzug in einem psychiatrischen Krankenhaus. Im Zuge eines unbegleiteten Hofgangs auf dem Klinikgelände kehrte er am Abend des 4. Februar nicht in die Einrichtung zurück."

Doch was bedeutet "Maßregelvollzug" und "unbegleiteter Hofgang" überhaupt? Warum kommt ein Straftäter nicht ins Gefängnis, sondern ins Bezirksklinikum? Hier haben wir die Grundzüge einer Forensischen Psychiatrie zusammengefasst.

UPDATE, 8.50 Uhr - Klinik schweigt, Polizei dementiert

Auch drei Tage nach der brutalen Tat kommen immer noch neue Details ans Licht. Der Vater des Täters hatte in einem Interview mit den OVB Heimatzeitungen unter anderem dem Innsalzach-Klinikum und der Polizei schwere Versäumnisse vorgeworfen. Die Klinik wollte sich auf Anfrage von wasserburg24.de dazu nicht äußern. Dr. Stefan Piehler, der kaufmännische Leiter des ISK, berief sich dabei auf laufende Ermittlungen.

Die Polizei hingegen widersprach den Vorwürfen vehement. "Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd dementiert die Aussagen des Vaters", so Polizeisprecher Anton Huber am Morgen auf Anfrage von wasserburg24.de. Der Vater hatte unter anderem behauptet, dass bei den Eltern von polizeilicher Seite nie jemand nachgefragt hätte, ob sie etwas über den Verbleib ihres Sohnes wüssten. Polizeisprecher Huber wurde deutlich: "Die Polizei war mehrmals an der Wohnanschrift der Eltern und hat jeweils niemanden angetroffen. Das ist auch in unseren Akten dokumentiert!"

Unklar ist außerdem, ob die Tatwaffe nun schon gefunden wurde oder nicht. Die Deutsche Presse Agentur (dpa) hatte behauptet, dass die Waffe, mit der die tödlichen Stiche am Montagabend ausgeführt worden waren, nach wie vor verschwunden ist. Polizeisprecher Huber: "Das kann ich so nicht bestätigen!"

Die Erstmeldung vom Donnerstag:

Nach dem brutalen Doppelmord in Rott am Montagabend steht die Gemeinde und auch der Landkreis Rosenheim weiter unter Schock. So geht es aber nicht nur den Bürgern, auch der Vater des mutmaßlichen Doppelmörders Izzet S. zeigt sich im Interview mit dem OVB erschüttert. Entschuldigen wolle der 47-Jährige die Tat seines Sohnes nicht: "Zwei unschuldige Menschen sind tot, das ist nicht zu entschuldigen. Aber es hätte gar nicht erst soweit kommen dürfen", meinte er im Gespräch mit dem OVB-Reporter. Und erhebt damit schwere Vorwürfe gegen das Bezirksklinikum in Gabersee, in dem sein Sohn untergebracht war. 

"Wir haben intensiv nach ihm gefahndet, leider ohne Erfolg"

Am 4. Februar gelang dem 25-Jährigen hier bei einem unbegleiteten Hofgang die Flucht, versteckte sich offenbar wochenlang bei Freunden. "Wir haben intensiv nach ihm gefahndet, leider ohne Erfolg", so Anton Huber, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd am Donnerstag im Gespräch mit wasserburg24.de. Nach dem Doppelmord gegen 22 Uhr lies sich der 25-Jährige um ca. 1.30 Uhr nach intensiver Fahndung am nördlichen Ortsrand von Rott widerstandslos festnehmen.

Artikel zum Tankstellenüberfall:

Die Polizeimeldung

Interview mit dem Tankstellenbesitzer

Gerichtsprozess

Doch die Verantwortung sieht der Vater des mutmaßlichen Doppelmörder bei dem Bezirksklinikum: "Wie kann ich jemandem unbegleitet auf dem Klinikgelände Freigang geben?", so der 47-Jährige im Interview mit dem OVB weiter. Der Klinikleiter hätte in dem Prozess nach dem Tankstellenüberfall im Jahr 2010 seinem Sohn eine Persönlichkeitsstörung attestiert und ausgesagt, er wäre eine Gefahr für die Allgemeinheit und trotzdem hätten sie den 25-Jährigen unbewacht auf den Hof gelassen, so der Vater im OVB weiter. Auch nach sieben Jahren Therapie, zahlreicher Medikamente, hätte es die Klinik nicht geschafft, seinen Sohn "clean" zu bekommen. 

Rechtsanspruch auf Hofgang

Auf einen Hofgang gebe es einen Rechtsanspruch, so das OVB weiter. Laut dem Bayerischen Maßregelvollzuggesetzes seien Hofgänge, also unbegleitete Ausgänge außerhalb des gesicherten Bereiches der Maßregelvollzugseinrichtung, vorgesehen. Dies erfolge einerseits im Zuge von Vollzugslockerungen, wenn dadurch die Behandlung und die soziale Wiedereingliederung gefördert werden. Andererseits wenn nach der bisherigen Behandlung davon auszugehen ist, dass die untergebrachte Person die ihr eingeräumten Vollzugslockerungen nicht missbrauchen wird. Diese Lockerungsentscheidungen trifft laut Gesetz der Leiter der Einrichtung.

Waren Drogen und/oder Alkohol im Spiel?

Unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete Radio Charivari am Dienstag, dass der 25-jährige Izzet S. wohl voll schuldfähig sei. Von dort hieß es, dass es derzeit keine Hinweise auf eine aktuelle Schuldunfähigkeit des 25-jährigen S. gebe. Ob Drogen und/oder Alkohol im Spiel waren, werde derzeit geprüft, so Radio Charivari weiter. Dazu sollen auch Blutproben genommen worden sein. Die Ergebnisse stünden aber noch aus. 

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Auf den Briefkästen vor dem Mordhaus wurden Kerzen zum Gedenken für die Opfer aufgestellt. © mb

Nach seiner Festnahme befindet er sich mittlerweile in einer besonders gesicherten Einrichtung, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Die Rechtsmedizin München obduzierte am Dienstag die Leichen der 66-jährigen Frau und des 73-jährigen Mannes, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd berichtet. Sie starben durch mehrere Stiche.  Das Amtsgericht erließ Haftbefehl wegen zweifachen Mordes. Die Tatwaffe wurde offensichtlich noch nicht gefunden, so die Deutsche Presseagentur. Wegen Lärmbelästigung - ein großes Streitthema im Tat-Haus von Rott am Inn - war der 20-Jährigen die Wohnung gekündigt worden. Sie sollte am Dienstag ausziehen.

Laut Polizei beleidigte die 20-Jährige am Dienstagabend Bahnmitarbeiter und Reisende im Bahnhof von Rosenheim. Beim Eintreffen einer Streife leistete sie erneut massiven Widerstand, was sie bereits bei ihrer vorübergehenden Festnahme nach dem Doppelmord in Rott getan hatte. Sie wurde in ein Bezirkskrankenhaus eingewiesen.

mh

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