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Reifenwechsel: „O bis O“-Regel? Das ist nicht immer empfehlenswert

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Von: Andrea Schmiedl

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Ein Monteur montiert in einer Werkstatt ein Rad mit Sommerreifen an ein Fahrzeug.
Montage der Sommerreifen: Als Faustregel für den Reifenwechsel gilt „von O bis O“ - von Ostern bis Oktober. © David Ebener / dpa

Die Tage werden wieder länger und der Frühling steht vor der Tür - und somit auch der Reifenwechsel. Doch wann ist der beste Zeitpunkt dafür? Und wechselt man von Winter- auf Sommerreifen und zurück oder kauft man lieber gleich Ganzjahresreifen? Und: Wechselt man selbst oder fährt man doch in die Werkstatt? Wir beantworten diese Fragen.

Mit dem nahenden Frühling und den steigenden Temperaturen wird es Zeit, sich Gedanken über den Reifenwechsel zu machen. Wann ist der perfekte Zeitpunkt dafür? Zu früh gewechselte Reifen können bei plötzlichem Kälteeinbruch oder Schneefall schnell zum Risiko werden, während zu spät gewechselte Reifen bei höheren Temperaturen zu übermäßigem Verschleiß und unzureichender Haftung führen können. 

Eine Frage der richtigen Temperatur

In der Regel empfiehlt es sich, von Winterreifen auf Sommerreifen zu wechseln, wenn die Temperaturen dauerhaft über sieben Grad Celsius liegen. Dies ist in der Regel ab März oder April der Fall, je nach Region und Wetterbedingungen. 

Es empfiehlt sich auf jeden Fall, die Wettervorhersage im Auge zu behalten und den Reifenwechsel entsprechend anzupassen. Außerdem ist es wichtig, den Zustand der Reifen regelmäßig zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie noch ausreichend Profiltiefe haben und in einem guten Zustand sind.

Einige Autofahrer vertrauen beim Wechsel der Reifen auf die alte „O-bis-O-Regel“: Winterreifen werden von Oktober bis Ostern gefahren. „Doch die Witterungslage kann diese Grenzen durchaus überschreiten, zumal Ostern ja kein fixer Termin ist“, sagt ADAC-Sprecherin Katja Legner. Und in Deutschland gilt die sogenannte „situative Winterreifenpflicht“. Das heißt, man müsse bei winterlichen Straßenverhältnissen wie Glatteis, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte auch mit Winterreifen unterwegs sein, erklärt die Expertin.

„Man kann sich an Ostern schon entlang hangeln, aber mehr auch nicht“, sagt Vincenzo Lucà vom Tüv Süd. Wenn die Temperaturen nachts nicht mehr dauerhaft unter die fünf Grad sinken, könne man den Wechsel in Angriff nehmen. „Wer aber noch mal auf Nummer sicher gehen will, wartet dann trotzdem noch ein bisschen“, sagt Lucà. Denn die Wetterverhältnisse können sich zu Ostern durchaus ändern.

Und wann endet die Sommerreifen-Saison?

Die Sommerbereifung wird heikel, wenn wieder die 3-Grad-Grenze erreicht wird. Dann können Autos schon Eisglätte melden. „Bei diesen Temperaturen kann es tatsächlich zu Schneefall kommen - auch wenn der nicht liegen bleibt“, sagt Lucà. Daher empfiehlt sich: Sieht man schon ein bisschen Schneematsch, sollte man mit Sommerreifen nicht mehr fahren.

Die „O-bis-O-Regel“ hat daher als Faustformel durchaus ihre Berechtigung, dient aber eher zur Orientierung. Ein striktes Festhalten daran und ein verfrühter Reifenwechsel können also im Zweifel dazu führen, dass der Wagen stehen gelassen werden muss.

Boxenstopp in der Werkstatt - oder lieber DIY?

Steht der Zeitpunkt zum Wechsel fest, kommt die nächste Frage: Wechsle ich selbst oder fahre ich in die Werkstatt? „Wer selber wechseln kann, der tut es einfach“, sagt Lucà. Wer das aber nicht will oder kann, fährt in eine Werkstatt. Aber Vorsicht: Einfach hinfahren und wechseln lassen geht oft nicht. Dafür kann der Zulauf in der Werkstatt einfach zu groß sein. Deshalb rechtzeitig planen und einen Termin machen!

Solltet Ihr die Reifen selbst wechseln, achtet unbedingt auf einige Sicherheitsrisiken. Wenn Ihr zum Beispiel den Wagenheber falsch positioniert oder das Fahrzeug nicht stabil genug abstützt, kann es zu einem Unfall kommen. Zudem kann eine unsachgemäße Montage der Reifen zu Problemen wie schlechter Straßenhaftung, ungleichmäßiger Abnutzung oder Reifenpannen führen. Es gibt dazu auch viele gute Anleitungen im Internet, die Euch bei der Durchführung des Wechsels helfen können.

Ganzjahresreifen - eine gute Universallösung?

Wer den Aufwand nicht zweimal jährlich haben will, kann beim Reifenkauf über eine Alternative nachdenken: Sie müssen das „Alpine“-Symbol - ein Berg-Piktogramm mit Schneeflocke - aufweisen, um auch als Winterreifen zu gelten. Zudem sind bis zum 30. September 2024 Reifen mit „M+S“-Kennzeichnung als wintertauglich erlaubt, wenn sie bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt worden sind.

Der Ganzjahresreifen ist aber nur ein Kompromiss. Sommer- und Winterreifen sind für ihre jeweiligen Jahreszeiten die Spezialisten und haben dort ihre Stärken. Der Ganzjahresreifen versucht stattdessen einen Spagat. Er macht vieles richtig, aber nicht alles im Vergleich zu den Spezialisten. Echte Saisonreifen weisen immer bessere Fahrsicherheits-Eigenschaften auf, betont ADAC-Expertin Katja Legner.

Wo, wie und wann - darauf kommt es an

Letztendlich hängt es von Euren individuellen Anforderungen und Eurer Fahrweise ab, ob Ganzjahresreifen für Euch eine gute Alternative sind oder nicht. Wenn Ihr hauptsächlich in gemäßigten Klimazonen fahrt und keine extremen Wetterbedingungen erwartet, können Ganzjahresreifen eine praktische Lösung sein. In Gebieten mit sehr kalten Wintern oder heißen Sommern oder wenn man eine sportliche Fahrweise bevorzugt, sind spezialisierte Sommer- oder Winterreifen möglicherweise die bessere Wahl.

Der Ganzjahresreifen lohnt sich laut Lucà für Menschen, die nur in der Stadt und nicht im Gebirge fahren, keine hohen Geschwindigkeiten erreichen oder lange Wege zurücklegen: „Dann ist das eine gute Sache. Aber er kann nicht mit den Spezialisten mithalten.“ Daher ist es eine individuelle Entscheidung.

Preislich seien die reinen Kosten in etwa gleich mit den Sommer- und Winterreifen. Zwar muss der Satz Ganzjahresreifen nur einmal angeschafft werden, doch er kommt oft ganzjährig auf mehr Kilometer und muss schneller ersetzt werden. „Das Einzige, was man tatsächlich spart, ist der Reifenwechsel, den man bezahlt, die Einlagerungsgebühren und die Zeit“, sagt Lucà.

Winterreifen im Sommer aufbrauchen: eine gute Idee?

Winterreifen im Sommer sind nicht ausdrücklich verboten. Könnte man also Kosten sparen und diese „aufbrauchen“? Vor allem, wenn sie schon weniger als vier Millimeter Profil haben und so nach Ansicht des ADAC nicht mehr wirklich wintertauglich sind.

Nein, laut ADAC ist das keine gute Idee. Denn bei sommerlichen Temperaturen zeigen Winterreifen Schwächen, die sogar gefährlich für einen selbst und andere werden können. Unter anderem die Bremseigenschaften im Trockenen und die Haftung verschlechtern sich gefährlich bei hohen Asphalttemperaturen. „Fährt man aber im Frühjahr noch zwei Wochen mit den Winterreifen rum, macht das im Großen und Ganzen nichts aus“, sagt Lucà. 

as mit Material der dpa

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